Das Markus-Evangelium handschriftlich

Welttag des Buches auch in der Stephanskirche

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Datum:
Do. 11. Apr. 2013
Von:
Siegfried Kirsch
Das Buch zu feiern will die Gemeinde St. Stephan nicht den Schulen, Buchhändlern, Verlagen und Bibliotheken überlassen. Wenn dort aber der 23. April als ein UNESCO-Festtag des Lesens gefeiert wird, geht es in der Kirche ums Schreiben mit der Hand.

Zurück zu den Ursprüngen geht der Pfarrgemeinderat, wenn er alle Besucher einlädt, per Hand das Evangelium des Markus abzuschreiben. Das eigens dafür angefertigte Buch stammt aus der Bunchbinderwerkstatt Gärtner in der Nachbarschaft der Kirche.

Als der Autor des ersten der vier Berichte das Leben Jesu festhielt und an die ersten Gemeinden weitergab, schrieb er seinen Text natürlich per Hand und auf Griechisch; der Beschreibstoff war Papyrus. Für die mittelalterlichen Kopisten der Bibel, die Mönche in ihren Klausen, war Latein die Sprache der Schrift, ebenfalls über die Schreibhand zu Pergament gebracht. Bis dann der Mainzer Gutenberg kam, der um 1450 mit seiner gedruckten Bibel das Schreiben revolutionierte.

In die vor-gutenbergische Zeit nun sieht sich der Besucher der Stephanskirche versetzt, wenn er ab dem 23. April sich in eine abgeschirmte Ecke begibt und sich an einem Tisch niederlässt, um einige Verse des Markus-Evangeliums in ein großes leeres Buch einzutragen. Kalligraphische Fähigkeiten werden dabei nicht vorausgesetzt, nur eine konzentrierte Beschäftigung mit der Einheitsübersetzung der Verse.Wie noch zu Gutenbergs Zeiten schmücken kolorierte Initialen die Kapitelanfänge. 

Der nächste Schreiber fährt fort, wo sein Vorgänger aufgehört und vielleicht auf dem rechten Rand seinen Namen hinterlassen hat sowie –als Kommentar – seinen persönlichen Eindruck von der kopierten Stelle. Diese intensive Auseinandersetzung mit der Hl. Schrift könne, so hofft der PGR im "Jahr des Glaubens", einen neuen und vertieften Zugang zum Buch der Bücher auslösen.