Gemeinsam für die Schule büffeln

Ehrenamtliche in der Gemeinde Sankt Stephan helfen bei den Hausaufgaben

Hausaufgabenhilfe (c) AZ Mainz
Hausaufgabenhilfe
Datum:
Di. 23. Okt. 2018
Von:
Siegfried Kirsch

Aus der Allgemeinen Zeitung vom 22. Oktober 2018:

Gemeinsam für die Schule büffeln

Ehrenamtliche in der Gemeinde Sankt Stephan helfen bei den Hausaufgaben

Von Irina Steinhauer

ALTSTADT. Auf dem großen Holztisch stapeln sich Hefte und Schulbücher. Konzentriert schreibt ein Mädchen Matheformeln in sein Heft, während auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Ursula Deister mit einer Schülerin Latein paukt. „Sie hat am Montag eine Prüfung“, sagt Deister, die an diesem Freitagnachmittag für die ehrenamtliche Hausaufgabenhilfe in der Gemeinde St. Stephan noch einmal ihr altes Schullatein hervorkramt.

Jeden Mittwoch und Freitag von 16 bis 18 Uhr hilft ein vierköpfiges Team aus Ehrenamtlichen Kindern und Jugendlichen bei den Hausaufgaben und lernt mit ihnen für anstehende Klassenarbeiten. 

Die Schüler kommen hauptsächlich aus Familien mit Migrationshintergrund, ihre Eltern sprechen wenig oder kaum Deutsch und können ihre Kinder deshalb bei den Schularbeiten nicht ausreichend unterstptzen. Dabei sei gerade die Betreuung der Hausaufgaben so wichtig, sagt Kersten Baalke, der schon seit mejr als zehn Jahren bei der Hausaufgabenhilfe aktiv ist. 

„Wenn Schüler ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, fängt das in der Schule niemand auf“, sagt der 40-jährige Programmierer. 

Angefangen im Jahr 2006 als Hausaufgabenbetreuung für Grundschulkinder in der Eisgrubschule richtet sich das kostenlose Angebot mittlerweise an ältere Schüler ab der fünften Klasse. Dabei hat jeder Ehrenamtliche seinen Schwerpunkt: Deister, Professorin für Chemie und Abfallwirtschaft an der Hochschule Rhein Main, etwa betreut die Kinder vor allem in der Naturwissenschaften. Der pensionierte Mathematiker Helmut Schmidt hilft hauptsächlich Oberstufenschülern bei ihren Mathe-Hausaufgaben. „Als Rentner sucht man sich Beschäftigung,“ erklärt der 64-Jährige sein Engagement. Als er sich vor einigen Jahren in den Vorruhestand verabschiedete, habe er nach einer sinnvollen und gleichzeitig geistigen Tätigkeit gesucht. Da war die Hausaufgabenbetreuung in der Gemeinde St. Stephan genau das Richtige. Und wenn sich die Leistungen der Schüler verbesserten, sagt Schmidt, sei das „schon eine gewisse Erfüllung.“

Dabei ist das Ehrenamt nach Baalke keinesfalls eine Einbahnstraße. Schließlich frischt auch er während der Hausaufgabenbetreuung sein Wissen immer wieder auf. Das jahrelange Engagement trägt Früchte: Schon mehrere Schüler haben die Ehrenamtlichen während eines großen Stücks ihrer Schullaufbahn begleitet. „Im Frühjahr hat ein Junge Abitur gemacht, den ich seit der dritten Klasse betreut habe“, erzählt Deister. Diese Entwicklung und den Erfolg der Schüler zu sehen, meint Baalke, sei ein toller Lohn.