Die Rochusbruderschaft im Jahr 2022 mit dem Mainzer Bischof Dr. Peter Kohlgraf vor dem Portal der Rochuskapelle
Erst 1994 gelang die Wiederbelebung der Bruderschaft durch Brudermeister Helmut Conrad aus Anlass der bevorstehenden Jahrhundertfeier der St. Rochuskapelle im Jahr 1995. Am 4. Adventssonntag, am 18. Dezember, fand um 17 Uhr in der Rochuskapelle ein adventliches Orgelkonzert statt, das Maestro Domenico Capriani gestaltete. Zuvor wurden alle die sich für die Rochusbruderschaft Interessierten zu einer kleinen liturgischen Feier in die Rochuskapelle eingeladen. Damit trat die St. Rochusbruderschaft mit 38 Mitgliedern wieder ins Leben. Die erste Bruderschaftsfeier fand dann im Frühjahr des folgenden Jahres in der Rochuskapelle statt.
In diesem Jahr wurde auch die Tradition der Rochus`jer wieder lebendig durch die Rochus-Realschule, vor allem durch den Einsatz von Frau Entzninger. In den folgenden Jahren wurden die Rochus`jer sehr engagiert von Frau Götze betreut. Im Jahr 2002 erfuhr die Rochusbruderschaft eine weitere Renaissance durch den Pater Josef Krasenbrink, dem damaligen Rektor der Rochuskapelle. Sie wurde auch ökumenisch und öffnete sich für Frauen. Die wiederbelebte St. Rochusbruderschaft hat sich dann unter der Leitung von Brudermeister Helmut Conrad zu einem unentbehrlichen Gremium auch für die praktische Arbeit entwickelt. Ihre Aufgabe mit Ziel und Zweck hat sie in ihrer Satzung vom 3. Mai 2009 festgelegt.
Zu den ersten ehrenamtlichen Tätigkeiten der Rochusbruderschaft gehörten die gelungene Freilegung der Josefskapelle, die Verbindung des Pilgerweges mit der Josefskapelle und die Erhaltung des Kreuzweges im Hinblick auf das Jubiläumsjahr des 100-jährigen Bestehens der Wiedererrichtung der Rochuskapelle.
Im Juli des Jahres 2004 feierte die Binger St. Rochusbruderschaft als älteste noch exisistierende Binger Vereinigung ihr 250jähriges Bestehen mit einem festlichen Gottesdienst am Außenaltar der Rochuskapelle. Mit der Premiere der Schubert-Messe gestaltete der Männergesangsverein Bingen-Kempten den Festgottesdienst für die zahlreichen Gäste. Zur anschließenden Feier am Kempter Eck hatten Katharina Lotz und Brigitte Conrad kleine kulinarische Köstlichkeiten zum Wein bereitet. Brudermeister Helmut Conrad ließ in dieser schönen Kulisse die 250jährige Geschichte der Rochusbruderschaft Revue passieren. Mit der Präsentation des St. Rochussektes erhofft sich die Bruderschaft eine weitere finanzielle Unterstützung zur Erhaltung der Binger St. Rochuskapelle. Die Mitgliederzahl besteht in diesem Jahr aus 30 allgemeinen Bruderschaftsmitgliedern und "dem Rat der 12".
Jahr 2004: Auf dem Bild Mitglieder der Binger St. Rochusbruderschaft (v.l.) : Bernd Uihlein, Helmut Olie, Ferdinand Schleider, Friedel Gundlach, Brudermeister Helmut Conrad, Reiner Lotz, Präses Pater Dr. Josef Krasenbrink und Joachim Scholl vor dem Außenaltar der Rochuskapelle
Eine über 100 Jahre alte Kapelle, mit den Ausmaßen einer stattlichen Kirche, unterliegt insbesondere in einer Zeit aggresiver Umwelteinflüsse, wie wir es bei anderen Kirchen und Domen auch sehen, einem hohen Erodierungsprozess an der Gebäudesubstanz und so war die Rochusbruderschaft entsprechend ihrer Zielsetzung wieder gefordert. Es galt dieses weithin sichtbare Kleinod zu erhalten. Grundsanierungen in hohem Maße waren erforderlich: Neuer Außenanstrich, neues Schieferdach, Sanierung von Turm und Geläuteaufhängung. Dafür sammelte die Rochusbruderschaft über Benefiz-Konzerte, Geburtstags-spenden, Rochuswein-Verkauf, Kuchenspenden und mit vielen Spendenaufrufe einen Teil der beachtlichen Geldsumme, die vom Bistum und der Kirchengemeinde St. Martin aufzubringen war. Die Rochusbruderschaft verkaufte symbolische Schindeln und appellierte an die Binger Bevölkerung. Der Hilferuf blieb auch weit über die Binger Stadtgrenzen hinaus nicht unerhört. Und so konnte recht bald die Finanzierungslücke geschlossen werden. Unterstützung bekam sie insbesondere vom Binger Karnevalverein BKV und dessen Trommlercorps; und so konnten hierüber Anfang des Jahres 2006 eine Geldsumme von 13.000 Euro zur Sanierung der Rochuskapelle überreicht werden.
Im Jahr 2012 trat dann der Ortsbürgermeister Johannes Häußling von Laubenheim (Nahe) die Nachfolge des Brudermeisters Helmut Conrad an.
Ein Höhepunkt für die Rochusbruderschaft war ihre Reise nach Rom mit einer Generalaudienz beim Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz, der die Pilger begrüßte und hierbei die Rochusbruderschaft namentlich erwähnte.
Doch im Jahr 2008 starb der Präses, Pater Dr. Josef Krasenbrink OMI. Von ihm verabschiedete sich die Rochusbruderschaft und eine große Anzahl an Geistlichen mit einem Requiem am Außenaltar der Rochuskapelle. Er wurde auf dem Friedhof der Patres neben der Bethlehemskapelle beigesetzt.
Nachfolger wurde der Pater Elmar Theisen OMI, 2007-2022 Pfarrvikar in Schwabenheim und ab 2008 Wallfahrtsseelsorger an der Rochuskapelle sowie Präses der Rochusbruderschaft. Im August 2022 verschlechterte sich zusehends sein gesundheitlicher Zustand. Er kam auf die Pflegestation nach Hünfeld. Die gesundheitliche Schwäche machte es schließlich notwendig, dass er ins Krankenhaus nach Bad Hersfeld eingeliefert werden musste. Hier ist er nach drei Tagen am 16.10.2022 verstorben, beerdigt auf dem Hünfelder Klosterfriedhof.
Verabschiedung Pater Theisen am 28.08.2022
Es näherte sich das Jahr 2016, 350 Jahre Rochuswallfahrt, zu der der Dompräbendar Prof. Dr. Franz-Rudolf Weinert, Dozent am Mainzer Priesterseminar und Dompfarrer im Mainzer Dom, ein gebürtiger Binger, gewonnen werden konnte.
Rechtzeitig zu diesem Ereignis konnten – wiederum über Spendenaktionen der Rochusbruderschaft – die maroden Außenbänken erneuert werden. Am 21. August startete dann die Prozession mit der Rochus-Statue, getragen von Mitgliedern der Malteser, und begleitet von 20 Rochusje, so viele wie schon lange nicht mehr, von der Basilika St. Martin zum Rochusberg. Viele kirchliche Veranstaltungen für alle Wallfahrer und auf bestimmte Rochusbesucher zugeschnitten, wie Messen für Kinder, Jugendliche, Senioren, Behinderte, Kolpingsfamilien, Hospizdienste, Maltesern und für die einzelnen Binger Gemeinden wurden während der Oktavwoche mit hohem Zuspruch durchgeführt, wie auch die Lichterprozession mit Kerzen.
Rochusbruderschaft im Jahr 2016
Zu sehen sind die bei der Prozession von der Rochusbruderschaft mitgeführten liturgischen Gegenstände, die Rochusstatue, das Reliquienkreuz, die Kerze und der Pilgerstab; nicht auf dem Bild ist die Rochusfahne.
Im Jahr 2017 übernahm dann Herr Reiner Lotz die Aufgabe und Funktion des Brudermeisters. Seit dem Tod von Pater Dr. Josef Krasenbrink im Jahr 2008 ist Pater Elmar Theisen aus dem benachbarten Oblaten-Kloster Präses der Rochusbruderschaft.
Eine neue „Baustelle“ ist die alt-ehrwürdige Schlimbachorgel, die nach fast 125 Jahren einer gründlichen Sanierung bedarf, wieder eine kostspielige Angelegenheit, der sich die Rochusbruderschaft ebenfalls mit hohem Engagement widmete.
Die Rochusbruderschaft genießt ein hohes Ansehen, was sich auch in der Mitgliederzahl auswirkt, die seit ihrer Wiedergründung einen stetigen Zuspruch erfährt und inzwischen auf eine Mitgliederzahl von 88 Personen blicken kann, dem Frauen aber auch Nicht-Katholiken angehören.
Es sind die Insignien eines Pilgers:
Pilgermuschel; es ist die große Jakobsmuschel, das Erkennungszeichen des heiligen Jakobus und ein altes Wallfahrtszeichen. Sie wurde von den christlichen Wallfahrern zum Wasserschöpfen und als Trinkglas benutzt und wurde am Hutband getragen.
Pilgerstab als äußeres Zeichen der Pilgerschaft; an ihm werden bei der Fürbitte in der Rochusmesse einzelne große Muscheln aufgehängt
Pilgerhut als Kopfbedeckung der Jakobspilger; diesen Hut mit der großen Krempe tragen die Rochusjer
Pilgermantel als ein schwerer, wadenlanger dunkler mantelförmiger Umhang, in dem man das Allernotwendigste auf der Pilgerwanderschaft mitnehmen konnte.
Rochusbruderschaft im Jahr 2022 vor dem Außenaltar der Rochuskapelle
Rochusbruderschaft im Jahr 2024 am Außenaltar der Rochuskapelle