– auf die Spuren des heiligen Franziskus von Assisi, Namenspatron des heutigen Papstes. Kunst, Kultur und köstliche Baci inklusive.
Umbrien wird „die kleine Schwester der Toskana“ genannt, sagt Monia Minciarelli. Und schon auf dem Weg vom Flughafen Rom nach Assisi erkennen wir, was unsere Fremdenführerin damit meint. Der Reisebus schlängelt sich durch eine sonnige, sanfte Hügellandschaft in satten Grüntönen am Tiber entlang. Die Städtchen mit ihren Kirchtürmen schmiegen sich malerisch auf die Kuppen und Hänge. Wir werden in den folgenden Tagen einige von ihnen besuchen: Bevagna, Montefalco, Spoleto, Orvieto. Als erstes aber Todi, das auf dem Tuffsteinplateau vor uns liegt und schon von weitem zu sehen ist. Mittelalterliche Gässchen, Reste einer etruskisch-römischen Stadtmauer, eine gotische Kathedrale, ein Palazzo und mittendrin auf der Piazza del Popolo moderne Kunst. Die ist in unserer Reisegruppe nicht jedermanns Sache, aber trotzdem: „Italien ist herrlich“, sagt eine Dame und spricht für uns alle.
Die Schönheit Umbriens hat ihren Preis. Die hochgelegenen Kirchen und Marktplätze wollen erklommen werden. Bergauf, bergab... treppauf, treppab... nicht alle Knie machen das fünf Tage lang widerstandslos mit. Assisi aber heißt seine Besucher mit einer Rolltreppe willkommen, die vom Busparkplatz hinauf ins Städtchen führt. Unser Hotel ist nicht weit und hat obendrein einen Aufzug, das ist in den alten Häusern hier nicht selbstverständlich.
Wir besuchen die Orte, an denen Franz von Assisi gelebt und gewirkt hat, gestorben und begraben ist. Um den wohl bekanntesten Heiligen – nach ihm benannt ist das kalifornische San Francisco - ranken sich viele Legenden. Wie die von San Damiano: In dieser Kapelle soll der junge Francesco Bernardone, 1181 als Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers in Assisi geboren, im Geist eine Stimme vernommen haben: „Franziskus, geh und bau mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät.“ Der damals 24-Jährige, der ein ausschweifendes Leben gewohnt ist, nimmt dies anfangs wörtlich. Heimlich verkauft er wertvolle Stoffballen seines Vaters, um die einsturzgefährdete Kapelle eigenhändig zu renovieren. Sein Vater, empört von dem Diebstahl, stellt seinen Sohn auf dem Domplatz öffentlich zur Rede. Daraufhin zieht sich Franziskus ebendort die Kleider aus und gibt sie seinem Vater zurück. Er verzichtet mit dieser Geste auf sein Erbe und sagt sich von seinem Vater los. „Jetzt habe ich nur noch einen Vater, den dort oben im Himmel." Eine Schlüsselszene, oft gemalt. „Franziskus hat nun nichts mehr im Gepäck als sein Vertrauen in Gott“, sagt Pfarrer Schäfer. „Es geht ihm um das Sein - nicht mehr um das Haben, um das ‚Was bringt mir das?’ der Kaufleute.“ Der franziskanischen Armutsbewegung schließen sich viele Gleichgesinnte an, darunter Klara, Tochter aus adeligem Haus, auch sie bis heute als Heilige verehrt.
Die 28.000 Einwohner Assisis empfangen jedes Jahr rund sechs Millionen Besucher. Die Stadt ist UNESCO-Weltkulturerbe. Das Highlight der Touristenscharen ist die Basilika San Francesco. Hier, an seinem Grab, können wir mit Pfarrer Schäfer eine Messe feiern, morgens um 8 Uhr, ganz ungestört. Dann treffen wir Bruder Thomas, der hier im Franziskaner-Kloster lebt. Ein Pfälzer aus Speyer. Er will Touristengruppen die Spiritualität des Franziskus erschließen, zum Beispiel anhand des mittelalterlichen Freskenzyklus’, geschaffen von Giotto um 1300. Eines der wichtigsten Zeugnisse der europäischen Kunst- und Religionsgeschichte erzählt von Franziskus’ Umkehr zum Evangelium, seinem Wandel vom wohlhabenden Kaufmannssohn zur Armut, von seinem Weg „raus aus der Selbstzentriertheit“, wie es Bruder Thomas formuliert, hin zur Sorge um die Aussätzigen vor den Toren Assisis. „Wer nach dem Evangelium lebt, macht Christus sichtbar. Ihm ähnlich zu werden, heißt zeigen, was Christ sein bedeutet.“ Franziskus geht es bald nicht mehr allein um den Wiederaufbau zerfallener Kapellen, sondern um die Erneuerung der Kirche aus dem Geist des Evangeliums heraus. 800 Jahre ist das jetzt her.
Noch eines, darauf besteht Monia Minciarelli, müssen wir aus Umbrien mitnehmen: Baci. Küsschen. Eine Spezialität aus Perugia. Nougatkügelchen mit Haselnuss, umhüllt von Schokolade, einzeln verpackt in Silberpapier. Darin versteckt: süße kleine Liebesbotschaften berühmter Dichter. Kunst, Kultur und Köstlichkeiten. Eine Reise nach Italien eben.