Bischof Peter Kohlgraf hat einen Brief zu den Konsequenzen der jüngsten römischen Instruktion für den Pastoralen Weg im Bistum Mainz geschrieben:
Liebe Christinnen und Christen im Bistum Mainz,
am 20. Juli 2020 hat die Kongregation für den Klerus die Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ veröffentlicht.
Ich weiß, dass diese Instruktion viel Unverständnis und auch Verärgerung ausgelöst und mit Blick auf den Pastoralen Weg zu großer Verunsicherung geführt hat. Viele stellen sich die Frage, welche Folgen sich daraus für den Pastoralen Weg ergeben, ja mehr noch: ob unsere bisherigen Überlegungen zur Neuausrichtung der pastoralen Strukturen überhaupt eine Chance auf Umsetzung haben.
Kurz nach dem Erscheinen der Instruktion habe ich eine erste, öffentliche Stellungnahme abgegeben und auch einige kritische Anfragen dazu geäußert. Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich derzeit noch keine umfassende Einschätzung vornehmen kann, welche Auswirkungen die Instruktion für uns im Bistum Mainz haben wird. Dazu ist es notwendig, das Dokument noch tiefergehend und in seinen Einzelheiten zur Kenntnis zu nehmen. Insbesondere will ich die Beratungen mit den anderen Bischöfen im Ständigen Rat der Bischofskonferenz abwarten und in die Überlegungen einbeziehen. Auch die Beratung mit den übrigen Verantwortlichen in der Bistumsleitung und mit Fachleuten des Kirchenrechts ist mir sehr wichtig.
Ich kann Ihnen versichern, dass der Pastorale Weg nicht in Frage steht. Ich bin davon überzeugt, dass wir einen guten Weg eingeschlagen haben, der sowohl dem Evangelium als auch den Menschen unserer Zeit gerecht wird.
Es wird bei den weiteren Schritten darauf ankommen, genau zu überlegen, wie wir der pastoralen Situation vor Ort gerecht werden und zugleich die kirchenrechtlichen Vorgaben einhalten können. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass es uns gelingen kann, gute Lösungen zu finden.
Vieles von dem, was die Instruktion anspricht, haben wir schon jetzt im Blick, so insbesondere die missionarische Grundausrichtung der Pfarrei mit der zentralen Bedeutung der Eucharistie und der Evangelisierung als Grundauftrag. Das Ziel des Pastoralen Weges war und ist es, gute Formen zu finden, wie wir den Glauben auch in Zukunft teilen können.
Auch die Bildung der größeren Pfarreien als Gemeinschaft von Gemeinschaften ist weiterhin richtig und wichtig. Dabei schauen wir – ganz im Sinne der Instruktion – intensiv auf die Pastoral- und Sozialräume vor Ort und suchen Wege der Beteiligung der Gremien und Gemeinden. Die Instruktion betont auch noch einmal, dass die Leitung der Pfarrei beim Pfarrer als ihrem eigenen Hirten liegt.
Unbeschadet dieser rechtlichen Stellung des Pfarrers, die nicht in Frage steht, werden wir geeignete Formen finden, Verantwortung zu teilen.
Mir ist bewusst, dass die römische Instruktion für viele von Ihnen entmutigend wirkt, vor allem für diejenigen, die sich in den vergangenen Monaten als Haupt- oder Ehrenamtliche intensiv für den Pastoralen Weg engagiert haben. Ich bitte Sie sehr: Lassen Sie sich nicht entmutigen und setzen sie sich weiter für den Pastoralen Weg ein! Wir sind darauf angewiesen, dass viele die Kirche in unserem Bistum mitgestalten, heute und wohl noch mehr in der Zukunft. Für alles, was Sie tun, für jeden einzelnen und jede einzelne, der oder die sich einbringt, bin ich sehr dankbar. Ohne Sie geht es nicht.
Gottes Segen!
Ihr
Bischof von Mainz