Von tausend Obdachlosen: nur 50 sichtbar

Die Pfarrer-Landvogt-Hilfe und die Gemeinde St. Stephan

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Datum:
Mo. 10. Juni 2013
Von:
Siegfried Kirsch
Wer durch die Mainzer Innenstadt schlendert, stößt an jeder dritten Straßenecke auf einen Bettler. Da sind die altvertrauten Gesichter mit Stammplatz, die abgerissenen Hundebesitzer mit Flasche im Rücken oder die in Demutshaltung schaukelnden Südosteuropäer. Doch Obdachlose sind das meistens nicht.

In einem Vortrag über die Armut in Mainz und die Pfarrer-Landvogt-Hilfe sprach Guido Meudt von einer großen, unsichtbaren Mehrheit der Menschen ohne Wohnsitz im Vergleich zu denen, die in der Öffentlichkeit als verwahrlost in Erscheinung treten.

Der langjährige Vorsitzende des eingetragenen Vereins schilderte vor einem hauptsächlich aus Kolpingsmitgliedern bestehenden Kreis auf der Zitadelle den Weg, den jugendlich begeisterte Christen vor 30 Jahren gegangen sind, um ihren Glauben auch in die Tat umzusetzen.
Nach zahllosen Versuchen besonders der letzten zehn Jahre, ein endgültiges und menschenwürdiges Domizil und eine Anlaufstelle für Wohnungslose zu schaffen, hat sich der Verein, der 150 Mitglieder zählt, nun in ehemaligen Verwaltungsräumen auf der Zitadelle etabliert.

Zwei Säulen der Zuwendung 

Dabei unterschied Meudt zwischen zwei Säulen der caritativen Aktivitäten.
Die „Teestube" als „versorgendes Angebot" ist jeden Tag des Jahres geöffnet; hier erhalten die Besucher, deren Zahl täglich zwischen 30 und 60 schwankt, einfache Mahlzeiten, hier können sie sich etwas selbst kochen, ihre Wäsche waschen, die Duschen benutzen, sich mit Kleidung (aus dem Kleiderlager) versorgen, sich zurückziehen, nicht aber übernachten. Für Notfälle beim Übergang in ein normal bürgerliches Leben stehen acht Schlafplätze bereit.

Die zweite Säule des Hauses ist die „Starthilfe", professionelle Beratung bei Behördengängen, bei gesundheitlichen Problemen, bei der Wohnungssuche, bei der Schuldenregulierung und Konflikten.

Pfarrgemeinde und tätige Caritas 

Auch wenn die Umbauarbeiten über eine Million Euro verschlangen, so war des dem Verein gelungen, mit großen Anstrengungen viele Spenden einzuwerben. Der Unterhalt der Einrichtung und die Bezahlung der drei fest angestellten Sozialarbeiter erfordert jedoch weitere Summen, die aufgebracht werden müssen.

Deshalb hat sich der Pfarrgemeinderat in seiner letzten Sitzung am 5. Juni mit einer "Partnerschaft" zwischen Gemeinde und PLH befasst. Die Zitadelle liegt auf dem Bezirk der Pfarrei St. Stephan, womit sich Möglichkeiten einer Zusammenarbeit von selbst anbieten.
Das Protokoll der PGR-Sitzung ist HIER nachzulesen.