Kooperation zwischen der Akademie der Wissen-schaften und Literatur Mainz und dem Erbacher Hof, Akademie des Bistums Mainz
„Man muss zugeben, dass die Vertreter der Kirche erst allmählich wahrgenommen haben, dass sich die Frage nach der gerechten Struktur der Gesellschaft in neuer Weise stellte. Es gab Wegbereiter; einer von ihnen [...] ist Bischof Ketteler von Mainz.
Als Antwort auf die konkreten Nöte entstanden [...] Verbände und neue Ordensgemeinschaften, die im 19. Jahrhundert den Kampf gegen Armut, Krankheit und Bildungsnotstand aufnahmen".
(Papst Benedikt XVI., Deus Caritas est, Nr. 27).
Bischof Wilhelm E. von Ketteler, dessen 200. Geburtstag unser Bistum am 25. Dezember 2011 feiert, gehört zu den markantesten Bischofsgestalten des 19. Jahrhunderts, die sich in Staat und Kirche für die Freiheit des Einzelnen und der Gesellschaft sowie für die soziale Frage und das Recht eines jeden Menschen einsetzen. Der aus einer westfälischen Adelsfamilie stammende Ketteler war 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung und kämpfte hier für die verfassungsmäßige Verankerung der Kirchenfreiheit. Er trat öffentlich auf dem ersten Katholikentag auf, hielt vielbeachtete Adventspredigten zur sozialen Frage im Mainzer Dom, wurde Propst von St. Hedwig in Berlin und wurde 1850 zum Bischof von Mainz gewählt. Hier entfaltete er ein ungemein reiches pastorales Wirken und stellte die soziale Frage in den Mittelpunkt seines Episkopates.
Warum aber gilt er im Alltagsverständnis heu-te noch als ein moderner Bischof? War seine Gedankenwelt wirklich so nahe an den Problemen unserer Zeit? War der Bewunderer Pius IX. etwa ein „Unmoderner"? Gilt der Sozialreformer mit dem Blick auf die Nöte der Arbeiter als ein „Moderner"? Ketteler war ein streitbarer Charakter, er stritt mit Sozialisten wie mit Liberalisten, Kommunisten und Individualisten, aber auch mit seinem eigenen Domkapitel ...
Unsere Tagung möchte unter vielfältigen As-pekten dem unmodern Modernen nachdenken. Die Neuveröffentlichung seiner Hirtenbriefe durch die Akademie der Wissenschaften und Literatur steht im Mittelpunkt der Akademietagung.
Tagungsablauf
Freitag, 25. November 2011, 18.00 Uhr im Dom zu Mainz
Orgel
18.10 Lesung von der historischen Kanzel:
Intendant Prof. Hansgünther Heyme, Ludwigshafen,
liest aus den sechs Predigten Bischof Kettelers,
gehalten im Hohen Dom zu Mainz (19.11. bis 20.12.1848).
Orgel
19.00 Buchübergabe und Vorstellung des Bandes der
Neuherausgabe der Hirtenbriefe von Bischof
Wilhelm Emmanuel von Ketteler
Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll, Präsidentin der
Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz
Orgel
An der Orgel: Daniel Beckmann, Domorganist
19.45 Empfang des Kardinals im Haus am Dom, Mainz,
zu Ehren des 200. Geburtstages von Bischof von Ketteler
Imbiss mit Wein und Brezeln (Anmeldung unbedingt erforderlich!)
Samstag, 26. November 2011
Bistumstagung
9.00 Bischof Emmanuel von Ketteler - Die Hirtenbriefe. Eine neue Sicht
auf ein vergessenes Faktum.
Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
10.00 „Von nun an darfst du auf Erden kein anderes Interesse mehr
haben als das Seelenheil der Menschen und ihre Not"
Bischof Kettelers Verständnis von Pastoral.
Prof. Dr. Philipp Müller, Mainz
10.45 Kaffeepause
11.00 „Jeder muß Hand anlegen, jeder muß mitwirken"
Zum Politikverständnis Wilhelm Emmanuel von Kettelers
Dr. Andreas Linsenmann, Mainz
11.45 Ketteler und die Kulturkämpfe des 19. Jahrhunderts
Prof. Dr. Michael Kißener, Mainz
12.30 Mittagessen
14.00 „Die heimlich abgestohlene Physiognomie":
Ikonographische Studien zu Bildnissen des Mainzer Bischofs
Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1811-1877)
Dr. Winfried Wilhelmy, Mainz
14.45 Ketteler und Pius IX.
Kritik bei ungebrochener Loyalität
Prof. Dr. Peter Walter, Freiburg
15.30 Kaffeepause
15.45 Ketteler und sein Verhältnis zu den Jesuiten
Prof. Dr. Klaus Schatz SJ, Frankfurt St. Georgen
16.30 Scheiterndes Tun - gelingendes Wirken?
Dr. Hermann-Josef Braun, Mainz
17.15 Abschlussgespräch
1850 April 28, Berlin
Schreiben von Propst Ketteler an Domkaplan Dr. Heinrich, Mainz: Annahme des Bischofsamtes
L[audetur] J[esus] Ch[ristus]
Lieber Freund !
Nach Allem, was an mich gekommen ist, bin ich gezwungen anzu-nehmen, das ich nach Gottes Willen den Stuhl des heil[igen] Bonifa-cius einnehmen soll. Ob es eine Strafe für die Diöcese sein soll, oder ob Gott das Armseligste sich erwählt, damit ihm allein die Ehre gebühre, weiß Er allein. Ablehnen konnte ich einem so ausdrücklichen Befehle, wie er mir vom heil[igen] Vater zugekommen ist, gegenüber nicht. Ich hätte sonst dem Gedanken entgegen handelen müssen, der mich geleitet und allein beruhiget hat, seit ich Priester bin. ...
... Hirscher in diesen Tagen theilweise gelesen. Ich bin ganz und gar mit Ihnen einverstanden. Ich lebte hier nur in dem Gedanken, eine Priester-Congregation zu gründen, und in ihr und mit ihr zu leben und zu wirken. Diesen Gedanken bringe ich mit nach Mainz und will ihn ausführen, sobald ich kann. In der Hoffnung ihn zu realisiren, finde ich allein Trost. Denken Sie doch auch darüber näher nach.
Mit herzlicher Liebe
Ihr Freund
Wil[helm] v[on] Ketteler.
Berlin, d[en] 28.4.[18]50
Quelle: Dom- und Diözesanarchiv Mainz Bestand: Domkapitel Nr. C.6.1.3.a. Bl. 31 und 32.
Tagungsgebühr und Anmeldung
Tagungsgebühr ........................................15 €
Ermäßigung für Schüler und Studierende
Tagung mit 1 Mahlzeit ..............................24 €
Tagung mit 1 Mahlzeit und
1 Übernachtung inkl. Frühstück ................76 €
Die Teilnehmergebühr sowie die Kosten für die Verpflegung sind zu Beginn der Veranstaltung in bar zu entrichten. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir die Kosten bei Nichtinanspruchnahme in Rechnung stellen müssen, wenn Sie sich nicht bis spätestens 22. November 2011 abgemeldet haben.
Bitte melden Sie sich mit der beigefügten Karte oder per E-Mail bis spätestens 21. November 2011 an. Eine Anmeldebestätigung erfolgt nicht. Nähere Informationen zu unserem Haus und der Anreise finden Sie unter www.ebh-mainz.de