Spirituell, kulturell und caritativ

Eine Gemeinde im Spiegel einer 45-minütigen TV-Produktion

Andreas Berg (c) Hr. Kirsch
Andreas Berg
Datum:
Fr. 18. Jan. 2019
Von:
Siegfried Kirsch
Film Preview Roter Teppich (c) R. Hammes
Film Preview Roter Teppich
Wer sieht sich nicht  gern mal im Fernsehen?
Diese Neugier, aber auch das Interesse an den Aktivitäten der Gemeinde, zu der man gehört, war für viele ein Beweggrund, am 17. Januar in die benachbarte Mensa der Willigis-Schule zu gehen und sich eine TV-Produktion anzusehen, die der Südwestrundfunk im vergangenen Herbst hergestellt hatte.
„Der Himmel auf Erden – Kirchen im Südwesten“ ist der Titel der Reihe, in der besondere Gotteshäuser im Sendegebiet des SWR vorgestellt werden. Der Jahresauftakt sollte der Film über St. Stephan sein.
Das Fazit vorweg: Regisseur Andreas Berg gelang es, einen guten Überblick über das rege spirituelle, caritative und kulturelle leben der Gemeinde auf dem Stephansberg zu geben, zusammen mit der einfühlsamen Darstellung der Aktivitäten und den vertiefenden Kommentaren der Beteiligten. Pfarrer Schäfers stellte dabei fest mit Blick auf den  gegenwärtigen Umbruch der Kirche, dass das bisherige Modell der Gemeinde als territoriale „Heimat“ vieler Mitglieder durch die Mobilität und das Auswahldenken in Frage gestellt wird und Gemeinden darauf eine Antwort finden müssten. Ob es die Atmosphäre eines Kirchenraums, die Predigt des Pfarrers oder die räumliche Nähe der Kirche ist, manches ist heute vielen wichtiger als die räumliche Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinde.
In der Messdienerstunde mit Gemeindereferentin Kerstin Aufeinander lernten die Jungen und Mädchen nicht nur ihre gottesdienstlichen Aufgaben kennen, sondern vergnügten sich auch mit gemeinschaftsbildenden Spielen. Beim „Mittagstisch“ ließen sich Bedürftige und Obdachlose in der Mensa fürstlich bewirten; Frau Vinz berichtete von dankbaren Gästen und vom „Personal“, das für den Einkauf, die Zubereitung, das Servieren, das Spülen und die anderen Tätigkeiten viel Zeit und Phantasie aufbringt und immer wieder auf neue Freiwillige hofft. 
Dass die Chagall-Fenster in einem Film über St. Stephan nicht fehlen dürfen, liegt auf der Hand. Wie der Künstler vor 40 Jahren von Pfarrer Klaus Mayer für das Werk gewonnen wurde, wie die ersten Fenster eingebaut wurden, wie ihre alttestamentlichen Szenen im leuchtenden Blau den Raum prägen, das alles zeigten frühere Filmausschnitte und aktuelle Aufnahmen in eindrücklichen Bildern.
Auch wer noch nie die 200 Stufen zu den Glocken und der Türmerwohnung  genommen hatte, konnte bei einer Führung mit Siegfried Kirsch erfahren, wie der Türmer Hermann Caspar Schneider sein einsames Leben – als Ehemann und als Witwer – in fünfzig Meter Höhe 50 Jahre lang fristete; Ulrike Glatz nahm historisch Interessierte mit zu einem Rundgang durch den 500 Jahre alten, versteckt liegenden Kreuzgang. 
Eine Filmsequenz widmete sich einer Sitzung des Pfarrgemeinderates unter der Leitung von Maria Blumers, eine andere der Entstehung des jährlich erscheinenden Stadtteil-Magazins „Gott und die Welt“ mit Reporterin Annette Hoth.
Und die Ökumene kam auch nicht zu kurz. Entstanden aus einer persönlichen Freundschaft  der beiden Pfarrer, dem von St. Stephan, und Pfarrer Hendrik Maskus von der evangelischen Altmünstergemeinde, hat sich eine Gemeinschaft der Pfarreien entwickelt, die sich in gemeinsamen Gottesdiensten (am Buß- und Bettag), geselligen Veranstaltungen (Sommerfest und Studienreisen) und caritativen Diensten („Mittagstisch“) zeigt.
Die TV-Produktion fand in der Runde großen Anklang; reger Applaus dankte den Machern, dem Regisseur  Andreas Berg und seinen Mitstreitern vom SWR.