Einführung des neuen Pfarrteams der Pfarreien St. Ignaz, St. Peter-St. Emmeran und St. Stephan.

Begrüßungsrede von Christoph Stillemunkes, dem Vorsitzenden des gemeinsamen Pfarrgemeinderates St. Stephan und St. Ignaz

Kerze Neues Pfarrteam (c) R. Hammes
Kerze Neues Pfarrteam
Datum:
So. 6. Sept. 2020
Von:
Pfarrbüro

Sehr geehrter Herr Dekan Kölzer,
liebe Schwestern und Brüde,
meine Damen und Herren,

im Namen des Pfarrgemeinderats St. Ignaz und St. Stephan begrüße ich Sie alle sehr herzlich zur heutigen feierlichen Einführung des neuen Pastoralteams der Pfarreien St. Ignaz, St. Peter-St. Emmeran und St. Stephan.

Ein besonders herzliches Willkommen gilt Ihnen, lieber Herr Pfarrer Winter, und Ihnen, lieber Herr Pfarrer Zepezauer, sowie Ihnen, liebe Frau Dulisch und lieber Herr Ickstadt, die Sie künftig auch in St. Peter tätig sein werden. Wir freuen uns darauf, dass Sie Ihren Dienst in unseren Gemeinden ausüben werden, und empfangen Sie mit offenen Armen und Herzen.


Der PGR und die Gemeinden von St. Ignaz und St. Stephan sind erst dabei zusammenzuwachsen. Daher widme ich mich heute vorwiegend St. Stephan, beim Willkommensgottesdienst am nächsten Sonntag wird St. Ignaz im Mittelpunkt stehen.

Vor fast 55 Jahren endete das II. Vatikanische Konzil. Dieser Jahrestag hat mich dazu veranlasst, die Gemeinde aus dem Geist dieses Konzils zu beschreiben und davon ausgehend auf Aufgaben der Zukunft einzugehen. Vieles gilt ebenso für St. Ignaz. Da die Kirche gern in Bildern von Braut und Bräutigam spricht, spreche ich gewissermaßen über die Mitgift.

Das Konzil hat sich mit der „Kirche in der Welt von heute“ befasst und Vorstellungen entwickelt, wie sie gestaltet werden soll, um der Würde des Menschen als Ebenbild Gottes zu entsprechen. Dabei erhebt es die Forderung „untereinander in Gerechtigkeit und Liebe den Frieden zu festigen und all das bereitzustellen, was dem Frieden dient“. Genau das ist das Anliegen dieser Kirche, die von Erzbischof Willigis vor 1000 Jahren zur Gebetsstätte für den Frieden bestimmt wurde. Wir verstehen das als Auftrag, uns für Gerechtigkeit, die Beteiligung aller am wirtschaftlichen Fortschritt, für die Armen, für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen und eine bessere Welt zu schaffen.

Ein neues Kapitel hat das Konzil im Verhältnis zum Judentum aufgeschlagen. Jahrhundertelang hatten sich Kirche und Christen an den Juden versündigt und schwere Schuld auf sich geladen. Dagegen beschreibt das Konzil in „Nostra aetate“ das Judentum als Wurzel des Christentums, hebt die Herkunft Jesu und der Apostel aus dem Judentum hervor, bekennt sich zum gemeinsamen geistlichen Erbe. Das genau finden wir in den Fenstern des jüdischen Künstlers Marc Chagall mit ihren Motiven aus der Hebräischen Bibel, also aus diesem Grund des Christentums. Kann man schöner zum Ausdruck bringen, dass die „Wurzel dich trägt und nicht du die Wurzel“ (Röm 11,18)? Darin liegt eine große Chance, den vielen Besuchern die biblische Botschaft nahezubringen. Mit den Fenstern wurde uns nach den Gräueln des Kriegs und des Holocaust ein Zeichen der Versöhnung geschenkt, das uns verpflichtet, jeder Form des Antisemitismus entgegenzutreten, eine Aufgabe leider von brennender Aktualität!

Zur Einheit der Christen hat das Konzil neue Wege eröffnet. Statt der Unterschiede werden Gemeinsamkeiten hervorgehoben, die Spaltung wird als Ärgernis gewertet und nicht mehr nur einer Seite angelastet. Ängstliche Abwehr (T. Schneider) gegenüber ökumenischen Bemühungen sind dem Aufruf an die Gläubigen gewichen, „mit Eifer an dem ökumenischen Werk teilzunehmen“. Das nehmen wir ernst und versuchen unseren Beitrag dazu in der Zusammenarbeit mit der Altmünstergemeinde zu erbringen. Ich freue mich sehr, dass Pfarrer Hendrik Maskus nachher zu uns sprechen wird.

Laien – das wird vom Konzil betont – sind „des priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes Christi“ teilhaftig und Träger der gleichen Würde aller Gläubigen. Neben ihrer Tätigkeit in der Welt nehmen sie an der Heilssendung der Kirche teil. Das Gemeindeleben ist ohne deren Engagement nicht denkbar. Ohne sie gäbe es diese Vielfalt nicht. 
Für die Zukunft, gerade auch für den pastoralen Weg, ist der Beitrag der Laien von entscheidender Bedeutung. Es ist deshalb töricht, sie herabzusetzen und zu entmutigen.
Ein Wort zu den Frauen: Unter den Abstimmungsberechtigten des Konzils war leider keine Frau. Dennoch haben viele Frauen auf die Beratungen eingewirkt. Frau Dr. Regina Heyder aus unserer Gemeinde hat das durch eine wichtige Publikation ins Bewusstsein gehoben. Zum Thema „Stellung der Frau“ wird der synodale Weg hoffentlich zu einem Ergebnis kommen, das der gleichen Würde der Frau gerecht wird.

Aggiornamento war das Leitwort des Konzils: Verheutigung, also die Bereitschaft, sich auf das Heute und moderne Entwicklungen einzulassen. Das ist auch heute der richtige Weg: Wir brauchen Erneuerungsbereitschaft, wir brauchen den Dialog mit der modernen Welt, mit den Menschen von heute und ihren Fragen und Anliegen, auch mit den Menschen, die aus einem „unchristlichen Milieu“ (Karl Rahner) stammen.

Nach diesem Versuch der Verortung nochmals zum heutigen Anlass:

Auch wenn man kein priesterzentriertes Kirchenbild verfolgt, stellt der Wechsel eines Pfarrers einen wichtigen Einschnitt dar. Er kommt selten vor, zumindest in St. Stephan. Seit 1946 zählen wir nur vier Pfarrer: Adolf Jäger, Klaus Mayer, Egon Retsch und Stefan Schäfer. Vier waren es in St. Ignaz schon während der Lebenszeit eines unserer jüngeren Mitglieder; in St. Peter wirkten seit dem Krieg m.W. acht Pfarrer. Die durchschnittliche Amtszeit betrug achtzehn Jahre. Ich weiß nicht, ob Sie (lieber Herr Winter, lieber Herr Zepezauer) das eher erschreckt oder motiviert. Sie können aber sehen, dass Pfarrer hier einen guten Stand haben und wir sie nicht aufgeben. Jedenfalls nicht freiwillig.

Sie beide bringen Ihren persönlichen Hintergrund, Ihre Lebenserfahrungen, Ihre Erkenntnisse aus der Tätigkeit an Ihren bisherigen Wirkungsstätten und die dazu angestellten Reflexionen mit. Wenn ich bei Ihnen, Herr Pfarrer Winter, nur an die Arbeit in und mit mehreren Gemeinden erinnern darf, und bei Ihnen, Herr Pfarrer Zepezauer, an Ihr Wirken im Ökumenischen Zentrum Darmstadt. Was Sie an Einsichten gewonnen haben, nehmen wir gern auf. Denn Offenheit, Dialogfähigkeit und Erneuerungsbereitschaft verlangen wir nicht nur von anderen. Diese Haltung nehmen wir auch selber ein. Deshalb empfangen wir Sie mit offenem Geist und offenem Verstand.

Wir sind zuversichtlich, dass wir damit auch die vor uns liegenden Herausforderungen meistern werden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und damit auch uns Erfolg und Freude bei der Arbeit und Gottes reichen Segen.

Und nun darf ich das Wort an Herrn Andreas Wegerich, den Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats der Pfarrei St. Peter-St. Emmeran, weitergeben und ihn um seine Begrüßung bitten.

Einführung Neues Pfarrteam am 06.09.2020 16 Uhr in St. Stephan

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