Was den äußeren Bildschmuck angeht, ist mehr geplant gewesen als verwirklicht werden konnte. Am Giebel des reichverzierten Portals, welches an sich schon ein großartiges Werk der Bildhauerei ist, steht oben in einer Nische unterhalb von zwei Lichtfenstern die überlebensgroße Statue des hl. Rochus.
Weiter unten, rechts und links vom Eingang, sollten im kleineren Maßstab Statuen der St. Hildegardis und St. Rupertus angebracht werden, welche die Gemeinde Büdesheim stiften wollte. Doch nur die Statue des hl. Rochus konnte fertiggestellt werden und wurde im Giebel zwischen zwei Maßwerkfenstern angebracht. Als Material wurde der bekannte Donaukalk (Kelheimer Marmor) gewählt, ein besonders wetterharter Stein. Die beiden kleinen Abschlussfenster unter der Empore wurden im Krieg zerstört und 1952 durch die Glasmalerei Peter Kaschenbach aus Trier erneuert.
Die Rochusfigur ist eine Nachbildung eines Werkes des berühmten Bildhauers Veit Stotz aus Nürnberg. Sie wurde von dem Bildhauer J. Rodermundt von Nürnberg 1896 angefertigt. Rechts (vom Betrachter aus links) steht ein Engel, der auf die Pestwunde deutet.
Das größte und wichtigste Bildwerk der Rochuskapelle im Außenbereich ist die Kreuzigungsgruppe, welche den Altaraufsatz des Außenchores bildet. Als Vorbild diente der Calvarienberg beim Dom in Frankfurt a. M. Der hohe Magistrat hat der Bitte des Kirchenvorstandes von Bingen um Erlaubnis der Abnahme von Originalmodellen verbindliches Entgegenkommen gezeigt. Die Gruppe besteht aus sieben lebensgroßen Figuren: Christus, die beiden Schächer, die Schmerzensmutter, Johannes, Magdalena und den Hauptmann. Dazu kommen zwei Engel, welche in Kelchen das Blut auffangen. Erstellt wurden diese von der Firma Wimmel & Cie.
Links neben dem unteren Glasfenster ist eine treue Nachbildung des Reliefs Mariä Verkündigung vom Dom von Görlitz angebracht.
Am Turm steht eine Sebastiansfigur, Nachbildung einer Statue aus dem XV. Jahrhundert, die sich in der Pfarrkirche von Gernsbach im M urgtal (Baden) befindet. Diese Figur ist ein Geschenk der Unternehmer der Steinmetz- und Bildhauer-Arbeit der Kapelle, Firma Wimmel & Co.
Das Material ist weißer schlesischer Sandstein, der an Schönheit und Wetterfestigkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Der Außenchor sollte noch einen weiteren Bilderschmuck mit vier Statuen an den vier schlanken Säulen erhalten: Johannes der Täufer, der Apostel Paulus, der hl. Bonifatius und der hl. Bernhard. Während Hauptzweck der Kreuzigungsgruppe das Opfer repräsentieren, ist die Bestimmung der vier Säulenstatuen die Predigt. Doch die vier Figuren sind nie angebracht worden. Nur die Konsolen und Baldachine erinnern an den Plan.
Wie schon erwähnt gab es schon vor langen Zeiten auf dem Rochusberg eine Kapelle, die Bethlehemskapelle, die im Jahr 1417 baufällig war und abgerissen werden musste. Da vor dem Portal der Rochuskapelle eine hohe Schutzmauer gebaut werden musste, um den für den Verkehr nothwendigen Raum zu gewinnen, bot sich dieser Bereich an, in Erinnerung an die ehemalige Bethlehemkapelle dort eine Krypta in die Schutzwand zu integrieren. Der Baumeister entwarf eine solche zur Aufnahme einer Bethlehemsgruppe und ließ dieselbe überirdisch unmittelbar vor dem Portal der Kapelle in einer steinernen Riesenlaterne endigen, welche dem unterirdischen Raum Licht spenden soll. Während unten Christus in der Krippe liegt, ist er hier oben im Grab liegend, umgeben von einer trauernden Gruppe, abgebildet worden.
Ab dem Jahr 1984 begannen viele Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an der Rochuskapelle, damit sie sich zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1995 wieder in voller Schönheit präsentiert. Es waren nicht nur Sanierungen an dem neugotischen Gebäude, sondern auch Sanierungen zur Vollendung der nach dem Brand von 1889 aus Geldmangel noch nicht erfolgten Detailarbeiten.
Auch der Pilgerweg an der Rochusallee mit 10 gestifteten und in Spanien angefertigten Bildstöcken wurde neu gestaltet. Möglich wurde dies durch großzügige finanzielle Unterstützung des Bundes, des Landesamtes für Denkmalpflege, der Stadt Bingen, der Diözese Mainz und vieler großer und kleiner Spenden der Freunde der St. Rochuskapelle. Und so war die Rochuskapelle bereit für das 100-jährige Jubiläumsfest im Jahr 1995. Dazu wurde die alte Tradition mit den Rochus’jern durch die Rochusbruderschaft neu belebt, eine Festschrift herausgegeben und die historische Zapf-Hütt wieder eröffnet. Eigens angefertigte St. Rochusbecher und St. Rochuskrüger sollten an dieses Jahr erinnern. Am Festtag spielte die exzellente Blaskapelle aus Lötschental auf, Domkapitular Gottfried Weber hielt eine fulminante Predigt und als Höhepunkt wurde das eigens komponierte Rochusoratorium uraufgeführt.
Doch auch in den Folgejahren standen weitere Sanierungen an, neue Dacheindeckung, neuer Außenputz, neues Dachgestühl für die Glocken und neue Außenbänke.
Damit erstrahlt das Schmuckstück Rochuskapelle wieder in voller Schönheit, weithin sichtbar und von den Bingern so geliebt. Deshalb ein kleiner Spaziergang um die Rochuskapelle herum.
Das letzte obere Bild zeigt eines der Friedhöfe im Bereich der Rochuskapelle. Bis zum Jahr 1920 war das Stiftergrab für Johann Ernst Baron Frey von Dehren in der Rochuskapelle vor dem Chorraum das einzeige Grab auf dem Rochusberg. Ab 1920 bezogen in Sichtweite der Rochuskapelle die Oblaten das St. Rupertuskloster die Kreuzschwestern aus Straßburg das Hildegardiskloster.
Wo Menshen sich niederlassen, dort eine neue Heimat finden, ist auch der Platz wo sie ihre Ruhestätte haben wollen. So entstand unterhalb der Rochuskapelle zu Füßen der Bethlehemskapelle ein Doppelfriedhof links und rechts des Eingangs der Kapelle für die Schwestern und Patres, getrennt durch einen Weg zu den Weinbergen. Dieser Weg führt zum Oblatenkloster und so ruhen die Toten direkt neben den Lebenden und bleiben von ihren Gemeinschaften unvergessen. Im Jahr 1971 kam dann noch ein dritter Friedhof im ehemaligen Garten auf der Westseite der Rochuskapelle für die Schwestern, Patres und Brüder hinzu. Seit dieser Zeit füllt sich dieser Friedhof, angelegt für 200 Gräber.
Friedhof für die Kreuzschwestern des Hildegardis-klosters links neben der Bethlehemskapelle
Friedhof für die Patres und Brüder des Oblatenklosters rechts neben dem Eingang zu Bethlehemkapelle
Im Jahr 1971 neu angelegter Fiedhof an der Westseite der Rochuskapelle für die Kreuzschwestern und Patres und Brüder des Oblatenklosters