Schmuckband Kreuzgang

Renovierungen und Vollendung

(entnommen den Dokumentationen von Pater Dr. Krasenbrink)

Die Maßnahmen können in drei Phasen eingeteilt werden.

Die ersten Maßnahmen bis zum Jahr 1989 waren ausschließlich Renovierungsarbeiten:

  • 1952 / 1953 wurden die im Zweiten Welkrieg zerstörten Fenster restauriert, oder wo die Zerstörungen so beachtlich waren, neue Fenster geschaffen.
  • 1956 wurde das Innere der Kapelle restauriert, aber bis auf die Neuordnung von Marien- und Rupertusaltar wenig verändert. Der rückwärtige Teil des unschönen Holzgerüstes im Chor und das störende Blumenmuster im Hintergrund entfernt. Die große Rochusstatue von 1720 wurde einen halben Meter höher auf eine Konsole an der Apsiswand gestellt, was möglich wurde, da der Sims am mittleren Chorfenster abgetragen wurde. Dadurch erhielt die Rochusstatue einen zentralen Platz im Chorraum, das Unvollendete des Hochaltars blieb aber. Weiterhin wurde der Sandstein gesäubert und neu verfugt. Die Flächen an Wand und Gewölbe wurden neu aufgefrischt, aber nicht bemalt. Die Figuren von den Säulen des Mittelschiffs wurden weggenommen und ringsherum an die Strebepfeiler gesetzt, wodurch der Innenraum nicht mehr einen so überladenen Eindruck machte.
  • 1956 tauchten die ersten konkreten Vorstellungen über neue Glocken auf, um die sich Pater Hoppen intensiv kümmerte. 1957 war das Geld über Spenden so reichlich beisammen, dass sogar statt 4 Glocken 6 angeschafft werden konnten. Diese wurden im Mai 1958 gegossen und am14. Juni desselben Jahres kamen sie auf dem Rochusberg an; am 15. Juni war die Glockenweihe und am 20. Juni läuteten alle 6 Glocken eine Viertelstunde lang. Der Chronist des St. Rupertuskloster schreibt: "Wir waren gepackt und ergriffen von der feierlichen Schönheit des Geläutes."
  • Die Renovierungsarbeiten von 1983 bis 1989 gingen noch in der alten Weise vor, lediglich schadhafte Bereiche zu sanieren. Dazu gehörten die Renovierung und Neuanstrich der Fassade der Ostseite mit Außenchor im Jahr 1983 und die Sanierung des Vorplatzes mit der Bethlehemskapelle. Die sich über Jahre hinziehenden Arbeiten begannen mit der Sanierung des Kapellenvorplatzes und der Bethlehemkapelle. Sie verschlangen allein im Jahr 1986 fast 400.000 DM.

Grund war eine ungenügende Abdichtung des Vorplatzes. Das Wurzelwerk der am Rande des Vorplatzes 1895 gepflanzten Linden sind in die Auffüllungen des Vorplatzes hineingewachsen und haben die Abdichtungen reißen lassen. Und so konnte das Regenwasser ungehindert eindringen. Die als Erdkapelle ausgeführte Bethlehemskapelle entwickelte sich im Laufe der Zeit an etlichen Stellen zu einer Tropfsteinhöhle. Zudem waren die Öffnungen der doppelwandig gebauten Erdkapelle oben auf dem Vorplatz und unten an der Basis im Kapelleninneren zu irgendeinem Zeitpunkt zugemauert und damit die Kaminwirkung für die Durchlüfung unterbunden worden. Dazu musste der Vorplatz bis zu 5m Tiefe freigelegt werden, damit die Erdkapelle austrocknen konnte. Das Wurzelwerk war teilweise in die Stützmauer eingedrungen und  hatte Teile davon verrückt.

1985 wurde die notwendige Sanierung des oberen Teiles des Turmes durchgeführt, das Glockengestühl erneuert, das Geläut instandgesetzt und die Aussichtsgallerie abgedichtet und so konnten zum Rochsfest 1985 wieder alle 6 Glocken läuten.

  • 1986 konnte die Sanierung des eingerüsteten Turmes vollendet werden. Fast der gesamte Außenputz musste erneuert werden. Einbau einer Heizungsanlage war erforderlich, denn die Rochuskapelle wurde immer beliebter für Hochzeiten und so bot sie auch im Winter eine gewisse Bequemlichkeit.
  • Die Sanierungsarbeiten des Vorplatzes, der südlichen Stützmauer und die Sanierung mit Isolierung der Bethlehemskapelle   konnten 1987 abgeschlossen werden. Danach bekam der Vorplatz eine neue Pflasterung mit Säuberung der Sandsteinbrüstung.
  • 1987 erhiel die Rochuskapelle einen neuen Zelebrationsaltar, eine Stiftung des Holzschnitzers Herrn Franz Kellermeier aus Weiler. 1988 stiftete der damalige Brudermeister Helmut Conrad den Osterleuchter und der Binger Rotary-Club einen neuen Ambo als Ort der Verkündigung. Schreinermeister Rupert Rohrer aus Weiler hat den Altar, Osterleuchter und Ambo aus massivem Maronenholz geschaffen, die dann durch den Holzschnitzer Kellermeier vollendet wurden.
  • 1988 stand die Innenrenovation der Bethlehemskapelle an mit Säuberung und Konservierung der Sandsteinornamente und Aufstellung des gestifteten Bildstocks in der Mitte der Kapelle. Die Bildtafeln der Bethlehemskapelle wurden von Herrn Welling in Koblenz angefertigt. Als die Steinmetze den oberen Teil der Laterne, den "Tabernakel" des auferstandenen Christus, in Augenschein nahmen, stellte sich heraus, dass er in seiner filigranen Ornamentik so stark zerstört ist, dass er eigentlich ganz neu geschaffen werden müsste. Doch wegen den zu erwartenden hohen Kosten von 200.000 DM, wurde der obere Teil der Laterne nur notdürftig repariert und gesichert.
  • 1990 / 1991 war die Süd- und Westseite der Rochuskapelle eingerüstet. Die Fassade der Süd- und Westseite bedurften einer neuen Putzbeschichtung. Der Putz besaß nur noch eine relativ stabile Außenwand, aber die untere Schicht war völlig mürbe, bedingt durch die Agressivität der vermauerten Bruchsteine. Diese stammen aus verschiedenen kleinen Steinbrüchen bis zum Kempter Eck mit einem hohen Salpetergehalt, der den Putz von innen her zerstörte. Erst nach dieser aufwendigen Renovierungsarbeit konnten die Glasfenster der Westseite mit einer Schutzverglasung versehen werden, um zu verhindern, dass insbesondere bei den Schlagregen des Herbstes Feuchtigkeit ins Innere dringt. Auch die Kreuzblume am Giebel der Kapelle  brauchte eine neue Verankerung.

Mit dem Jahr 1989 beginnt die zweite Phase, Renovierungsarbeiten mit dem Ziel der Vollendung der Rochuskapelle vorzunehmen, denn der neugotische Kirchenraum hatte keine Raumfassung und die Altäre waren noch unvollendet. Dazu erfolgte im Oktober 1989 die Einrüstung der Rochuskapelle:

  • Absicht des Erbauers war es, der Kapelle eine Bemalung zu geben, die bescheiden, aber einheitlich, einrahmend und zusammenfassend sein soll. Diese Anregung wurden vom Diözesankonservator, Dr. Kotzur, und von Pater Dr. Krasenbrink 1990 aufgegriffen und gegen nicht geringe Widerstände umgesetzt.  Der Innenraum der Kapelle wurde mit den drei Elementen der gotischen Dekorationsmalerei versehen, der Quadrierung, den gemalten Friesen und dem Goldteppich im Chorraum. Dieser mit sattem Grün und Blattgold gemalte Wandteppich, dessen Motive sich im 100jährigen Hildegardisaltar befinden, taucht den gesamten Chorraum in eine leuchtende Fülle. Die Quadrierung der Wandstücke hat nicht die Funktion, eine Mauerung vorzutäuschen, sondern sie verbindet das harte Gegeneinander von Naturstein und verputzten Flächen. Ein umlaufendes Fries wurde auf der Höhe der Hochfensterfaschen aufgemalt. Das Ornament dieses Frieses stammt aus den Fenstern. Dieses umlaufende Fries verbindet die Architekturteile zusammen und dem Goldteppich und dem Ensemble der drei farbigen Altäre.
  • Das Grundelement der Fassung durch Quaderung der Wände und der Einrötelung wurde sowohl bei den Seitenkapellen als auch beim Außenchor übernommen. Auch das an die Kapelle angebaute Gästehaus wurde farblich in der Quadrierung der Kapelle angeglichen. Dabei wurde auf eine Einrötelung der gesamten Anlage abgesehen, um das seit 100 Jahren die mittelrheinische Landschaft mit der Rochuskapelle prägende Gesamtbild zu erhalten. Aber alles, was nicht zum Hochschiff der Kirche gehört, der Kranz der Beichtkapellen, der Außenchor und das Gästehaus wurden eingerötelt und weiß quadriert.
  • Im Jahr 1991 konnte der Hochaltar - wenn auch bescheidener als 1895 geplant - vollendet werden. Durch Initiative von Dr. Kotzur erhielt der Hochaltar einen neugotischen Altaraufsatz, einen neugotischen Schrein, ein Schnitzwerk aus der Werkstatt der Schnitzerfamilie Busch aus Steinheim, welches aus dem Diözesanmuseum erstanden werden konnte. Der Schrein wurde durch die Firma Wurmdobler neugefasst, aber zurückhaltend ausgeführt, so dass die spätbarocke Rochusstatue mit den vielen Goldpartien noch mehr zur Geltung kam. Da die Predella an dem neuen Busch-Altar fehlte, wurde sie aus Eichenholz neu geschaffen und der Farbgebung des Schreins angepasst. Der Schrein des Altars ist dreiteilig. Das Mittelteil nimmt die Rochusstatue auf, während in die kleinere Teile rechts und links Figuren des hl. Josef (links) und des hl. Antonius von Padua aufgestellt wurden. Bei der Neufassung wurde das meiste Gold auf das Gesprenge aufgetragen.
  • Die Außenrenovierung der Rochuskapelle erfolgte  von 1991-1995.
  • 1991 erfolgte die Neugestaltung der Fassade. Die beiden die Fassade stützenden massiven Sandsteinstrebepfeiler wurden bis zur Fassadenwand in Sandsteinton gestrichen und quadriert. Die hellen Wandflächen der Fassade wurden zurückhaltend quadriert. Der Portikus der Kapelle wurde innen in Sandsteinton gesetzt. Dadurch wurde über das Sandsteingeländer des Vorplatzes eine Verbindung zur Laterne der Bethlehemskapelle hergestellt. Auch die Beichtkapellen wurden außen auf der Westseite gerötelt und weiß quadriert.
  • 1992 wurde der Turm diesen Maßnahmen unterzogen.
  • 1992 wurde der Sandsteinschrein des heutigen Marienaltars wie auch der Hildegardisaltar farbig gefasst durch die Firma Wurmdobler, so dass der Hildegardisaltar, der Marienaltar und der neue Hochaltar eine Einheit bilden.
  • 1993 wurden diese Arbeiten an der Westseite auch an den Beichtkapellen der Ostseite, dem Außenchor und dem unteren Teil des Turms mit der Kapellenapsis ausgeführt.
  • 1994: Die Sakramentskapelle erhält einen neugotischen geschnitzten Altar aus dem Diözesanmuseum in Mainz.
  • 1995 wurde das letzte Teilstück der Anlage, das angebaute Gästehaus renoviert, gerötelt und weiß quadriert.
  • Anfang des Jahres 1995 wurden die beiden Reifleuchter mit je acht nach unten und oben ausgerichteten Lichtquellen fertiggestellt. Für die Form der Leuchter wurden Details der hundertjährigen Kunstschmiede-kunst der Rochuskapelle verwendet.
  • Die Neugestaltung des Pilgerplatzes mit Ersetzen der morschen Siztbänke rundete die Vollendung ab.

Die Rochuskapelle war damit nach zehnjähriger Renovierungsphase hergerichtet für das Jubiläumsjahr 1995. Sie ist die einzige neugotische Kirche der Diözese Mainz, die bis ins Detail innen und außen eine neugotische Fassung hat. Heute zählt die Rochuskapelle zu den nationalen Kulturdenkmäler.

Doch danach standen weitere Sanieungsarbeiten an:

  • Im Jahr 2005 war es klar, das marode Dach der Rochuskapelle bracute ein neues Dach; veranschlagte Kosten 700.000 Euro. Dann stellte sich im Jahr 2010 noch heraus, dass der Turm der Rochuskapelle sich um 2cm in Richtung Kempten geneigt hatte und die Statik der Stahlkonstruktion für das  Glockengeläut gefährdet war.Ohne Reparatur des Turms und der Sanierung des Glockenstuhls herrschte Läutverbot. Diese Maßnahmen waren 2014 abgeschlossen, so dass am Festsonntag "Christi Auferstehung" die 6 Glocken wieder zum Gottesdienst einluden.
  • Neuanstrich der Außenfassade im Jahr 2011,
  • die Sanieung des Daches mit neuen Schiefern im Jahr 2011 und 2012,
  • Neugestaltung des Außenbereichs mit neuen Bänken im Jahr 2015 und 2016.

Man könnte meinen, damit seien die Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Doch dem ist nicht so. Während die bisherigen Erhaltungsmaßnahmen bautechnischer Art waren und auch durch Umwelteinflüsse verursacht wurden, gibt es noch einen anderen Verursacher von Schäden im tierischen Bereich, den Anobium Punctatum, den Holzwurm. Er hatte über 100 Jahre Zeit, sich über die Holzstatuen und Holzeinrichtungen herzumachen und so war es teilweise höchste Zeit, dem damit verbundenen Zerfallsprozess Einhalt zu gebieten; wiederum kostspielige Sanierungsobjekte:

  • Das schwierigste und aufwendigste Objekt war die 124 Jahre alte Schlimbachorgel, die mit einem Kostenaufwand von etwa 170.000 Euro durch die Orgelbauerfirma Rainer Müller restauriert wurde und rechtzeitig zum 125 Bestehen der neuen Rochuskapelle beim Rochusfest 2020 wieder einsatzbereit war.
  • Die 300 Jahre alte Rochusstatue auf dem Hochaltar wurde im Jahr 2020 durch die Restauratorin und Vergolder-Fassmalermeisterin Ellen Gold aus Ingelheim restauriert.
  • Der Marienaltar konnte ebenfalls durch die Firma Ellen Gold für 50.000 Euro hergerichtet werden und im Jahr 2021 wieder im neuen Glanz erstrahlen.
  • Als nächstes war im Jahr 2021/2011 die Restaurierung des Wandaltars "Der Tod des heiligen Josef" über dem Eingang zur Grabkammer fällig.
  • 2022/2023 war es dann der Pestaltar, der einer Restaurierung unterzogen werden musste.

Es ist zu hoffen, dass in nächster Zeit keine neue kostspielige Sanierungsmaßnahmen anstehen und nach zweijährigem eingeschränktem Gottesdienst durch den Corona-Virus das Schmuckstuck St. Rochuskapelle für die Zukunft wieder uneingeschränkt für Innen- und Außenmessen und Veranstaltungen zur Verfügiung steht.

Neuer gotischer Altaraufsatz

2019-Rochusstatue (c) Rochusbruderschaft

Ein gotischer Altar besteht aus dem Stipes, der daraufliegenden Mensa (Altarplatte), dann folgt die Predella (Teil zwischen Mensa und Schrein), darüber der Schrein mit dem Gesprenge (gotische Verzierungen). Der Stipes mit den Apostelfiguren und dem Christus in der Mitte erhielt eine Fassung im Ton der Sandsteinarchitektur im Innern der Kapelle (im Bild nicht zu sehen).

 

 

 

 

 

 

 

2020-Rochusstatue-restauriert (c) Rochusbruderschaft

2020: Restaurierte Rochusstatue durch die Firma Ellen Gold