Schmuckband Kreuzgang

Binger St. Rochusbruderschaft von 1905 bis 1993

1934-Rochuswallfahrt (c) Stadtarchiv

Rochusbruderschaft ab 1905

Aus den Kirchenkalendern für die Pfarrei Bingen aus den Jahren 1909 bis 1937 erfahren wir, dass die Rochusbruderschaft in dieser Zeit, d. h. auch in der Zeit des Nationalsozialismus, existierte, obwohl es um sie sehr ruhig geworden ist.

Präses der Rochusbruderschaft ist bis Ende 1912 der Dekan und Geistlicher Rat Joseph Engelhardt, der dann in das Mainzer Domkapitular gerufen wurde.  Ab 1.04.1913 war dann Stadtpfarrer Michael Eich Präses der Rochusbruderschaft bis zum Jahr 1936. Es folgte im Pfarrer Valentin Hain und ab 1948 Pfarrer Heberer.

Die Messen in der Rochuskapelle finden dort sonntags um 9:30 Uhr statt. Am Rochusfest startet die Prozession um 7:30 Uhr an der Pfarrkirche. Das Pontifikalamt ist bei gutem Wetter um 9:30 Uhr am Außenaltar. Um 13:00 startet dann die Prozession zur Pfarrkirche. Erst ab dem Jahr 1926 beginnt der Rückweg der Prozession zur Pfarrkirche nach der Oktavwoche.

Domkapitular Joseph Engelhardt starb 1928. Er wurde am 29.12.1928 unter großer Anteilnahme der Binger Bevölkerung in seiner geliebten Rochuskapelle zur letzten Ruhe gebettet.

Das Foto aus dem Jahr 1934 zeigt eine gut besuchte Rochuswallfahrt. Zu dieser Zeit hatte Wendelin Schäfer eine Efrischugshalle auf dem Rochusberg , späterSchäfers Hütte genannt.

Rochusbruderschaft im Jahr 1954 (200-jähriges Bestehen)

Im Jahr 1954 feierte die Rochusbruderschaft ihr 200-jährigen Bestehen, welches am 18. Juli 1954 begangen wurde. Brudermeister Toni Sperling gestalte diese zu einer großen Feier und ließ dazu eine neue Rochusfahne anfertigen. Da wurden Johann Maessen, Karl Rudolf und Fritz Specht für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt, d. h. sie waren da schon seit 1904 Mitglieder der Rochusbruderschaft.

Der Chronist des St. Rupertusklosters schreibt über dieses Ereignis:

„Brudermeister Toni Sperling hat alles aufgeboten, um das Fest recht glanzvoll zu gestalten. Das einleitende Triduum in der Kapuzinerkirche und die Festpredigt hielt Kaplan Heinz Eckes, ein gebürtiger Binger. Nach dem feierlichen Pontifikalamt in der Basilika, gehalten vom Hochw. Herrn Generalvikar und päpstlichen Protonotar Kastell (Mainz), fand eine akademische Feier im Mainzer Hof statt."

Auch die Allgemeine Zeitung vom 20. Juli 1954 berichtete über dieses Ereignis (hier einige Auszüge):

„Nun stand am Sonntagmorgen die neu geweihte Fahne (ein Werk kunstbeflissener Hände in der Eibinger Abtei) im Chor der Basilika, als der Generalvikar der Diözese Mainz das Pontifikalamt zelebrierte, durchweht und verherrlicht vom edlen Gesang des Basilikachors und der Chorknaben. Kaplan Eckes hielt eine zu Herzen gehende Predigt über das, was uns Menschen von heute St. Rochus zu sagen hat…. Zu einem Plauderstündchen traf sich anschließend bei der Kaffeetafel im Mainzer Hof die Bruderschaft…. Mitten im Grün leuchtete weiß und rot die Blumen, so die Farben der Bruderschaft darstellen. Und in all der Pracht stand die den Bingern vertraute Rochusfigur, während die neue Fahne das Bild bestens ergänzte…. Herzliche Worte der Begrüßung sprach Dekan Heberer, und Prof. Dr. Dr. Brück fesselte mit seinem heimatkundlichen Beitrag über die Wallfahrt zum Rochusberg, die einzelnen Kapellen und die Rochusbruderschaft selbst.“ Aus dem Jahr 1766 dürfte die Gepflogenheit stammen eine große Rochuskerze mitzuführen und zu weihen, wie auch die Einrichtung der Rochusknaben (Rochusje). Dekan Heberer ehrte die langjährigen Mitglieder der Rochusbruderschft und der Brudermeister Toni Sperling erhielt den Titel eines Ehrenbrudermeisters. Am Nachmittag startete dann die Prozession zur Rochuskapelle. Auf dem Rochusberg fand noch eine Prozession mit dem Allerheiligsten, den Rochusjern, weißgekleideten Mädchen und der Bruderschaft mit brennenden Kerzen statt.

Die Rochusfahnen der St. Rochusbruderschaft

Ab wann die Rochus Bruderschaft über eine eigene Fahne verfügte, die bei der Prozession mit zur Rochuskapelle getragen wurde, ist nicht belegt. Erst Im Jahr 1827 efahren wir, dass die Rochusbruderschaft eine Bruderschaftsfahne für 191 Gulden anschaffte, welche dann im Jahr 1874 durch eine neue Fahne für 145 Gulden ersetzt wurde.

Zum 150-jährigen Jübiläum der St. Rochusbruderschaft im Jahr 1904 ließ die Bruderschaft eine neue Fahne anfertigen. Das Jubiläumsfoto, aufgenommen im Hinterhof des einstigen Vereinshauses , zeigt die Rochusbruderschaft mit 42 Mitgliedern und den Präses, 9 Rochusje , die neue und die alte Rochusfahne sowie die bei der Prozessinon mitgeführten Rochusstatue.

Zum 200-jährigen Bestehen der Rochusbruderschaft ließ sie eine neue Fahne anfertigen, die noch heute bei der Prozession zur Rochuskapelle mitgeführt wird.

 

Rochusfahne-alt (c) Rochusbruderschaft/StA

Alte Rochusfahne 1874

1904-neue Rochusfahne (c) Rochusbruderschaft/StA

Neue Rochusfahne 1904

Rochusfahne-1954-2 (c) Rochusbruderschaft

Rochusfahne  ab 1954

1962- Rochuswallfahrt mit Rochusfahne (c) Slg. StA

Um die 1970-er Jahre wurde es um die Rochusbruderschaft still. Das Foto aus dem Jahr 1967 zeigt einige wenige Rochusbrüder mit der Rochusfahne und noch etliche Rochusje. Es dürfte eines der letzten Fotos mit den Rochsje sein, dennn alle Fotos der nachfolgenden Jahre zeigen keine Rochusje mehr bei den Wallfahrts-Prozessionen..

1968 - Rochuswallfahrten ohne Rochusje

Die Binger St. Rochusbruderschaft wurde nach dem II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) Opfer der Liturgiereform. Viele volkstümliche Frömmigkeitsformen verschwanden. Auch die Bruderschaft stellte in den 1970er Jahren mangels Mitglieder ihre Arbeit ein. Bemerkenswerte Details der 1666 versprochenen Prozession kamen abhanden. Viele Jahre sprach man nur noch, sich erinnernd, von den Rochus`jern der Prozession. Die Muschel als Pilgerzeichen geriet in Vergessenheit und um die Rochusbruderschaft ist es still geworden. Eine aktive Teilnahme der Rochusbruderschaft an den Rochuswallfahrten ist kaum noch zu erkennen.

1975-Rochuswallfahrt-Karl-Heinz-Bungert (c) Slg. Karl-Heinz Bungert

Die Prozession im Jahr 1975 zeigt nur noch drei Rochusbrüder mit der Rochusfahne aus dem Jahr 1954. Rochusje nahmen da schon seit 8 Jahren nicht mehr an der Prozession teil. Selten sieht man noch Rochusbrüder bei der Prozession. Nur auf weiteren Fotos der Jahre 1977 und 1981 ist die mitgetragene Rochusfahne noch zu sehen.

Pfarrer Heberer-Bischof Dr. Albert Stohr- Rochusje (c) Rochusbruderschaft

Bischof Dr. Albert Stohr (rechts) mit dem Binger Pfarrer Heberer (hinten) und einigen Rochusje um 1955 an der Basilika St. Martin

1987-Rochuswallfahrt (c) Bungert

Die Wallfahrten waren auch nach 1980 gut besucht, aber ohne erkennbare Rochusbrüder und Rochusjer.

1983-Krasenbrink-Duffrer-Herd-Foto-Bungert (c) Slg. Bungert

1983: Präses Pater Krasenbrink, der in Bingen geborene Mainzer Dozent für Pastorallitugie Günter Duffrer und Pfarrer Hermann-Josef Herd