eine Kinderkonferenz in der Kita St. Martin in Gießen (c) Caritasverband für die Diözese Mainz e.V.

Starker Verband für die Kitas

eine Kinderkonferenz in der Kita St. Martin in Gießen
Datum:
Do. 7. Okt. 2021
Von:
Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

Wie geht es weiter mit den Kindertagesstätten im Bistum Mainz? Von drastischen Einsparungen sprach die Bistumsleitung. Zurzeit wird eine neue Verwaltungsstruktur für Kitas geschaffen. Was bleibt vom katholischen Profil? Fragen der Kirchenzeitung dazu an Clemens Frenzel, Bereichsleiter für die Kitas beim Diözesancaritasverband.

Anfang des Jahres kündigte Weihbischof Udo Markus Bentz drastische Einsparungen bei den Kindertagesstätten im Bistum an, die meisten von ihnen werden von Pfarreien getragen. Seitdem läuft der Aufbau eines Zweckverbands, in den Kitas aus Pfarrei-Trägerschaft übertragen werden sollen. Aktuell steht das für 185 Kitas zur Debatte. Fragen dazu an Clemens Frenzel, Bereichsleiter für die Kitas beim Diözesancaritasverband und einer der Projektleiter Neue Trägerstrukturen in Kindertagesstätten (NTK).

Was ist das Ziel der Übertragung von Kitas in einen Zweckverband? Wie wird damit gespart?
Die Pfarreien sollen vor allem von Verwaltungsaufgaben entlastet werden, damit sich die pastoralen Teams mehr auf die Seelsorge konzentrieren können. Im Zuge des Pastoralen Wegs wird es im Bistum nur noch rund 50 Pfarreien geben, und nicht jede dieser Pfarreien kann mehrere Kitas verwalten. Zugleich brauchen die Kindertagesstätten professionelle Trägerstrukturen. Auch geht es darum, die Finanzierung der Kitas auf andere Füße zu stellen, sie durch kluge Verhandlungen eines starken Zweckverbands unabhängiger von Kirchensteuermitteln zu machen. Der Zweckverband bietet als eine Art Genossenschafts- und Sozialverband eine größere Verhandlungsstärke gegenüber dem jeweiligen Bundesland und den Kommunen vor Ort, um von ihnen mehr finanzielle Unterstützung zu bekommen. Das Angebot von Kindertagesstätten ist ja eine staatliche Aufgabe.

Elf Kitas im Bistum sind seit der Ankündigung des Zweckverbands bereits nicht mehr in der Trägerschaft von Pfarreien. Was ist mit ihnen geschehen?
In diesen Fällen hat sich bereits eine andere Trägerschaft ergeben, entweder durch die Caritas oder durch eine Kommune.

Nach welchen Kriterien wird entschieden, ob eine Kita vom Zweckverband aufgenommen oder an einen anderen Träger übergeben wird?
Durch unseren neuen Kita-Sachstandsbericht haben wir jetzt einen ersten Überblick über die Situationen der Kindertagesstätten im Bistum. Die Einrichtungen haben einen Fragenkatalog bekommen, unter anderem zur Personalsituation, zum Zustand von Gebäuden und Räumen, zum pädagogischen Konzept und zur Einbindung der Kita in den Pastoralraum. Auch in welchem sozialen Umfeld sich eine Kita befindet, spielt eine Rolle: Aus sozialen Brennpunkten wollen wir uns als Kirche nicht verabschieden. Perspektivisch wollen wir dort auch präsent sein, wo Menschen in Armut leben und ausgegrenzt werden. Über unsere Einschätzungen suchen wir Gespräche vor Ort.

Eltern fragen sich bestimmt: Ist die Kita meines Kindes noch katholisch, wenn sie sich nicht mehr in der Trägerschaft einer Pfarrei befindet, sondern in einem Zweckverband? Was sagen Sie Eltern?
Die Kitas im Zweckverband werden als pastorale Orte, als Kirchorte weiterentwickelt. Dazu haben wir zehn Kriterien erarbeitet (siehe „Zur Sache“). Dabei geht es vor allem um die Würde und das Wohl des Kindes. Auch dass die christlichen Feste gefeiert werden. Es geht um ein ehrliches und achtsames Miteinander im Kita-Alltag und dass die Mitarbeiter:innen sprachfähig für ihre eigene Religion werden. Wir wollen die Weiterentwicklung der Kitas zu dem wichtigen Thema unterstützen.

Welchen Einfluss hat eine Pfarrei auf eine katholische Kita auf ihrem Terrain, auch wenn sie nicht mehr Trägerin ist?
Zum Beispiel kann sie bei der Besetzung der Kita-Leitung mitentscheiden. Auch die Immobilie der Kita bleibt Eigentum der jeweiligen Pfarrei.
Wann ist der Prozess, die Kitas in den Zweckverband zu übertragen, abgeschlossen?
Es gibt Erfahrungswerte aus anderen Bistümern, die besagen, dass die Aufnahme von 30 Kitas pro Jahr realistisch ist. Demnach würde der Prozess fünf bis sechs Jahre dauern.

Gibt es eine Einschätzung, wie viele Kitas an andere Träger übergeben werden?
Das ist derzeit schwer zu sagen. Wir befinden uns aktuell in Verhandlungen in Rheinland-Pfalz und engagieren uns in Gesprächen mit den Kommunen in Hessen und erwarten deutlich bessere Unterstützung. Dann muss ein jährliches Budget für den Kita-Zweckverband noch bistumsintern verhandelt werden.

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 10.Oktober 2021. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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