Die Rückseiten der Außenflügel des Wandaltars "Der Tod des hl. Joseph"über dem Eingang zur Goethekapelle und zur "Kapeller der Binger Heiligen" bekommt man nie zu Gesicht. Erst bei der Restaurierung dieses Kunstwerks im Jahr 2021/2022 war es möglich die in Grau gehaltenen Szenen auf den Außenflügeln näher zu betrachten.
Der aus dem Jahr 1900 stammende Wandaltar 'Der Tod des hl. Joseph" über dem Eingang zur Goethekapelle ist ein in Halbrelief ausgeführter Altar. Die meisten Rochuskapellen-Besucher übersehen dieses mit zwei zusammenklappbaren Flügel ausgestatte Kunstwerk. Er wurde zusammnen mit den Baldachinen des Hildegardis- und Marienaltars von der Bildhauerei-Firma Busch aus Groß-Steinheim angefertigt. Er steht als unvollständiges Retabel mit zwei Seitenflügeln auf einer Konsole über der Tür zur Goethekapelle. Im Mittelschrein ist der Tod des hl. Joseph dargestellt. Der linke Flügel zeigt Jesus mit fünf von den sieben klugen Jungfrauen und der rechte Flügel zeigt Jesus im Tempel. Die Außenseiten der Flügeltüren sind mit Graumalereien versehen. Dieser Altar ist nicht komplett aus Holz, sondern in der Mitte aus Gips.
Dieser Altar hat in seiner über hundertjährigen Geschichte stark gelitten. Eine Begutachtung im Jahr 2021 ergab: Alle Flächen sind erheblich verschmutz, an einigen Stellen sind die Farbfassungen und Vergoldungen zusammen mit der Kreidegrundierung bis auf das Holz als Träger abgeplatzt. Einige Teile des bilhauerischen Zierrats im Gesprenge sind lose oder von Schwundrissen gekennzeichnet. Auf Architekturteilen sind Überarbeitungen mit unsachgemäß aufgetragenen Übermalungen zu erkennen und einige geschnitzte Kleinteile fehlen. Einige Übermalungen sind sogar mit falscher Farbe erfolgt, wie das in Rot nachgebesserte Gewand Jesu auf dem linken Altarflügel.
Das bedeutet, auch dieser Altar bedurfte einer umfänglichen Restaurierung. Damit wurde die Kunstwerkstatt Gold in Ingelheim beauftragt. Ende November 2021 wurde der 100 kg schwere Flügelaltar von der Konsole heruntergeholt und in der Ingelheimer Kunstwerkstatt einer gründlichen Sanierung unterzogen, mit Tiefenreinigung, Fehlstellenausbesserung, Untergrundbeschichtung mit Vergoldung. Schnitzereien am Holz und Zierrat an den Ornamenten mussten gefestigt und ergänzt werden. Ein Mainzer Holzreastaurator half dabei.
Die Kosten für diese Wiederherstellungsmaßnehmen beliefen sich auf etwa 10.000 Euro. Es war wieder ein Projekt, dem sich die Rochusbruderschaft engagiert annahm.
Diese Arbeiten konnten im März 2022 abgeschlossen und der Wandaltar rechtzeitig zum Josefstag an seine alte Stelle auf der Konsole wieder angebracht werden; er wurde mit einer zusätzlichen dezenten LED-Beleuchtung ausgestattet. Die Segnung des Altars erfolgte am darauffolgenden Sonntag am 20. März durch den Stadtpfarrer Lerchl.