In der Besetzung Chor, Bläser und Orgel (Komponist: Gerhard Fischer-Münster) in St. Stephan uraufgeführt
Knapp sechs Minuten dauerte die Uraufführung des Werks „Gottes Verheißung nach der Sintflut" von Gerhard Fischer-Münster im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes am 26. Mai 2019 in St. Stephan. (Link zu https://www.youtube.com/watch?v=9s9R3dRTus8&spfreload=5). Der Text der „Verheißung" entstammt der Genesis, dem ersten Buch des Alten Testaments (konkret: Gen. 8,21-22 und 9, 9-13). Hier wird erzählt, wie Gott nach der großen Flut mit Noah und seinen Nachkommen, also uns Menschen, den Ewigen Bund schließt.
Der Komponist selbst bezeichnete den Gottesdienst, den Gemeindepfarrer Stefan Schäfer zelebrierte, als „einen zeitnahen und bewegenden Aufruf zu Menschlichkeit und Friedfertigkeit." Den Mitwirkenden schrieb Fischer-Münster ins Stammbuch: „Die Chöre St. Stephan und St. Alban, der Bläserkreis St. Stephan unter den Leitungen von Heinz Lamby und Martin Bäßler sowie der Organist Hans-Gilbert Ottersbach haben die hervorragende Interpretation zu einem besonderen Ereignis gemacht."
Doch warum dauerte es nochmals über 30 Jahre von der Entstehung des Werks bis zur Uraufführung? – Wir blättern zurück: Im Jahr 1984, noch zu Lebzeiten von Marc Chagall, wird der Komponist Gerhard Fischer-Münster in St. Stephan von den Fenstern mit ihren alttestamentarischen Motiven sowie der Botschaft von Frieden und Aussöhnung zu der zweisätzigen Komposition inspiriert. Auch die Besonderheit des übergroßen Nachhalls in St. Stephan – das zeigt sich bei der Uraufführung – berücksichtigte der Komponist in seinem Werk.
Mit seinem Kollegen am Mainzer Peter Cornelius Konservatorium und damaligen Leiter des Bläserkreises der Gemeinde Hans Gerards vereinbart Fischer-Münster, dass die Uraufführung in St. Stephan durch den Bläserkreis und den Kirchenchor der Gemeinde erfolgen solle. Am 28. März 1985 ruft der „Herr der Väter" (wie Monsignore Klaus Mayer es in Bildern des Alten Testaments ausdrücken würde, Marc Chagall im biblischen Alter von 97 Jahren „heim ins Himmlische Jerusalem". Damit war das Werk und seine Uraufführung erst mal auf Eis gelegt. Als der Gründer und Leiter des Bläserkreises Hans Gerards 1998 dann überraschend stirbt, lässt Fischer-Münster das längst veröffentlichte Notenmaterial dann endgültig ruhen.
Aufgeklärte Zeitgenossen nennen es ‚glücklichen Zufall', von der Universalität Gottes überzeugte bibelfeste Christen bezeichnen es (gemäß 1. Korintherbrief 15,28 à Gott ist Alles in Allem) als ‚göttliche Fügung'. Wie dem auch sei: Im Mai 2018 geben der Organist Peter Paulnitz, die Altistin Brigitte Wolter und der Trompeter Martin Bäßler in der evangelischen Kirche Gonsenheim ein Konzert. Die Sängerin nimmt ein Stück von Fischer-Münster in ihr Programm; der Komponist wohnt dem Konzert dann als Zuhörer bei. Im Anschluss spricht er den Trompeter Bäßler an: „Sie sind doch ein ehemaliger Schüler von Herrn Gerards und leiten aktuell den Bläserkreis von St. Stephan." Damit ist das in jeder Hinsicht zeitlose Projekt (wobei doch schon allein die Kunst als zeitlos gilt...) zum Leben erweckt.