In der Gotik hat die Glasmalerei eine besondere Bedeutung. Die Erbauer der Kapelle haben deshalb große Sorgfalt auf die Farbfenster verwendet, wenn auch wie beim äußeren Bildschmuck der Kapelle, nicht alle Pläne verwirklicht werden konnten. Von den drei Chorfenstern, die beim Betreten der Rochuskapelle sofort ins Auge fallen, konnte nur das mittlere gestaltet werden.
Das Mittelfenster des Chors ist in der Leuchtkraft der Farben bestimmend für den gesamten Kirchenraum.
Die beiden Seitenfenster sollten je drei Bilderszenen aus dem Leben Jesu enthalten:
Leider sind diese seitlichen Chorfenster nie gestaltet worden.
Die 6 Hochschifffenster links und 4 Hochschifffenster rechts (2 weniger wegen der Orgelempore) zeigten ursprünglich 20 Standfiguren, von denen noch 16 erhalten sind. Diese Heiligendarstellungen unterstreichen, dass die Rochuskapelle nicht nur ein Binger Heiligtum ist, sondern sich als überegionale Wallfahrtskirche versteht. Es wurden deshalb populäre Heilige aller Zeitperioden aus allen Gebieten ausgewählt, so dass jeder deutsche Katholik, woher er auch kommt, hier etwas Heimisches findet.
Das Mittelfenster zeigt die Verklärung Christi auf dem Berg Thabor in Galiläa. Die schwebende Gestalt Christi ist in leuchtendes Blau gehalten. Christus erscheint mit betend gefalteten Händen vor einem großen Strahlenkreuz. Die Hand Gott Vaters weist auf sein Haupt. Rechts und links etwas tiefer schwebend sind Mose und Elia angeordnet in feurig roten Gewänder, mit Gesetzestafel und Buch. Darunter ist die Erde als olivfarbene Kuppe mit dem stürzenden in weiß gekleideten Jakobus, dahinter der vom Licht geblendeten Johannes und rechts davon der knieende Petrus in blauem Mantel. Diese Serie hat Linnemann von Frankfurt geliefert, der als ein hervorragender Meister der Farbengestaltung gilt.
Beginnen wir mit den rechten Fenstern zur Zeit vor dem 2. Weltkrieg; sie zeigten:
Linke Seite:
Alle Hochschiff-Fenster wurden von Schneiders und Schmolz in Köln geliefert auf Empfehlung von Domkapitular Schnütgen. Auch das große Portalfenster stammt aus der Werkstatt von Schneiders und Schmolz.
Wer heute die Rochuskapelle besucht und sich die Fenster des Hochschiffes anschaut, wird einige der aufgezählten Heiligen nicht mehr vorfinden, andere Heilige haben eine andere Zuordnung erfahren. Durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verschwanden 4 Heilige: der hl. Gottfried, der hl. Werner, der hl. Leopold und der sel. Hermann Josef. Die Fenster waren so zerstört, dass sie nicht mehr restauriert werden konnten. Der hl. Norbert erhielt die hl. Elisabeth und das zerstörte Fenster mit dem hl. Werner von Oberwesel wurde durch das westliche Emporenfenster mit dem hl. Severin und dem hl. Goar ersetzt.
Das Portalfenster stellt die beiden Pestpatrone Sebastian und Rochus dar. Sebastian im Martyrium. Soldaten spannen ihre Bögen, um ihn mit ihren Pfeilen zu töten. Diese Pfeile in ihrer symbolischen Beziehung zu den giftigen Pfeilen der Pest haben Sebastian zum Pestpatron werden lassen. Der hl. Rochus ist dargestellt als Fürbitter bei Gott für die Armen und Notleidenden.
Die beiden schmalen Seitenfenster links und rechts des Portals sind heutzutage aus farblosem Glas, da sie im Krieg zerstört wurden.Für diese gibt es noch Entwürfe mit der Signatur von Geiges. Danach war das eine das Martinsfenster mit Martin als träumenden römischen Legionär, über den zwei betende Engel schweben. Von rechts erscheint Christus, von Lichtstrahlen umgeben. Das zweite Fenster stellte Johannes von Gott aus Granada in dunkler Mönchskutte dar, wie er Christus die Füße wäscht.
Betrachten wir jetzt die Seitenschifffenster in den Seitenschiffkapellen. In 6 von ihnen wurden Beichtkapellem eingebaut. Heute befinden sich dort noch 4 Beichtstühle. Alle Seitenkapellen sind mit dreiteiligen Mosaik-Glasfenstern ausgestattet.
Alle diese Fenster wurden von Professor Geiges aus Freiburg gestaltet, und zwar in den Jahren 1895-1898. Während die Fenster in den Kapellen des linken Seitenschiffes 1895 geschaffen wurden und durch malerische Details bestechen, sind die späteren Fenster auf der rechten Seite großflächiger und expressionistischer gemalt. Sie alle widmen sich dem Thema der Bamherzigkeit.
Wieder rechts beginnend
Das erste Fenster der Durchgangskapelle zum Außenchor, die Josefskapelle, wo über dem Eingang zum Turm der Wandaltar "Der Tod es hl. Josef" angebracht ist, sollte mit Motiven des hl. Josef ausgestattet werden; es wurde wohl nie verwirklicht,
das Fenster oberhalb des Beichtstuhls zeigt den hl. König Ludwig, wie er eigenhändig eine Pestleiche begräbt,
das nächste Fenster über einem Beichtstuhl ist dem hl. Rochus gewidmet und zeigt ihn, wie er einen Pestkranken pflegt,
das Fenster in der Judas Thaddäuskapelle zeigt den hl. Vinzenz von Paul, wie er Galerensträflinge befreit. In dieser Kapelle wird während der Rochusoktav die von der Basilika bis zur Rochuskapelle hochgetragene Statue des hl. Rochus zur Verehrung aufgestellt.
Auf der linken Seite:
Das erste Fenster in der Kapelle neben dem Hildegardisaltar, die ursprünglich als Kapelle der schmerzhaften Mutter eingerichtet war, ist der schmerzhaften Mutter gewidmet mit Motiven der sieben Schmerzen Mariens,
das zweite Fenster über dem Beichtstuhl zeigt eine symbolische Darstellung der gültigen Beichte,
das dritte Fenster über dem Pestaltar ist ausgefüllt mit Bilder der hl. 14 Nothelfer,
das vierte Fenster über dem 4. Beichtstuhl zeigt den hl. Rupertus, wie er Arme speist; im oberen Maßwerk dieses Fensters befindet sich eine Darstellung der hl. Hedwig von Schlesien,
das fünfte Fenster oberhalb der Statue einer Pieta zeigt Papst Clemens, welcher den zu Bergarbeit Verurteilten Wasser zu trinken reicht.
Das Fenster im Erdgeschoss des Turmes, der Michaelskapelle, und das Fenster im ersten Stock des Turmes wurden ein Opfer des Krieges. Sie waren vom jungen Künstler A. Lütti aus Frankfurt gestaltet worden. In der unteren Etage des Turmes, an der Stelle der alten Michaelskapelle, ist zu Ehren des heiligen Erzengels ein Altar errichtet worden, dessen Retabel das Glasgemälde des Fensters war. Es stellte Michael einmal mit dem Drachen, dann mit der Seelenwaage dar.
In der oberen Etage des Turmes befindet sich das Oratorium. Das dortige Fensterstellte eine Szene aus der Legende der hl. Hildegard dar, wie sie nach der Fahrt über den Rhein zum Kloster Eibingen ein blindes Kind heilt, indem sie seine Augen mit Rheinwasser benetzte. Der Verlust dieses Fensters ist besonders schmerzlich, da in keiner Darstellung dieses Heilungswunder festgehalten wurde und damit unwiederbringlich verloren ist.
Die Rochuskapelle blieb im 2. Weltkrieg zwar äußerlich unversehrt, doch die Druckluftwellen bei der Zerstörung der Hindenburgbrücke und der Binger Hafenanlagen haben viele Schäden und Zerstörungen bei den Glasfenstern verursacht.
In der Nacht vom 12. zum 13. August 1942 fiel eine 30 Zentner Bombe in den Klostergarten des Rupertusklosters, bei dem nicht nur das Rupertuskloster, sondern auch die Rochuskapelle Schäden davontrug. Dabei wurden viele wertvolle Fenster der unteren Reihe auf der Ossteite zertrümmert.
Am 16.01.1945 galt der Fliegerangriff der Hindenburgbrücke. Dabei zerstörte der Luftdruck viele Scheiben der Rochuskapelle. Im Chor wurden die 3 Fenster teilweise zerstört, im mittleren Fenster blieb die Verklärung Christi noch weitgehend erhalten. Vor allem die Fenster der rechten Seite sind stark beschädigt worden, wie auch die auf der Empore. Die linke Seite hat nicht viel abbekommen. Die beschädigten Fenster wurden durch Einsetzen von Brettern kurzfristig repariert.
Weitere Schäden gab es nach dem Krieg durch die Druckwellen bei der Sprengung der Schiffswracks unterhalb der Rochuskapelle.
1950 begann man mit der Erneuerung der Chorfenster. Nur das mittlere Fenster war restaurieringsfähig, das linke und rechte Chorfenster waren so stark zerstört, dass ganz neue Fenster geschaffen weden mussten. Sie erhielten durch die Fa. Derix in Rottweil zwei große Ornamentfenster in tieffarbigen, gemalten und mit gebrannten Antikfenstern in reicher Verbleiung.
Völlig zerstört war das Hildegardisfenster im ersten Stock des Turms, sowie das Fenster der Michaelskapelle im Untergeschoss des Turms. Bis auf wenige Reste zerstört war auch das Musikfenster auf der Orgelempore.
Zerstört bzw. sehr stark beschädigt waren die Seitenschifffenster an der Ostseite. Zerstört wurde dort das Fenster der hl. Familie (Josefsfenster) sowie drei Geiges-Fenster mit den Darstellungen der Barmherzigkeit.
Auch die südlichen Abschlussfenster waren zerstört. Deshalb ist nicht mehr festzustellen, ob das Martinsfenster oder das Johannes von Gott-Fenster das rechte oder linke südliche Abschlussfenster war. Auch die beiden kleinen Abschlussfenster unter der Empore waren zerstört. Sie stellten den leidenden Job dar, Mose, der auf die eherne Schlange weist und Michael als Erzengel.
1952 wurden die Fenster auf der Ostseite, die beiden Abschlussfenster nach Süden und die Fenster unter der Empore durch die Glasmalerei Peter Kaschenbach aus Trier restauriert bzw. erneuert.
Ziel der Quadrierung ist es, den Innenraum harmonisch einheitlich einzurahmen und zusammenzufassen. Dazu gehören auch die Fensterfaschen (Fensternischen) der Mosaik-Glasfenster dazu, sowohl die der Hochschiff-Fenster als auch die der Fenster der Beichtkapellen. Diese sind sehr tief und steil und werden durch die Quadrierung, die über die Faschen hinausgehen, sozusagen in den Kirchenraum zurückgeholt und in diesen einrahmend eingebunden.
Damit wurde die Harmonie des Innenraums noch weiter erhöht.
Aufstieg zur Orgelempore
geplantes Glasfenster für den hl. Josef wurde nicht ausgeführt; dieses Fenster wurde 1942 zerstört und 1956 durch einfarbige Farbgläser ersetzt.
Äußeres Musikfenster 1942 zerstört
Das Blindfenster der Orgelöffnung zur Kapelle erhielt 1990 eine Lasierung im Farbton der Apostelkreuze, so dass das natürliche Licht der Kapelle dieses in ein leuchtendes Dämmerlicht erscheinen lässt.
äußeres Musikfenster 1942 zerstört
Blindfenster wie oben