Szene-Viertel Gaugass

Die Gaugassen- Gastronomie wird größer und bunter.

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Datum:
Mo. 11. Feb. 2013
Von:
Siegfried Kirsch
Die Jahre, in denen es in der Gaugass fünf Metzgereien gab (das muss in den Fünfzigern gewesen sein), sind wohl endgültig vorbei. Nicht eine einzige findet heute der fleischessende Käufer mehr.

Dafür hat sich diese 350 m lange, steile Straßenbahnstrecke in den letzten Jahrzehnten in ein kreatives Galerienviertel verwandelt, das seinesgleichen sucht in Mainz. Sein dritter Schwer- und Anziehungspunkt ist nach der Stephanskirche und der Kunst die Gastronomie geworden, die stolze 12 Variantenaufweist, die Bäckerei und die Pizzastationen nicht mitgezählt. Also durchschnittlich alle 30 Meter ein Ort zur Stärkung.

Die dicke Lilli hat rote Wangen

Die neuesten Einkehrmöglichkeiten zwischen Andau und Gautor sind "Dicke Lilli" und für Weinkenner das "Wangenrot". Der lang leerstehende Laden im neuen Schottenhof ist nun Weinbar und Vinothek!

Platz für 40 Gäste bietet der freundliche, in modern nüchternem Stil gehaltene Gastraum, und der dazugehörige historische Gewölbekeller nochmals für 50. Also auch genügend Raum, um zu privaten Feiern hierher einzuladen. Angelika Deserno und ihr Partner Dr. Harmut Zöbelein bieten in Vinothek und Gastraum eine breite Palette erlesener, aber auch täglich zu genießender Weine aus Italien, Frankreich und Deutschland, und dabei nicht ausschließlich rheinhessische. Und die Speisekarte kann sich sehen lassen. 

Wem spanische Weine mehrzusagen, kann sich gegenüber beim Weinladen "Bodega Iberica" eindecken oder einschenken lassen, mit argentinischen wird er im Gulaschhaus etwas weiter oben gut bedient.

Zucchini-Tarte statt Schwarzwälder Kirsch 

Als regelrechter Knüller hat sich die "Dicke Lilli" entpuppt. Unübersehbar am Ende der Arkaden die großen Fenster des Jugendstilhauses an der Ecke der Breidenbacher Straße:sehen und gesehen werden im Retrostil-Café des Familienbetriebes Kohl. Oft genug ist er gerammelt voll, so dass manche auf dem Bürgersteig auf freie Plätze warten müssen. Ganz im Trend zu Omas Zeiten stehen viele selbst gebackene und gekochte Hungerstiller auf der Speisekarte. Bio-Kaffee, Körnerbrot und Zucchini-Tarte lassen Lust auf Schwarzwälder Kirsch nicht aufkommen. Das Publikum könnte gemischter nicht sein; dass die weibliche Hälfte der Menschheit stärker vertreten ist als die andere, ist nicht von Nachteil. Im Sommer werden Freiluftfreunde bedauern, dass das Trottoir vor dem Café so schmal ist; besonders wenn die Straßenbahn vorüberrauscht.

Nichts als Kaffee, den aber üppig

Originell und ähnlich flippig wie die "Lilli" wird sich in Kürze die "Kaffeekommune Zwei" in der Nähe des Bäckers, genauer Gaustraße 10 präsentieren. Schon vor einem Jahr konnten Kaffeefreunde - aber nur für fünf Wochen - diese "Werkstatt für Kaffee" testen; sie war im heutigen "Lilli" eingerichtet worden. Wer sich dort den Türkentrank einschenken ließ, musste aber auf Zucker und Milch verzichten; denn nichts als das reine Bohnenprodukt war in diesem Spezialitätenkabinett erlaubt.

Den Start der beiden "Startups", Sebastian & Paul, erleichterten die "Wirtschaftsjunioren Mainz", ein Verband junger Unternehmer und Führungskräfte, der dem Konzept der Kaffeekünstler den ersten Preis eines Wettbewerbs zuerkannten. Darin war nach "einer schlüssigen und innovativen Geschäftsidee und ihrer Machbarkeit" gefahndet worden. Der Preis, den Paul Bonna einheimste, war der mietfreie Laden in der oberen Gaugass.
Die Planung steht, die Einrichtung läuft, Eröffnung im März.