Schmuckband Kreuzgang
1878-Rochusbruderschaft (c) Urkunde: StA Bingen

Rochusbruderschaft 1878 bis 1904

Jahr 1878

Am 14. September 1878 feierte der Binger Pfarrer Adam Sulszbach sein 25jähriges Priesterjubiläum. Er dürfte Präses der Rochusbruderschaft gewesen sein. Denn die St. Rochusbruderschaft widmete ihm zu Ehren eine Urkunde mit Abbildungen von 38 Rochusbrüdern. Der Text lautet: "Dem Hochwürdigen Herrn Pfarrer Adam Sulzbach in Bingen a. Rhein zum Andenken an Sein 25jähriges Priesterjubiläum am 14. September 1878 gewidmet von der St. Rochus-Bruderschaft daselbst." In der Mitter der Urkunde sind wohl Brudermeister und ggf. der Präses abgebildet (siehe obiges Bild). Es ist davon auszugehen, dass alle Rochusbrüder auf der Urkunde abgebildet wurden. Die Mitgliederzahl läge damit bei 38 Personen. Die auf der Urkunde abgebildete Rochusstatue zeigt diese in der Form, wie sie damals  bei den Rochuswallfahrten mitgeführt wurde.

Jahr 1880

Für das Jahr 1880, d. h. nur zwei Jahre später, existiert eine Liste mit den Namen aller Rochusbrüder. Da lag die Mitgliederzahl bei 41 Personen mit Joseph Arnold als 1. Brudermeister und Anton Köhler als 2. Brudermeister und Sekretär. Hier taucht zum ersten Mal der Begriff Brudermeister auf; er ist Vorsitzender des Vorstandes. Nach den Statuten des Jahres 1867 besteht die Rochusbruderschaft im engeren Sinne aus dem Präses als Präsident und dem Vorstand, wobei der Vorstand aus seiner Mitte einen Stellvertreter, einen Rechner (Kassenwart) sowie einen Bruderschaftsdiener benennt. Eine Begrenzung der Anzahl der Bruderschaft im engeren Sinne gab es nicht.

Jahr 1889

Nach dem Brand mit Einäscherung der Rochuskapelle im Jahr 1889 übernahm die Rochusbruderschaft die Sicherung der geretteten Einrichtungen. Diese waren in einem provisorisch errichteten Zelt mit Holzdach untergebracht. Davon gibt es Fotografien des Binger Fotografen Dahlem aus dem Jahr 1892. Zwei dieser Fotos zeigen die geretteten  Einrichtungsgegenstände und die davor stehenden bzw. sitzenden Rochusbrüder mit ihrem Präses, den Dekan Pfarrer Joseph Engelhardt. Abgebildet sind etwa 30 Rochusbrüder einmal im Zelt und zum anderen vor der Außenwand der Brandruine. Auf den beiden Fotos sind zu erkennen, die gerettete Rochusstatue, wie sie auch heute noch in der Rochuskapelle steht, eine kleine Glocke, einen Teil des Altars mit eltlichen Figuren, das Goethe-Bild, weitere Bilder an der Wand,  Kirchenleuchter, einen Beichtstuhl und weitere teilweise verdeckte Gegenstände.

Die Fotos von Dahlem Bingen sind von hoher Qualität und befinden sich in der Sammlung Archiv Rochuskapelle - gezeigt 2016 auf der Ausstellung "350 Jahre Rochuswallfahrt", organisiert von H. D. Kossmann.

Inwieweit die Rochusbruderschaft beim Wiederaufbau der neuen Rochuskapelle in den Jahren 1890 bis 1895 eingebunden war und ob sie im Komitee zur Vorbereitung und Durchführung der Feierlichkeiten und der Rochuswallfahrt beteiligt war, darüber erfahren wir fast nichts. Sie muss aber aktiv gewesen sein.

Jahr 1894

Im Jahr 1894 war die Rochuskapelle baulich fertiggestellt, aber noch ohne Inneneinrichtungen. Und so fand das feierliche Hochamt am Kreuzaltar des Außenchores auf der Ostseite im Freien statt. Von der Rochusprozession wird berichtet, dass sie unterwegs ständigen Zugang von Wallfahrern bekam und zu einer großen Ausdehnung anschwoll (siehe Rochuswallfahrt 1895). An der Prozession beteiligten sich zahlreiche Bruderschaften und insbesondere die St. Rochusbruderschaft mit dem Bildnis des hl. Rochus und eine Schar kleiner Pilger (heute Rochusje genannt).

Jahr 1904

Im Jahr 1904 besteht die Rochusbruderschaft 150 Jahre. Dazu schreibt die Binger Zeitung für Stadt und Umgebung vom 31. August 1904:

"Bingen, 29. Aug. In der einfach schönsten Weise verlief das Jubiläum des 150jährigen Bestehens der hiesigen St. Rochusbruderschaft. Eine große Zahl von Gläubigen nahm an dem Festgottesdienst, der in Gemeinschaft mit der Schlußfeier der Rochuswallfahrt auf dem Rochusberg stattfand, teil; in glänzender Weise entledigte sich Herr Prof. May-Bensheim (ein Büdesheimer) der gestellten Aufgabe als Festprediger, die mannigfachen Verdienste der Rochusbruderschaft würdigend. – Nachmittags fand eine Festivität im kath. Vereinshaus statt, bei welcher u. A. die Herren Geistl. Rath Engelhardt, Prof. May, sowie als Festredner Hr. Pfarrer Dr. Bruder rednerisch mitwirkten, während der Kirchenmusikchor den musikalischen Teil bestens ausführte."

Das dazu aufgenommene Foto im Hinterhof des Vereinshauses zeigt die Rochusbruderschaft mit 42 Mitgliedern und Pfarrer Engelhardt (vorne in der Mitte), neun Rochusje, die Rochusstatue und zwei Fahnen mit Abbildungen des hl. Rochus.

Auch danach wirkte die Rochusbruderschaft weiter, auch wenn es um sie etwas ruhiger geworden ist. Bei etlichen Familien war es Brauch, dass diese von Generation zu Generation der Rochusbruderschaft angehörten.

Die Rochusje

Traditionsgemäß wurden die Rochusje, mit schwarzen Gewändern und Mützen mit Muschel versehen und einem Pilgerstab verziert mit Weintrauben, von der Rochusbruderschaft eingekleidet.

Rochusje vor 1900; Fotograf unbekannt

Rochusje-1890 (c) Sammlung Gundlach

Rochusje auf dem Rochusberg um 1910

Rochusje-1910 (c) Schaub

Rochusje auf dem Rochusweg im Jahr 1913

Rochusje-1913-Tölg (c) Obersekundaner P. Tölg