„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!“

St. Stephan als beliebtester Touristenmagnet

Hochschule für Musik Mainz (c) Hochschule für Musik Mainz
Hochschule für Musik Mainz
Datum:
So. 24. Juni 2018
Von:
Siegfried Kirsch
Logo St. Stephan (c) Logo St. Stephan
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Die Tausenden von Touristen, die Mainz auf ihren Reisen die Ehre erweisen, sind für die Stadt eine bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Mit größter Aufmerksamkeit verfolgt das Wirtschaftsdezernat der Stadtverwaltung die Größe und Bewegungen der Besucherströme; die Hoteliers, die Geschäftsleute und die Gastronomen registrieren genau, in welchen Monaten und zu welchen Anlässen – ob Kongresse, Volksfeste, Ausstellungen oder überregionale kulturelle Ereignisse – Passagierschiffe anlegen oder die meisten Hotelzimmer gebucht werden. Und alle hoffen, dass die auswärtigen und oft ausländischen Scharen den Wohlstand der Stadt steigern und den hohen Schuldenstand senken.

An touristischen Magneten ist die Stadt nicht arm. Während Volksfeste und andere Großveranstaltungen meist über das Sommerhalbjahr zeitlich verteilt sind, bilden die Museen, Kirchen und historischen Besucherziele eine konstante Größe in der Anziehungskraft von Mainz: Sie sind immer da.

Welchen Platz nimmt St. Stephan in der Stadt ein?

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen." Er kann es nicht nur, er muss es. Der Drang, das neue Erlebte anderen mitzuteilen, ist einfach zu groß. Der kleine Nebeneffekt der Reiseberichte, sich im Glanz eines Vielfliegers und Globetrotters sonnen zu können, nimmt man gern in Kauf. Dieses elementare Mitteilungsbedürfnis macht sich seit Jahren ein Internetportal zu nutze, indem es Touristen die kostenlose Möglichkeit bietet, ihre Erlebnisse zu beschreiben und Tausenden anderen zugänglich zu machen. „Tripadvisor" nennt sich die Seite, also Reise-Berater. Was Hunderten von Besuchern einer Stadt gefallen hat, kann nicht schlecht sein, so die Überlegung, und wird sicher von anderen bei der Reisevorbereitung gewürdigt werden. Dass Hotels, Handel und Gewerbetreibende aus der Reisebranche ihre Dienste dort anbieten, dient der Finanzierung der Seite.

Was lässt sich nun den Kommentaren der Besucher zu den Mainzer Sehenswürdigkeiten (in fast allen Sprachen der Welt) entnehmen? Welche Stellung nimmt hier die Stephanskirche ein?
Vorausgeschickt sei, dass die Einschätzungen nicht unbedingt repräsentativ für alle Besucher sind. Denn nur Schreibkundige und Kommunikative werden sich die Mühe machen, nach einer Reise die guten und schlechten Eindrücke festzuhalten und (anonym oder offen) dem Internet anzuvertrauen.
Die Seite zählt dabei eifrig in absoluten Zahlen oder Prozentwerten, wie viele Besucher welchen Ort für wie lohnend finden, so dass dieser einen Platz auf der Qualitätsskala von „ausgezeichnet" bis „ungenügend" erhält. Aufgelistet sind 77 „Aktivitäten", sprich Besucherziele, wobei nur die ersten 30 statistisch von Bedeutung sind, weil danach die Bewertungsgrundlage mit 10 Stimmen immer niedriger wird.

Ganz oben auf der Rangliste

Um das wichtigste Ergebnis vorauszuschicken:
St. Stephan ist mit Abstand die beliebteste Sehenswürdigkeit von Mainz.

Nur der Dom vereinigt auf sich mehr Kommentare (1075; St. Stephan 735), was sich durch den etwas außerhalb der Stadtmitte gelegenen Standort von St. Stephan erklärt.
Es bringt es aber zum Spitzenplatz durch die Qualität der Bewertungen, die die Besucher abgeben:
95 % finden die Kirche mit den Chagall-Fenstern „ausgezeichnet bzw. sehr gut"; ein solches Loblied wird auf kein anderes Ziel in der Stadt gesungen. Die Hälfte der kommentierenden Besucher sind deutschsprachig, die anderen sprechen Englisch, Japanisch, Chinesisch, Italienisch, Russisch, Französisch.
Den stärksten Eindruck auf die meisten Besucher vermittelt gleich beim Eintritt der in Blau getauchte Kirchenraum. Die Fenster werden durchgängig mit Superlativen wie „unglaublich, bestürzend, spektakulär" bedacht. Aber auch der Kreuzgang findet, wenn auch für viele zunächst unsichtbar, großes Gefallen.
Zwei noch moderat formulierende Wertung im März und Juni:

„Ich ging mehr aus Neugier diese Kirche ansehen, da ich wissen wollte wie sich eine kleine Kirche hier bei tripadvisor in Mainz als Top-Attraktion platzieren konnte.

Von außen eine Kirche wie viele, aber schon beim Hineingehen wird man von der Schönheit der Architektur erschlagen. Die Chagall-Fenster haben definitiv etwas!!! ... Künstlerisch absolut großartig.
Eigentlich wollte ich auch schon nach 20 min glücklich und überzeugt meines Wegs gehen, doch da fiel mir die Tür zum Kreuzgang auf. Der Kreuzgang, ein architektonisches Juwel, ich lief da mit offenem Mund umher und hab jeden Stein und Winkel fotografiert. In solchen Momenten hätt ich gern ne Kamera die schöne Bilder macht. Der Besuch hat sich gelohnt."

Eine andere Stimme aus dem Juni:

„Die Fenster von Marc Chagall in St. Stephan war das eigentliche Ziel des Besuches.
Doch die dort gezeigte Ausstellung des Künstlers Shahid Alam "Kalligraphie als Brücke zwischen Orient und Okzident" haben den Besuch sehr spannend werden lassen. Ein sehr mutige Idee, daher so faszinierend! Unbedingt anschauen!"

Die große Aufmerksamkeit, die die Kirche bei den Besuchern findet, ist der Gemeinde eine Verpflichtung, sie in ihrer Schönheit zu erhalten und jedem eine Ahnung für den Zweck, zu dem Kirchen gebaut wurden, mit auf den Weg zu geben. 

 

Bilder Startseite St. Stephan (c) M. Hammes
St. Stephan (c) S.Kirsch