Schön sieht es ja aus. Die sieben Fenster des achteckigen Stadtsymbols glühen in geheimnisvollem Rot-Orange (an der Stelle des achten Fensters geht das Treppentürmchen am Schaft hoch). Ich kann noch so oft herumfliegen, alle Fenster sind mit Transparentpapier beklebt, kein Spalt erlaubt es reinzusehen.
Spielt hier oben etwa das Pastoralteam mit Pfarrer Schäfer und den Gemeindereferentinnen Maria Sieben und Kerstin Aufenanger Rommé? Aber jeden Abend?
Oder spukt Türmer Caspar Hermann Schneider durch seine ehemalige Wohnung, wo er selbst doch so gerne Gespenstergeschichten geschrieben und für Blutwurst verscherbelt hat?
Fotograf Alexander Sell hat den Anblick der rötlichen Fenster schnell festgehalten, sonst glaubt es hinterher wieder niemand.
Oder probt hier neuerdings der Kirchenchor für Weihnachten, nachdem ihm die Willigis-Schule den Musiksaal wegen Verschmutzung gekündigt hat? Die Dauer von 20 bis 22 Uhr könnte ja passen. Aber wie haben die das Klavier hochgeschafft, das unabdingbar ist fürs Singen? Einen Hubschrauber habe ich in letzter Zeit nicht bemerkt.
Fragen über Fragen!
Aber wenn es wirklich der Chor wäre, müsste eigentlich der Tierschutz einschreiten, denn es wäre den Fledermäusen nicht zuzumuten, eine noch so geringe Dissonanz der Stimmen auszuhalten. Bei den feinen Ohren, die diese radargetriebenen Flug- und Säugetiere haben.
Also bleibt für die romantisch-adventliche Beleuchtung nur eine Erklärung: Die Kirche erbarmt sich der Stadt und der Gesellschaft. Inmitten der allgemeinen Verrohung der Sitten und des Niedergangs der Moral lässt sie zur Werteorientierung ihr ewiges Licht leuchten; und verschönert im Advent gleichzeitig das Stadtbild, wenn die Stadt schon die Springbrunnen abschalten muss. Wie aber von Küster Karl-Heinz Mühl zu erfahren war, ist im Januar Schluss mit dem schönen Schein.