Am 10. Mai 1964 wurden drei Holzfiguren aus dem 15. Jahrhundert aus der Rochuskapelle geraubt. Einer der beiden Diebe konnte kurz nach dem Kirchenraub gefasst werden und wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Der zweite konnte nach Südamerika entkommen.
Am 2. September 1967 bat der im Gefängnis Wittlich sitzende Kunstdieb mit einem Brief um ein Gespräch mit Superior Winkelmann vom Oblatenkloster auf dem Rochusberg. Es folgten noch zwei weitere Briefe. Am 6. Oktober fuhr dann der Pater zum Gefängnis in Wittlich und versuchte den Gefangenen um die Preisgabe des Verstecks zu bewegen, aber erfolglos. Der Dieb bestand auf ein Gnadengesuch und wollte erst nach seiner Freilassung das Versteck verraten. Am 5. November erhielt Pater Winkelmann einen Anruf, dass ihn jemand aufsuchen wolle, der mit ihm die “Angelegenheit Heiligenfiguren“ besprechen müsse. Die Person kam und zeigte einen Brief des zweiten Kunstdiebs an einen Verwandten mit einer Skizze des Verstecks.
Man verabredete mit dem Verwandten ein Treffen in einem Ingelheimer Hotel, wo sich der Mann bereit erklärte, dem Pater zu helfen. Mit Spaten und Schippe ging man zu dem auf der Skizze ausgewiesenen Ingelheimer Gartengrundstück, wo die Figuren in der Nähe eines Komposthaufens – gekennzeichnet mit drei Steinen - zu finden seien. Pater Winkelmann und sein Gast gruben stundenlang an der angegebenen Stelle, ohne etwas zu finden. Daher ging der Pater zur Gendarmerie von Ingelheim. Zwei Beamte halfen noch am gleichen Abend die Suche fortzusetzen. Man fand die Figuren. Sofort verständigte man den Landrat Anderhub aus Bingen und die Binger Polizei. Da ein weiteres Ausgraben den stark von Witterungseinflüssen beschädigten Figuren nur geschadet hätte, wurde die Bergung auf den nächsten Tag verschoben. Da wurden die Figuren vom Leiter des Mainzer Dom-Museums mit seinem Assistenten aus dem Erdreich entnommen.
Da die drei Heiligenfiguren ungeschützt in einem Erdloch lagen, waren sie schon von Wurzeln durchwachsen. Ihr ursprünglicher Wert wurde auf 250.000 Mark geschätzt. Nach einer ersten Bewertung war man der Meinung, dass nur die Figur der hl. Elisabeth vermutlich noch zu retten sei. Dagegen waren die Figuren des hl. Christophorus und des hl. Sebastian schon so stark zerfallen und verfault, dass eine Restaurierung in Frage gestellt werden musste. So war der Christophorus in mehr als 50 Teile zerfallen, das Holz morsch und außer den Beinen sah man kaum etwas von der Figur. Doch der Nachwuchs-Restaurator Petersohn schaffte das schier Unmögliche. Das Puzzle-Spiel der Zusammensetzung der einzelnen Teile und deren Modellierung dauerte mehrere Jahre. Zum Glück lagen von den Figuren Farbfotos vor, so dass auch diese wieder originalgetreu aufgebracht werden konnten. 1973 war es dann soweit, die Figuren waren wieder hergestellt.
Diese Figuren wurden im April 2024 vom Mainzer Dom-Museum der Binger Rochusbruderschaft übergeben. Sie warten jetzt auf ihren endgültigen Aufstellungsort in der Rochuskapelle.