Von Jonas zur Kreuzigung

Kunstausstellung in St. Stephan

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Datum:
Do. 11. Aug. 2016
Von:
Siegfried Kirsch
Kunst und Christentum bilden eine uralte christliche Verbindung, wie sie in den beiden anderen abrahamitischen Religionen unbekannt ist. Das Bilderverbot im Jüdischen und im Islam, das keine künstlerische Darstellung Gottes erlaubt, verhinderte die Entstehung und Entwicklung einer Ästhetik, wie sie heute in der westlichen Welt selbstverständlich ist.
So wird man in Chagalls Werk überhaupt und auch in St. Stephan vergeblich eine Abbildung Gottes, wohl aber alle anderen Merkmale westlicher Malerei. Koran und Moschee kennen keine Bilder.
Christliche Motive prägen nun die Bilder einer Ausstellung, die im August und September in der Kirche zu sehen ist. Der französische Maler, Graveur, Kupferstecher und Herausgeber von Künstlerbüchern, Didier Clad, hat seine Werke an die Wände gehängt, Metallplastiken in der Taufkapelle aufgestellt. Nach Ausstellungen in großen Kunsthäusern und Kirchen in Frankreich hat er nun St. Stephan in Mainz gewählt.
Die Motive der Gemälde, teils christlich, teils allgemein, reichen von Jonas, dem vom Wal verschluckten Propheten des Alten Testaments, bis zur Kreuzigung Jesu. Fast immer stellt der Maler Elemente der Natur, Tiere und Pflanzen, in die Nähe des Menschen, der auf seine Urform reduziert manchmal hilflos, manchmal tatkräftig, aber bewegungslos in seiner Vorderansicht gezeigt wird.
Auffällig das Material auf der Leinwand: In die Ölfarbe mischt Didier der Natur entnommene Stoffe wie Asche oder zermahlene Muscheln, die eine raue, körnige Oberfläche bewirken und ins Dreidimensionale reichen. Auf Clads weitere Kunstform, das Graphische, lässt schließen, dass Menschen und Gegenstände meist flächig bemalt und monochrom erscheinen und sich klar von einander absetzen. Beide Darstellungsweisen, Malerei und Radierung, ergänzen sich sogar in einem einzigen Bild.
Eine Finissage mit dem Künstler steht zeitlich noch nicht fest.