Am Arbeitsplatz des Türmers „Urban Sketchers“ portraitieren die Stadt von oben.

"Urban Sketchers"
Datum:
Mo. 4. Sep. 2023
Von:
Siegfried Kirsch
Wenn Hermann Caspar Schneider von seiner Türmerwohnung aus die Stadt in den Blick nahm, dann hielt er Ausschau nach Bränden und Feinden.  Als zweihundert Jahre später gleich sieben Personen durch die sieben Fenster seiner Wohnung auf die Stadt blickten, dann frönten sie — wie am 24.9. geschehen — ihrer künstlerischen Leidenschaft, dem „Urban Sketching.“ Verstanden hätte er den Ausdruck nicht, aber gleich gesehen, dass hier Mitglieder einer gleichnamigen Gruppe die Stadt aus luftiger Höhe als Zeichnung oder Aquarell zu Papier brachten.
 
Seit zehn Jahren besteht „Urban Sketchers Rhein-Main.“ (www.urbansketchers-rheinmain.de). Unter wechselnder Leitung sucht sich die Gruppe außergewöhnliche Orte und portraitiert sie an Nachmittagen oder Wochenenden. Sie sind Teil einer weltweiten Gemeinschaft von Skizzenzeichnern in über siebzig Ländern, die sich der Praxis des Zeichnens an Ort und Stelle widmet; an Orten, an denen sie leben und wohin sie reisen. Sie suchen das Schöne im Hässlichen, bringen Farbe ins Grau der Stadt, teilen online ihre Arbeiten mit anderen. Die Idee, Sankt Stephan zu zeichnen, hatte Prof. Emil Hädler,  und so nahmen sich zwölf Zeichner und Sketchers den Kreuzgang und den Turm mit dem Skizzenbuch vor.
 
Von der Türmerwohnung aus erspähte die Mainzer Gruppe den Dom, die Innenstadt, den Grüngürtel, sah die Stadt mit anderen Augen, nicht aus der Froschperspektive, sondern mit den Augen der Falken, die den Turm umkreisten. Nach einer Stunde stiegen sie die 200 Stufen hinab und setzten ihre Arbeit im Kreuzgang fort, wo eine Überfülle an malerischen Motiven sie eine weitere Stunde forderte; während die andere Gruppenhälfte ihren Platz an den Turmfenstern einnahmen.
 
Blick vom Turm (c) S. Kirsch
Blick vom Turm
 

 

Blick vom Turm (c) S. Kirsch