Daumen hoch am „Meeting-Point“, zu deutsch Treffpunkt: Anna-Katharina Poppe, Andreas Baaden und Stefanie Priester setzen auf Begegnung und gemeinschaftliches „Fortschreiten“ auf dem Pastoralen Weg. Und: Sie freuen sich darauf. (c) kirchenzeitung

Ein Glaube mit Strahlkraft

Daumen hoch am „Meeting-Point“, zu deutsch Treffpunkt: Anna-Katharina Poppe, Andreas Baaden und Stefanie Priester setzen auf Begegnung und gemeinschaftliches „Fortschreiten“ auf dem Pastoralen Weg. Und: Sie freuen sich darauf.
Datum:
Mi. 4. Sep. 2019
Von:
MARIA WEISSENBERGER

Kaum hat der Pastorale Weg des Bistums Mainz begonnen, werden sie in ihren Dienst als Pastoralreferenten gesendet: Anna-Katharina Poppe, Stefanie Priester und Andreas Baaden haben eine Zeit der Veränderung vor sich. Die drei Neuen im Gespräch mit der Kirchenzeitung.

Alle Getauften sind berufen, die Kirche mitzugestalten

Vieles kann, wird, muss sich verändern auf diesem „Pastoralen Weg“ – Strukturen und Arbeitsweisen, auch die Rollen der „handelnden Personen“ werden sich wandeln, das eigene Berufsbild nicht ausgenommen. Aussichten, die die drei jungen Menschen offensichtlich nicht verunsichern. „Angst“, meint Stefanie Priester, „ist nie ein guter Ratgeber.“ Veränderungen, die in der deutschen Kirche anstehen, gehören anderswo längst zum Alltag der Kirche, macht die Theologin deutlich. Während sie ihre Doktorarbeit schrieb, hat sie einige Zeit als Missio-Referentin im Bischöflichen Ordinariat in Mainz gearbeitet und dadurch den Blick verstärkt auf die Weltkirche gelenkt. Sie weist darauf hin, dass christliche Gemeinschaft sich weltweit sehr unterschiedlich darstellt und Beispiele anderer Ortskirchen für aktuelle Prozesse hierzulande inspirierend sein können, nicht zuletzt was die Rolle der Laien, auch der ehrenamtlichen, betrifft. „Wichtig ist, dass wir uns bewusst sind: Alle getauften Christen sind berufen und befähigt, die Kirche mitzugestalten und vom Glauben Zeugnis zu geben – in der Form, die zum Einzelnen passt.“ Wenn Menschen aus dieser Berufung heraus ihren Glauben aktiver leben, kann sich ein großer Reichtum entwickeln, ist Stefanie Priester überzeugt. Anna-Katharina Poppe betrachtet den Pastoralen Weg als Chance, genauer hinzuschauen, sich bewusst zu werden: Warum tun wir das, was wir tun? Warum gestalten wir unser Leben mit dem Blick auf den christlichen Glauben und die Kirche? „Sich darauf besinnen, worum es geht“, das ist ihr wichtig, und darin steckt für sie die Chance, dass Menschen zu mehr Mitgestaltung in der Kirche kommen.

Ein Glaube mit Strahlkraft

Ihr eigenes Engagement in der Kirche war schon in ihrer Kindheit und Jugend geprägt von der Diasporasituation ihrer kleinen Dorfgemeinde. So ist ihr seit der Grundschulzeit klar, „dass Glaube und Konfession Entscheidungssache sind“. „Ich bin nicht ,aus Versehen‘ katholisch“, betont sie. Kaum hat der Pastorale Weg des Bistums Mainz begonnen, werden sie in ihren Dienst als Pastoralreferenten gesendet: Anna-Katharina Poppe, Stefanie Priester und Andreas Baaden haben eine Zeit der Veränderung vor sich. Die drei Neuen im Gespräch mit der Kirchenzeitung.
Auch für Andreas Baaden ist der Pastorale Weg eine Chance zur Selbstvergewisserung: Was wollen wir eigentlich? Dabei komme es entscheidend darauf an, nicht über die Menschen hinweg zu agieren, sondern mit ihnen zusammen. „Die Situation der Einzelnen ernstzunehmen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, dabei auch die christliche Glaubensbotschaft mitschwingen zu lassen“, das hält er für wesentlich. Seine Erfahrungen in der Firmvorbereitung, die er in der Pfarrgruppe Fürth/Lindenfels innovativ weiterentwickelt hat, bestätigen ihn darin. Es bringe nichts, den Jugendlichen ein Konzept überzustülpen. Vielmehr komme es darauf an zu berücksichtigen, was sie brauchen – das könne schon damit beginnen, ihre Zeitressourcen zu beachten und die Firmvorbereitung entsprechend anzupassen. „Diese Zeit muss den Firmbewerbern auch etwas bringen, es muss um ihre Lebensfragen gehen – und da kann der Glaube eine große Rolle spielen“, hat Baaden gemerkt. „Zu vielen Themen, mit denen sich Jugendliche beschäftigen, hat der Glaube etwas zu sagen.“ Die Kirche steht für viele Werte, die jungen Leuten wichtig sind, betont er. Ein Beispiel ist etwa ein nachhaltiger Lebensstil, der die Ressourcen schont – für die junge Generation eine entscheidende Zukunftsfrage.

Die Erfahrung ermöglichen: Du bist geliebt und angenommen

„Die Zukunftsängste nehmen zu, und Stress belastet heute auch viele Jugendliche“, weiß Andreas Baaden. Ihnen Räume zu öffnen, etwa mit offenen Gottesdienst-Formen oder Angeboten zur Stressbewältigung, erweise sich als hilfreich. Mit Beispielen aus der Bibel, etwa zum siebten Tag der Woche als Ruhetag oder zu den „Strategien“ Jesu, sich immer wieder zurückzuziehen, könne der christliche Glaube ins Spiel kommen. Oder auch bei Projekten, wenn Jugendliche die Erfahrung machen, dass sie mit ihren Fähigkeiten anderen etwas geben können. Dabei schwinge auch immer die Botschaft mit: Du bist von Gott gewollt, du bist geliebt und angenommen. Und damit verbunden die Zusage, die das Trio als Leitwort zur Sendungsfeier gewählt hat: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ „Botschaften, die auch Erwachsenen gut tun“, sagt Stefanie Priester. Zum Beispiel in Begegnungen mit Menschen, die sich für sie Zeit nehmen und ihnen zuhören. „Und das kann jeder – aus unserem christlichen Auftrag heraus, ohne dass wir das ausdrücklich betonen. Vielleicht fragen irgendwann ja andere, warum ich das tue.“
„Auf einmal musst du begründen, warum du diesen Glauben lebst“, sagt Anna-Katharina Poppe. Das setzt eben jene Selbstvergewisserung voraus, von der schon die Rede war. Und für die es auch die Gemeinschaft mit „Gleichgesinnten“ braucht. In der oberhessischen Diaspora hat sie erlebt: „Je größer der Raum, umso enger rückt man zusammen.“ Auch mit den evangelischen Christen, mit denen sich eine enge Zusammenarbeit entwickelt hat, in der man entdecken konnte, wie andere ihr Christsein leben. Für die weniger werdenden Hauptamtlichen hält es Stefanie Priester für wichtig, sich selbst „zurückzunehmen“. Das heißt nicht, nichts zu tun – aber nicht alles von vornherein zu bestimmen. „Sich nicht selbst so wichtig zu nehmen“, formuliert es Andreas Baaden, sondern gemeinsam mit anderen zu leiten und gemeinsam passende Angebote zu entwickeln. Und – ganz entscheidend: Da sein, wenn man gebraucht wird. So will er als Hochschulseelsorger in Worms auf die Studentenvertreter zugehen, fragen, was sie brauchen und wollen, um dafür Raum zu schaffen in der Hochschulgemeinde. Dass sie hauptberuflich in der Kirche arbeiten wird, empfindet Stefanie Priester als Privileg: „Wir sind sozusagen freigestellt für die Verkündigung der christlichen Botschaft.“ Die sie an der Marienschule in Offenbach nicht nur in Form von Lernstoff verkünden will, „sondern auch in der Art und Weise, wie ich mit den Schülerinnen umgehe“.

Frohe Botschaft – bis 2050 und darüber hinaus

„Ich begreife meine Stelle beim Bischöflichen Jugendamt als Service-Stelle“, erklärt Anna-Katharina Poppe. „Ich habe Wissen, auf das andere zugreifen können. Ich habe Zeit, mich um Dinge zu kümmern, während die Ehrenamtlichen ihre alltäglichen Jobs machen müssen.“ So kann sie wesentliche Voraussetzungen schaffen dafür, „dass wir miteinander die Botschaft leben und verkünden können“.
Ihre Vorstellung von der Kirche im Bistum im Jahr 2050? Keine einfache Frage, wenn man Anfang bis Mitte 30 ist und noch nicht viele Schritte auf dem Pas-toralen Weg gegangen sind. Es braucht einen Moment des Nachdenkens. Aber es gibt Ideen: „Wir sind weniger, aber nicht weniger überzeugend“, meint Stefanie Priester. Ihr Blick auf die Weltkirche sagt ihr: „Wo Christen in Minderheiten leben, hat ihre Gemeinschaft oft die größere Strahlkraft.“
„Vernetzt, bodenständig, strahlend“, fasst Anna-Katharina Poppe ihre Vision zusammen. Und wagt zu träumen von einer Kirche, „die nah an den Menschen ist und deren Botschaft so aktuell ist, dass es selbstverständlich ist, dabei zu sein“.
Vielfältig, bunt, individuell – so sieht Andreas Baaden die Kirche 2050 vor sich. „Wir gehen offen auf andere zu, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Wir haben eine lebensbejahende Botschaft.“ Mit strahlendem Lächeln verkündet er: „Was den Pastoralen Weg betrifft – ich freu mich drauf!“
Jetzt lachen alle drei. Freude, die ansteckt. Frohe Botschaft – bis 2050 und darüber hinaus ...