Am 19.10. fand ein Abend mit Frau Fr. Dr. Heyder statt:
Ein Vergleich von Lutherbibel 2017 und Einheitsübersetzung 2017
Auffällig an der Lutherbibel von 2017 ist die bewusste Annäherung an den ursprünglichen Luthertext, der für seine sprachliche Kraft berühmt ist. Diese Sprache Luthers kommt neu zur Geltung. In der revidierten Einheitsübersetzung ist eine stärkere Orientierung am Urtext feststellbar, wodurch sie manchmal sperriger und spröder wirkt. Dem Zeitgeist geschuldete Formulierungen wurden wieder getilgt. Auffällig ist, dass das Tetragramm (also die Schreibweise JHWH für den Gottesnamen) durch die Schreibweise HERR (in Großbuchstaben) ersetzt wurde (wie auch in der Lutherbibel und anderen Ausgaben schon länger üblich). Das ist dem Respekt vor dem Judentum geschuldet, in dem der Gottesname nicht ausgesprochen wird. Aus anderer – feministischer – Sicht mag dies kritisiert werden; allerdings ist auch feststellbar, dass an einigen (nicht an allen) Stellen auf eine inklusive Fassung geachtet wurde, wenn an Stellen, an denen es sich um eine Anrede handelt, nicht mehr nur “Brüder” steht, sondern “Schwestern und Brüder”. Immerhin darf Junia (Röm. 16,7; bisher “Junias”) endlich eine Frau sein, wenn man sich auch nicht dazu durchringen konnte, den Begriff “Diakonin” (Röm. 16,1; es blieb bei “Dienerin”) zu verwenden. Fortschritte also in dieser Hinsicht, aber noch nicht konsequent und überall.
In ihrem Überblick erläuterte Dr. Heyder außerdem die Textgrundlagen und die dabei bestehenden Probleme wegen teilweise abweichender Handschriften; sie schilderte die Gründe, die einer gemeinsamen (ökumenischen) Übersetzung im Wege gestanden hatten, ging auf Vorzüge und besondere Kennzeichen anderer Übersetzungen ein (u.a. der “Bibel in gerechter Sprache”) und griff das Grundproblem jeder Übersetzung auf, das darin liegt, dass eine Übersetzung stets eine Interpretation darstellt und durch den sozialen und historischen Kontext mitbestimmt ist. Ein lebhaftes Gespräch mit dem Publikum beendete den interessanten Abend.