Die Ästhetik einer technischen Zeichnung

Kunst im Kreuzgang

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Datum:
Mo. 14. Nov. 2016
Von:
Siegfried Kirsch
Ob vatikanische Peterskirche, die Hagia Sophia in Istanbul oder der Mainzer Dom, eine lange Galerie von großen Kirchen schmückt die Wände des Kreuzgangs von St. Stephan seit letztem Sonntag, als eine Kunstausstellung mit Arbeiten Martin Plums von Pfarrer Stefan Schäfer eröffnet wurde
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Als Architekt beruflich mit Grundrissen auf Bauplänen täglich befasst, hat Martin M. Plum den Grundriss besonders von historisch und religiös bedeutsamen Kirchen zum Gegenstand seiner Kunst gemacht. Jeder Planer und Entwerfer zwingt die Dreidimensionalität eines vorgestellten Raumes bei seiner Arbeit am Tisch oder am Rechner in die ebene Fläche, und andrerseits wachsen für den geschulten Blick des Laien und erst recht für den des Fachmanns aus der zweidimensionalen Grafik die geplanten Mauern, Wände und Säulen in die Höhe. Sie ergeben dann die Funktion des Baues und die Absicht des Erbauers. Dieses Wechselspiel und die Harmonie und Schönheit eines Grundrisses in Szene zu setzen und ihnen näher zu kommen, ist das Ziel der farbigen und grafischen Arbeiten der „monument-art" von Martin M. Plum.

Marianisches Blau und kostbares Purpur


Großflächige, monochrome oder in zwei Grundfarben gehaltene Hintergründe lassen die schwarzen Mauern, Säulen und Treppen in meist symmetrischer Anordnung kräftig hervortreten. Die changierenden Farben vermitteln den Eindruck von Blättern, die aus dem Dunkel der Jahrhunderte ins Heute gerettet und vor der Vernichtung oder dem Vergessen gerettet wurden. Oft steht das Rot, mit dem kostbaren Purpurfarbstoff wiedergegeben, für das Blut der Martyrer, über deren Grab die Kirche gebaut wurde; das Blau als marianische Farbe deutet auf die Gottesmutter hin, der der Bau - wie die Dresdner Frauenkirche - geweiht wurde, das Gelb zeigt die Herrlichkeit Gottes oder die Prunksucht der Erbauer an, die oft Kaiser und Könige waren.

Das Panorama der Bilder und die sorgfältig verfassten und informativen Anmerkungen zu den Motiven laden ein zu einer Weltreise zu Gotteshäusern, die in verschiedenen Jahrhunderten in christlich geprägten Ländern erbaut wurden. Nicht immer ist der Name der Kirche genannt, sondern nur die geographischen Koordinaten, zum einen, um die Neugier nach dem Ort zu wecken, zum andern um nur die Mauernstruktur wirken und nicht schon die Vorkenntnisse ablenken zu lassen. Die Aufhängung der Bilder an schon gebrauchten, aufgestellten Schalungsplatten verweisen auf den nächsten Schritt, den ein Entwurf macht, den Bau selbst.
Die Ausstellung ist zu sehen im Ostflügel des Kreuzgangs und in der Pankratius-Kapelle bis Neujahr 2017.

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