In der Rochuskapelle befinden sich Reliquien von einigen Heiligen, dem hl. Rochus, der hl. Hildegard, dem hl. Rupertus, der hl. Berta und dem hl. Wigbert.
Die erste St. Rochuskapelle auf dem Rochusberg aus dem Jahre 1666 besaß offensichtlich keine Reliquie des Pestheiligen. Erst 1732 geschah die Schenkung einer Rochusreliquie. Sie stammte aus dem Reliquienschatz der Propsteikirche St. Michael in Fulda. Das Fehlen einer Rochusreliquie ließ Dr. Franz Gischet, Leibarzt des Fürstabtes Adolf von Dalberg, aktiv werden. Gischet war ein geborener Binger, und er ließ sich die Reliquie vom Fürstabt schenken. Der Geistliche Rat des Abtes, Johann Friedrich Fischer, fertigte über diesen Schenkungsvorgang ein Dokument aus. Da es sich um die Teilung der Fuldaer Reliquie handelte, musste nach den Vorschriften der Kirche ein neues Gefäß angefertigt werden. Gischet ließ die Reliquie durch Fischer in eine kleine silberne Monstranz einsetzen, deren Spitze eine kleine Statue des hl. Rochus bildete. Diese Reliquienmonstranz schenkte Gischet der Rochuskapelle, wo sie am 16. August 1732 mit Erlaubnis des Mainzer Erzbischofs zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt wurde. Diese Reliquienmonstranz überstand die Zerstörung der Kapelle im Jahre 1798. Auf dem Altar in einem kleinen Tabernakel, worin bis zum Jahr 1878 das Haupt des hl. Rupertus aufbewahrt wurde, stand dann die Reliquie des hl. Rochus. Der Schrein, ein nach echt gotischen Mustern verfertigtes und sehr wohl gelungenes Stück Arbeit des Aachener Künstlers August Witte, bildet mit seinem geheiligten Inhalt den kostbarsten Schatz der Kapelle. Ganz wunderbar sind die größeren Gebeine des hl. Rupertus noch mit Fleisch und Haut umgeben bis zum Tag der Besichtigung im Jahr 1878. Am 16. August 1878 wurden sämtliche Reliquien durch Herrn Domkapitular Dr. Haffner aus Mainz, als Commissionär des Hochw. Bischöfl. Ordinariates, amtlich besichtigt und deren Echtheit von neuem festgestellt. Im Februar 1879 wurde den Reliquien eine neue schöne Fassung gegeben. Bei dieser Gelegenheit war es möglich diese heiligen Überreste so recht mit Muße zu betrachten. Über die Einfassung und Zurücklegung wurde am 30. März 1879 wieder eine amtliche Urkunde aufgenommen, worin die Gebeine in ihrer neuen Fassung einzeln aufgezählt und beschrieben sind. Der Wortlaut dieses Dokuments liegt vor (Seite 152 ff. des Büchleins „Verehrung des hl. Rochus“ von Kaplan Dr. Bruder).
Nach 1880 wird sie von Kaplan Bruder als Kleinod der Rochuskapelle erwähnt. Ob die Monstranz den Brand von 1889 überstand, ist ungewiss. Im Binger Reliquienschatz (Flügelaltar) ist sie 1895 nicht mehr vorhanden. Wohl aber wird im Binger Reliquienschatz von 1895 eine Büste des hl. Rochus aufbewahrt, in die eine Reliquie eingelassen ist. Es ist die Büste, die heute in der St. Rochuskapelle aufbewahrt wird und die in der Rochusoktav am Außenchor steht und während der Lichterprozession mitgetragen wird. Vermutlich wurde die Rochusreliquie von 1732 irgendwann nach 1880 in die Büste eingefügt.
Am 5. Juni 1994 konnte die Binger St. Rohuskapelle dank einer großzügigen Spende der Familie Willy Schlößer aus Bingen eine Reliquienmonstranz mit einer Reliquie des hl. Rochus erwerben.
Kurz vor der Zerstörung des Rupertusklosters der hl. Hildegard durch die Schweden flüchtete die Äbtissin Anna Lerch von Dirmstein mit einigen Nonnen 1631 nach Köln und nahm dabei das Haupt, Herz und Zunge der hl. Hildegard mit. Nach 1642 kamen die Reliquien nach Eibingen. 1737 wurde bei der feierlichen Grundsteinlegung für den Ausbau des Klosters ein Finger der hl. Hildegard in einem Bleikästchen eingemauert. Bei der Auflösung des Klosters im Jahr 1814 wurden die Reliquien der hl. Hildegard dem Pfarrer von Eibingen zur „Disposition“ gestellt. Der Reliquienschrein kam in die alte Dorfkirche von Eibingen. Der letzte Propst von Eibingen nahm das Herz mit in seinen Heimatsort Rauenthal. Es wurde 1833 zurückgegeben. Die letzte Vorsteherin, Magdalena von Forstmeister, nahm das Haupt der Heiligen mit in das alte Pfarrhaus. Nachdem die Eibinger Klosterkirche 1831 Pfarrkirche von Eibingen geworden war, fanden die Reliquien hier wieder ihren würdigen Ruheort.
In Bingen war es Pfarrer Adam Wagner, der seit 1862 die Verehrung der hl. Hildegard tatkräftig förderte. Im Jahr 1863 ließ sich Wagner vom Bischof von Limburg, Dr. Peter Josef Blum, „ein größeres Gebein (Rippe)“ und ein Stückchen des Ordenskleides der hl. Hildegard schenken. Diese beiden Reliquien wurden in einen kleinen Schrein eingefasst, den Pfarrer Wagner in den Hildegardisaltar der Rochuskapelle einfügte. Im oberen Teil der des Reliquienschreins befinden sich zwei Dokumente, die den Schenkungsvorgang beurkunden. Diese Reliquie ließ Pfarrer Wagner in der am Rochusfest in der Rochuskapelle auf dem Altar der Heiligen zur öffentlichen Verehrung aussetzen. Beim Brand der Rochuskapelle im Jahr 1889 konnten die Reliquien gerettet werden.
Eine Wallfahrt sei noch erwähnt, die zum 750. Todestag der hl. Hildegard von Bingen am 15. September 1929 stattfand und als historisches Ereignis zu werten ist. Da fand eine Kundgebung mit 25.000 Teilnehmern auf dem Rochusberg statt, bei der der ehemalige österreichische Bundeskanzler Prälat Ingaz Seipel (gest. 1932) die Festrede hielt. Danach schloss sich eine Reliquienprozession an, die zum Rhein zog, um die von Eibingen herübergeführten Gebeine Hildegards zu begrüßen, die zusammen mit dem Hildegardisschrein und dem Rupertusschrein aus der Rochuskapelle in der Prozession mitgeführt wurde. Etwa 40.000 Menschen nahmen an den Feiern teil.
Die Rochusbruderschaft bat im Jahr 1814 über den Commissär Götz in Rüdesheim, der die Aufhebung des Kloster Eibingen durchführen musste, das Ministerium um Überlassung der Eibinger Einrichtungen und um die Überlassung der Reliquien des hl. Ruprecht. Mit Beschluss des Ministeriums vom 24. März 1814 überließ dieses den Bingern neben etlichen Einrichtungen des Eibinger Klosters auch die Reliquien des hl. Ruprechts (hl. Rupertus). Die Reliquien des hl. Rupertus, Bertha und Wipertus, sowie das zierliche Kelchglas mit dem mirakulösen Milchblut lagen in einem sargähnlichen Schrein. Das Haupt und der rechte Fuß des hl. Rupertus waren in zwei Glaskästchen eingeschlossen. Die Reliquien kamen nach der Abholung mit dem Marktschiff in das Pfarrhaus und wurden am 16. August 1814 mit der Prozession zur Rochuskapelle hinaufgetragen. Dazu erhielt die Rochusbruderschaft noch zwei auf dem Eibinger Hochaltar befindliche und mit Siegeln versehene Reliquienbehälter, die auf dem Hochaltar der Rochuskapelle angebracht wurden.
Der Reliquienschrein mit den Gebeinen des hl. Rupertus, der hl. Bertha, des hl. Wiperus und anderer Heiligen stand zwischen dem Altar und dem großen Gemälde des hl. Rupertus an der östlichen Chorwand in einer Mauernische. Der Schrein, ein nach echt gotischen Mustern verfertigtes und sehr wohl gelungenes Stück Arbeit des Aachener Künstlers August Witte, bildet mit seinem geheiligten Inhalt den kostbarsten Schatz der Kapelle.
Am 16. Mai 1858, dem zweihundertjährigen Gedächtnis des Todes des ehrwürdigen Bartholomäus Holzhauser wurde in einer Reliquienprozession der Übertragung des Reliquienschatzes im Jahr 1814 in die Rochuskapelle gedacht. Morgens hielt der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler in der Pfarrkirche ein feierliches Amt. Nachmittags gegen 14:30 Uhr bewegte sich eine feierliche Prozession mit einer großen Anzahl von Priestern und Alumnen des Mainzer Priesterseminars zur Rochuskapelle. Vier Geistliche trugen den Reliquienschrein, Herr Generalvikar und Domdekan Adam Franz Lennig trug auf einem Kissen das Haupt und Herr Pfarrer Karl Bender aus Ockenheim den rechten Fuß des hl. Rupertus. Die Prozession war so groß, dass die älteren Leute sich nicht erinnern konnten, je eine solche gesehen zu haben.
Am 16. August 1878 wurden sämtliche Reliquien durch Herrn Domkapitular Dr. Haffner aus Mainz, als Commissionär des Hochw. Bischöfl. Ordinariates, amtlich besichtigt und deren Echtheit von neuem festgestellt. Im Februar 1879 wurde den Reliquien eine neue schöne Fassung gegeben. Bei dieser Gelegenheit war es möglich diese heiligen Überreste so recht mit Muße zu betrachten. Über die Einfassung und Zurücklegung wurde am 30. März 1879 wieder eine amtliche Urkunde aufgenommen, worin die Gebeine in ihrer neuen Fassung einzeln aufgezählt und beschrieben sind.
Im Jahr 1895 wurde der Außenaltar der neuen Rochuskapelle besonders feierlich eingeweiht. Höhepunkt war die Reliquienprozession, bei der die für die einzelnen Altäre bestimmten Reliquien in einer feierlichen Prozession von der Bethlehemkapelle zu den einzelnen Altären gebracht wurden. Die Reliquienschreine wurden von Priestern getragen, von Kindern umgeben, welche die den Heiligen betreffenden Embleme und Kleidung trugen, dem sich die Bischöfe in vollem Ornat anschlossen. Der Rupertusschrein fand seinen Platz im Rupertusaltar, der keinen Altaraufsatz hatte und nie vollendet wurde.
Zum 750. Todestag der hl. Hildegard von Bingen fand am 15. September 1929 eine Kundgebung mit 25.000 Teilnehmern auf dem Rochusberg statt, bei der der ehemalige österreichische Bundeskanzler Prälat Ingaz Seipel (gest. 1932) die Festrede hielt. Danach schloss sich eine Reliquienprozession an, die zum Rhein zog, um die von Eibingen herübergeführten Gebeine Hildegards zu begrüßen, die zusammen mit dem Hildegardisschrein und dem Rupertusschrein der Rochuskapelle in der Prozession mitgeführt wurde. Etwa 40.000 Menschen nahmen an den Feiern teil.
Bei der Hildegardisprozession zum 750. Todestag von Hildegard von Bingen wurde der Hildegardisschrein aus der Rochuskapelle (Bild ganz oben) und der aus dem Kloster Eibingen (mittleres Bild) mitgeführt. Festlich geschmückte Schiffe fuhren dazu nach Rüdesheim, um den Schrein abzuholen.
Auf dem unteren Bild sieht man die Träger mit dem Hildegardisschrein aus der Rochuskapelle und dahinter die Träger mit dem Rupertusschrein.
Der Rupertusschrein stand bis 1956 im rechten Rupertusaltar, der keinen Altaraufsatz hatte und nie vollendet wurde. Im Zuge der Restaurationsarbeiten in der Rochuskapelle im Jahr 1956 wurde der wertvolle Marienaltar in der linken Seitenkapelle repräsentativ an die Stelle des Rupertusaltars gesetzt. Der Rupertusschrein erhielt einen neuen Platz in der „Kapelle der Binger Heiligen“ hinter der "Goethekapelle" im Erdgeschoss des Turmes der Michaelskapelle, wo er sich auch heute noch befindet.
Dort befinden sich auch die Büsten der hl. Bertha und des hl. Rochus, welcher bei der Rochusoktav auf dem Außenaltar einen Platz findet.
Bruder Jakobus von der Benediktiner-Erzabtei Beuron besichtigte am 19.06.2020 (Bild Mitte) zusammen mit den Oblatenpatres Günther Kames (links) und Elmar Theisen den Rupertusschrein.