Schmuckband Kreuzgang

Und das Wort ist Fleisch geworden…

Liebe Schwestern und Brüder im Pastoralraum Wetterau Mitte!

 

Wir gehen gemeinsam auf Weihnachten zu. Eine Zeit der Stille, die uns vorbereitet, auf den, der unsere Stille erfüllt. „Und das Wort ist Fleisch geworden...“ werden wir Weihnachten wieder hören. Dieses Bild aus dem Johannesevangelium ist ja nicht ganz einfach. Der Evangelist versucht darin auszudrücken, was uns die Krippe von Bethlehem in der Tiefe seiner Bedeutung sagen will. Es ist das Wort, von dem es heißt, dass es im Anfang war und dass es Fleisch geworden ist. Und die große Frage ist: Werden wir es hören?

 

Richtiges Hören geschieht ja nicht einfach so automatisch wie von selbst. Es geht nicht um ein passives Überrolltwerden vom Lärm der Welt. Ganz im Gegenteil: Wir alle wissen: Wer zugelärmt wird, reagiert sehr schnell mit Taubheit. Hören ist Hinhören - ein aktiver Prozess der Erwartung - der Erwartung nämlich, dass da ein Wort an mich gerichtet ist, das sich lohnt, nicht verpasst zu werden. Der Advent lässt uns neu hinhören. Und der Künstler Toni Zenz hat diese Erwartung in einer Bronzeskulptur ausgedrückt, die den Ambo - also den Ort der Verkündigung - in St. Gereon in Köln schmückt. Die Figur heißt bezeichnenderweise „Der Hörende“. Und sie macht deutlich, was es braucht, damit das Wort uns in Fleisch und Blut übergehen kann: Wir müssen Hörende werden.

 

Das Wort findet im Hören seine Entsprechung. Deshalb bleibt der gehörlos Geborene auch ohne besondere Hilfe stumm. Und wie das Gehör erst dem Wort ermöglicht, anzukommen, braucht es den Advent, damit Weihnachten ankommen kann. Das Wort ist Fleisch geworden. Und es braucht dieses erwartungsvolle Hinlauschen auf das, was in der Stille der Heiligen Nacht zunächst nur von Hirten wahrgenommen wird - und dessen Nachklang uns bis heute nicht in Ruhe lässt.

 

Es lohnt sich, Hörender zu werden. Weil sich ein Wort ankündigt, in dem Gott sich selbst ausspricht. Wir wollen Hörende werden, weil das Wort Fleisch werden will. Weil Gott uns etwas zu sagen hat. Und weil erst im Hören des Wortes eine Antwort in uns heranreift, mit der wir hineingenommen werden in den großen Dialog Gottes. Ein Dialog, der die ganze Schöpfung zum Heil ruft. Glaube ist Dialog. Und der kommt vom Hören.

 

Liebe Schwestern und Brüder, am Ende eines ereignisreichen Jahres wünsche ich Ihnen im Namen aller Mitarbeitenden im Pastoralraum die Ruhe eines besinnlichen Advents, die große Freude der Heiligen Nacht und die hoffnungsvolle Erwartung eines neuen Jahres, in das Gott uns führen wird. Bleiben Sie behütet!

 

Ihr Pfarrer

Kai Hüsemann