König:innen (c) Claudia Ebert

Königlich wie du und ich

König:innen
Datum:
Do. 22. Dez. 2022
Von:
Anja Weiffen

Die Stuttgarter Gemeindereferentin Claudia Ebert setzt Menschen Kronen auf. Sie formt Königsfiguren aus Ton. Ab 8. Januar sind ihre Werke in Mainz zu sehen. Die Kirchenzeitung berichtet darüber in der aktuellen Ausgabe.

Auftakt der Kampagne #würdevoll2023 der Frauenpastoral im Bistum.

Als ihr Vater ins Pflegeheim kam, begann Claudia Ebert Tonfiguren zu gestalten. „Es war eine schwierige Zeit mitten im Advent“, erzählt die Gemeindereferentin aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart. „Bei den Besuchen hatte ich immer meine Töpferkiste dabei. Irgendwann habe ich angefangen, die Menschen im Heim als Figuren an der Krippe zu töpfern. Als königliche Menschen, die um ihren Wert wissen. Ich habe ihnen eine Krone aufgesetzt. Aus Dankbarkeit, dass sie ihr Leben gemeistert haben“, beschreibt die 49-Jährige die Anfänge ihrer Arbeit mit dem Königsmotiv. Eine Ausstellung mit den Werken von Claudia Ebert wird im neuen Jahr vom 8. Januar bis 2. Februar im Erbacher Hof in Mainz zu sehen sein. Der Titel:„Königlich wie du und ich."
Gemeinsam veranstaltet wird die Schau von der Frauenpastoral und der Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Mainz. Die Schau ist Auftakt der Jahreskampagne #würdevoll2023, die Janina Adler, Referentin für Frauenpastoral, entwickelt hat. Vor gut einem Jahr hat sie die Stelle in der Frauenpastoral übernommen. „Schnell wurde mir klar, dass die beiden Themen ,Stärkung‘ und ,Vernetzung‘ meine Arbeit prägen werden“, sagt sie. Vernetzung deshalb, weil sie mit einer Viertelstelle keine Frauenpastoral für das gesamte Bistum stemmen kann. „Auf die Frage ,Was ist die Aufgabe einer Frauenpastoral?‘ heißt für mich die Antwort: um Frauen in ihrer Würde zu stärken, als Menschen und als Christinnen. In ihrer Menschen- und in ihrer Taufwürde.“ Und irgendwann habe sie das Bild der Königin im Kopf gehabt. Über Kontakte entdeckte Janina Adler die Kunst von Claudia Ebert, die in Stuttgart als Gemeindereferentin in der „Seelsorge bei Menschen mit Behinderung“ tätig ist. Auf dem Katholikentag in Stuttgart schaute Adler sich eine Schau mit Eberts Königinnen und Königen aus Ton an. Sie fragte die Gemeindereferentin, ob sie mit ihrer Kunst nach Mainz kommen wolle. „Wenn Frauen sich vernetzen, gibt es keine Diözesangrenzen“, betont Claudia Ebert und freut sich über die zustande gekommene Kooperation. Nicht nur ihre Tonfiguren, auch sie selbst wird bei der Eröffnung und beim Oasentag am 14. Januar vor Ort sein. Janina Adler geht es in ihrer Jahreskampagne um inklusive Angebote. „Das heißt, für Frauen in ihrer Vielfalt und in ihren verschiedenen Lebenslagen“, erläutert die Bistumsmitarbeiterin. Bei der Ausstellung hat sie deshalb die Seelsorge für Menschen mit Behinderung mit ins Boot geholt. „Wir wollen Menschen losgelöst von Perfektheit ansprechen. König:in-Sein, das heißt hier nicht pompöse Bilder zeigen, sondern in der Kunst ausdrücken, wie Menschen in ihrer Gebrechlichkeit und zugleich in ihrer Würde aufgerichtet durchs Leben gehen, ausgerichtet auf das König-Sein Christi.“ Angela Ruhr, Leiterin des Referats Seelsorge für Menschen mit Behinderung, beeindruckt in der Ausstellung besonders der aus Ton geformte Mann im Rollstuhl. Auch ihm hat Claudia Ebert eine Krone aufgesetzt. „Alle haben eine Würde, egal, ob sie etwas gut oder weniger gut können“, sagt Ruhr. „Doch das Gefühl für Würde kann im Alltag abhanden kommen. Menschen mit Behinderung kosten anderen Zeit, sie scheinen zu stören, sie sollen und dürfen selbstbestimmt leben – mit ihrer eigenen Würde.“ 

„Eine Krone ist nach oben offen“

Claudia Ebert, Autodidaktin in ihrem künstlerischen Schaffen, erinnert in ihren Werken daran, dass im Christentum jedem Menschen die Würde ganz bewusst auf den Kopf zugesagt ist. „Niemand kann sie uns nehmen“, betont Ebert. Sie erinnert auch an die Könige und Propheten im Alten Testament. „Wir alle haben teil an dieser königlichen, priesterlichen und prophetischen Würde“, sagt sie. „In der Taufe werden wir wie Könige gesalbt.“ Die Krone sieht sie als Symbol für das Priesterliche im Menschen. „Eine Krone ist nach oben offen, ein Zeichen, dass wir in uns Himmel und Erde verbinden.“

Die Ausstellung „Königlich wie du und ich“ ist vom 8. Januar bis 2. Februar 2023 im Erbacher Hof in Mainz zu sehen. Geöffnet ist die barrierefreie Schau zu Öffnungszeiten des Erbacher Hofs. Eingeladen wird zum Gottesdienst am 8. Januar um 16 Uhr mit der kfd in die Gotthard-Kapelle des Mainzer Doms mit anschließender Vernissage (mit Gebärdensprache) im Erbacher Hof.

Einladung zum Oasentag für alle Frauen „Königlich wie du und – Wir gestalten unsere Kronen“ am 14. Januar von 10 bis 17 Uhr im Erbacher Hof. Kosten: 10 Euro. Anmeldung: frauenpastoral@bistum-mainz.de Flyer zur Ausstellung auf: https://bistummainz.de/seelsorge/frauen

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 25. Dezember 2022. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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