Er hinterlässt uns ein Erbe ungeheurer Strahlkraft. Nehmen wir es dankbar an.

Nachruf von Ariann Faupel-Ziehmer, Vorsitzende des Vereins Biblische Botschaft Marc Chagall in Mainz e.V.

Requiem Msgr. Klaus Mayer (c) R. Hammes
Requiem Msgr. Klaus Mayer
Datum:
Di. 27. Dez. 2022
Von:
Ariann Faupel-Ziehmer

Mainz, 23.12.2022


Sehr geehrte Angehörige,
sehr verehrte Frau Seelig,
sehr geehrte Trauergemeinde!

Der Verein Biblische Botschaft Marc Chagall trauert mit Ihnen um den schmerzlichen Verlust von Monsignore Klaus Mayer. Wir drücken Ihnen unsere tiefe und aufrichtige Anteilnahme aus.
Klaus Mayer war der Gründer und langjährige Vorsitzende des Vereins es war seine Intension, einen Verein ins Leben zu rufen, der sich zur Aufgabe macht, die Biblische Botschaft zu vermitteln und den Erhalt der Chagall-Fenster zu unterstützen. Bis zuletzt hat er als Ehrenvorsitzender die Geschicke des Vereins vollen Herzens gefördert.
Er hatte großen Mut, als er den ersten Schritt wagte, den zu dieser Zeit bereits weltberühmten Künstler Marc Chagall zu fragen, ob er ein Fenster für St. Stephan schaffen würde.
Er hatte die Ausdauer, auf die Antwort zu warten eine lange Durststrecke, die zu überwinden war es dauerte mehr als drei Jahre, bis das Schreiben von Vava Chagall einging, ihr Mann Marc arbeite an einem Entwurf.
Monsignore hat es als eine „Zeit des Hoffens und Bangens“ bezeichnet, in der er nie aufgehört hat, zu korrespondieren und den persönlichen Kontakt zu dem Künstler zu halten.
Er war getragen in der Zuversicht, dass das Vorhaben in den richtigen Bahnen verlaufen würde. In einem Interview zum 40. Jubiläum des mittleren Chorfensters sagte er über die Entstehungsgeschichte der Fenster: „Es ist absolut ein Geschenk Gottes und eine Geschichte der Fügungen“. Er selbst war sehr dankbar dafür.

Das Ergebnis ist ein Gesamtkunstwerk eines jüdischen Künstlers in einer christlichen Kirche in Deutschland und ein Lebenswerk eines katholischen Priesters mit jüdischen Wurzeln.
Ein Zeichen der Verbundenheit von Juden und Christen, der Völkerverständigung und Freundschaft der ehemals verfeindeten Staaten Frankreich und Deutschland. Ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung.
Es war Klaus Mayer bewusst, dass dieses Werk weitreichende Dimensionen hat. Er hat in seinen Meditationen, derer es im Laufe seines Wirkens in St. Stephan über 4.000 waren, immer wieder die Biblische Botschaft der Fenster verkündet. Ausdrucksstark und eloquent hat er die Zuhörerinnen und Zuhörer begeistert - er hat die Geschichten der Bilder in den Fenstern in einer Weise erzählt, als erzählten die Fenster selbst ihre Geschichte.
Er hat die Tiefe der Biblischen Botschaft der Fenster eröffnet, die bis in den gesellschaftlichen Kontext hineinreicht und predigte zeitlebens „Wider das Vergessen“ des Naziterrors im Dritten Reich - hat er doch selbst als Kind und Jugendlicher Ausgrenzung und Verfolgung als Sohn eines jüdischen Vaters erlebt.
Sein Wirken hat St. Stephan zur Friedenskirche werden lassen ganz im Sinne der Bestimmung des ehemaligen Stiftes St. Stephan.
Er hinterlässt uns ein Erbe ungeheurer Strahlkraft. Nehmen wir es
dankbar an.

Ariann Faupel-Ziehmer
Vorsitzende des Vereins Biblische Botschaft Marc Chagall in Mainz e.V.