Einen abwechslungsreichen Sonntag verbrachten die Mitglieder des Kirchenchores St. Stephan im Rheingau. Zu Beginn feierten wir Gottesdienst in der Kiedricher spätgotischen Basilika und Wallfahrtskirche St. Valentin von 1380. Während einer anschließenden Führung konnten wir die besonderen Kunstschätze wie z.B. eine Madonna von 1330, gotische Flügelaltäre und ein reich geschnitztes Kirchengestühl von 1510 bewundern. Bekannt ist die Kirche für den „Gotischen Dreiklang“: das Geläut mit der ältesten Glocke von 1339, den Gesang der Chorbuben (8-80Jahre), die eine seit 1333 unveränderte lokale Variante des gregorianischen Chorals singen, und die Schwalbennest-Orgel von etwa 1500. Bei der Orgelführung an der ältesten noch bespielbaren gotischen Orgel Deutschlands, wurde uns die historische mitteltönige Stimmung demonstriert, die nicht alle Tonarten zulässt und daher für moderne Melodien manchmal befremdlich klingt.
Nach dem Mittagessen bestand Gelegenheit, das Museum für mechanische Musikinstrumente in Rüdesheim im Brömser Hof, einem ehemaligen Adelssitz und Gutshof aus dem 13. Jahrhundert, zu besuchen. Etwa 350 unterschiedlichste selbstspielende, mechanische Musikinstrumente aus 3 Jahrhunderten wie Spieluhren, Drehorgeln, Konzert-Orchestrien und riesige Jahrmarksorgeln sind hier ausgestellt und wurden während der Führung z.T. auch gespielt und deren Funktion erklärt.
Anschließend rundete ein Besuch des 1751 erbauten denkmalgeschützten Brentanohauses in Östrich-Winkel unseren Kulturausflug ab. Bekannt durch die Dichtergeschwister Clemens und Bettine und deren Ehemann Achim von Arnim gilt der Salon im Obergeschoß als Zentrum der Rhein-Romantik-Bewegung. Die Zimmer des berühmtesten Gastes Goethe, der 1814/15 mehrmals länger im Haus logiert hat, sind samt Inventar erhalten.
Den Ausklang der Tour bildete ein gemütliches Kaffeestündchen im benachbarten Restaurant.
Dr. Angela Keller