Wenn die Sonne über dem Gutenberg-Platz brütet und die wenigen Bäume nur wenig Schatten spenden, ist ein kühler Ort in der Innenstadt wie eine Oase in der Wüste. Auch wenn St. Stephan auf einem Hügel liegt, lohnt sich der Besuch für Reisende und Stadtbewohner allemal. Denn neben dem Kirchenraum bietet der versteckt liegende Kreuzgang mit seinen kürzlich angeschafften Bänken Kühle und Ruhe. Hier kann der „müde Wanderer“ Postkarten und Mail-Nachrichten an die Daheimgebliebenen schreiben, hier kann er sein touristische Tagesprogramm durchgehen oder eine Stärkung zu sich nehmen, bevor er dann sein Augenmerk auf die gotische Architektur dieses kleinen Schmuckstückes richtet.
Der Kreuzgang ist 500 Jahre alt und einer von zweien, die sich in Mainz noch finden lassen. Denn die anderen des über einem Dutzend, die die Bischofsstadt einmal aufweisen konnte, sind verschwunden. Unter seinem Gängen und dem Rasen in der Mitte fanden viele der Stiftsherren ihre letzte Ruhestätte, weshalb er als Friedhof auch nicht die geeignete Kulisse für Foto-Shootings darstellt. Die in den Grabplatten an den Wänden dargestellten Geistlichen würden Aktionen dieser Art sicher mit Missbilligung verfolgen.
Aber gegen eine hungerstillende Stärkung und angemessene Unterhaltungen — oder gar gegen ein stilles Gebet in der Pankratiuskapelle — hätten sie keine Einwände. Der Kreuzgang ist wie die Kirche täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet (sonntags ab 12 Uhr).