Schmuckband Kreuzgang

Rochuswallfahrt in der Zeit von 1850 bis zum zweiten Weltkrieg

1837-Bingen mit Rochuskapelle (c) Historische Gesellschaft

Diese Aquatinta von A. Federle aus dem Jahr um 1837 zeigt Bingen mit der Rochuskapelle zur Zeit als der Mainzer Bischof von Kettler 1850 per Kutsche nach Bingen zum Rochusfest anreiste.

1850 - Rochuswallfahrt mit Bischof von Ketteler, von der die Binger noch lange sprachen

Eine eindrucksvolle Rochuswallfahrt wurde die im Jahr 1850, als der neu ernannte Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler zum Rochusfest nach Bingen kam. Die Binger konnten es kaum glauben, dass nach 26 Jahren wieder ein Bischof die Festpredigt halten wolle. Und so strömten von überall her Menschen zum Rochusberg.

Es war gegen sieben Uhr morgens, als der Mainzer Bischof auf der von Mainz nach Bingen führenden Straße das Binger Pfarrhaus erreichte und sich sofort in die Pfarrkirche begab. Gegen acht Uhr setzte sich dann die Prozession in Bewegung. Angeführt wurde er von Schuljungen, denen sich die in weißgekleideten und mit Blumen und Schärpen geschmückte weibliche Schuljugend anschloss. Es folgten die Jungfrauen und Frauen, danach ein Musikcorps, dann die Geistlichen von Bingen und Umgebung  und der Bischof unter einem rot-seidenen Baldachin, selbst das Allerheiligste tragend; danach reiten sich die männlichen Wallfahrer in einem nicht endenden Zuge an. Mitgeführt wurden eine von weißgekleideten Jungfrauen getragene „Mutter der Gnaden mit Jesuskind“ und die Statue des hl. Rochus im schwarzen, muschelbesetztem Pilgerkleid und königlichem Purpurmantel, zu dessen Füßen sich spielende Engel und ein Hündlein befanden. Besonders die Rochusstatue wurde von den Anwesenden mit großer Freude begrüßt. Auch eine Schar kleiner Jungen in Pilgerkleidung und Stäben (heute Rochusje genannt) fand große Beachtung. Die große bunte Riesenkerze wurde von einem starken Mann auf seiner Schulter hinter der Rochusstatue nachgetragen. Neu in dieser Prozession waren offenbar die von weißgekleideten Jungfrauen getragenen Symbole des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, nämlich Kreuz, Herz und Anker. Unter den Blumen streuenden oder grüne Girlanden tragenden Kindern begleiteten zahlreiche Fahnen und Standarte die Prozession. Dabei war nochmals ein hl. Rochus und eine schöne Standarte der Schiffer von Bingen, auf welche der während des Sturmes im Boot schlafende Jesus und seine verzagenden Jünger zu sehen war.

Viele Pilger aus der Umgebung von Bingen bis nach Mainz, dem Rheingau und aus Rheinpreußen, insbesondere aus dem Hunsrück, gut zu erkennen an ihren Trachten nahmen an der Prozession teil. Nur die Mainzer hatten Pech. An die 2000 Mainzer waren mit Dampfbooten Richtung Bingen unterwegs, darunter auch das erste Dampfboot der Düsseldorfer-Dampfschifffahrtsgesellschaft, die Concordia, mit über 600 Passagieren. Als sie oberhalb von Rüdesheim waren, sahen sie schon die roten und weißen Fahnen zwischen den Weingärten auf halber Höhe des Rochusberges. Doch den meisten von ihnen gelang es auf Nebenwegen die Prozession am Rochusberg noch einzuholen. Mit wechselnden Gesängen, begleitet von den Instrumenten des Musikcorps, und Gebeten erreichte die gewaltige Prozession den Rochusberg, wo sie von dem Geläut der Glocken der kleinen einfach erscheinenden Rochuskapelle empfangen wurde. Nur der kleinste Teil der Pilger vermochte in der Rochuskapelle Platz zu finden.

Das Hochamt hielt der Bischof, assistiert von den Pfarrern Autsch (Finthen) und Berthes (Heidesheim). Auch wenn die meisten Anwesenden, die den ganzen Vorplatz der Kapelle bis zum heutigen Kempter-Eck einnahmen, mit  einer geschätzten Anzahl von 10.000 bis 12.000 Pilger, nichts von der Festmesse in der Kapelle mitbekamen, stimmten auch sie in die Lob- und Preisgesänge ein. Die hl. Wandlung und die Kommunion wurden durch Glockenschläge weithin hörbar verkündet, so dass auch sie ihre Ehrerbietung erweisen konnten. Doch dann wurde es Zeit noch näher zusammenzurücken, um der Predigt des Bischofs, die er auf der Außenkanzel der Kapelle hielt, folgen zu können. Und so wird berichtet, dass ein leichter Wind (ggf. die Wisper) für gute Hörbarkeit der Predigt auch in größerer Entfernung sorgte. Hauptthema war das Leben und Wirken des hl. Rochus. Es war eine Bergpredigt, die einen tiefen Eindruck bei den Zuhörern hinterließ. Danach erteilte er den apostolischen Segen und zurückgekehrt in die Kapelle wurde der Lob-, Bitt- und Dankgesang, das von den Bingern so geliebte Te Deum, angestimmt.

Danach setzte sich die Prozession wieder Richtung Binger Pfarrkirche in Gang, an der auch der Bischof mit vielen Tausenden Pilgern wieder teilnahm, wo sie unter Böllerschüssen ihr Ende nahm. Etliche blieben aber auf dem Rochusberg, um jetzt in die Rochuskapelle zu drängen, um dort die Reliquien des hl. Rochus mit Tüchern zu berühren und zu beten.

Die in Bingen angekommenen Wallfahrer stiegen in bereitstehende Nachen und so war der Rhein stromabwärts von diesen dicht übersäht; aus den Bergen hörte man noch das Echo ihrer Gesänge. Und auch in Richtung Rüdesheim bot sich ein eindrucksvolles Bild, wo an die hundert Segelnachen unterwegs waren. Es war eine der größten Binger Rochus-Wallfahrten, die der von 1814 in nichts nachstand, an der zwar der Mainzer Bischof Colmar teilnahm, die Predigt aber der Mainzer Domherr Ludwig Jonas hielt.

1858 - Reliquien-Prozession

Zu erwähnen bleibt auch eine Wallfahrt am Sonntag, den 16. Mai 1858, wenn auch aus einem anderen Anlass, als zu Ehren des hl. Rupertus und der hl. Bertha und der übrigen Heiligen, deren Reliquien seit dem Jahr 1814 in der Rochuskirche aufbewahrt werden, eine außergewöhnliche Prozession zum Rochusberg stattfand. Morgens hielt der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler in der Pfarrkirche ein feierliches Amt. Nachmittags gegen 14:30 Uhr bewegte sich eine feierliche Prozession mit einer großen Anzahl von Priestern und Alumnen des Mainzer Priesterseminars zur Rochuskapelle. Vier Geistliche trugen den Reliquienschrein, Herr Generalvikar und Domdekan Adam Franz Lennig trug auf einem Kissen das Haupt und Herr Pfarrer Karl Bender aus Ockenheim den rechten Fuß des hl. Rupertus. Die Prozession war so groß, dass die älteren Leute sich nicht erinnern konnten, je eine solche gesehen zu haben.

1864 - 50-jähriges Bestehen der 2. Rochuskapelle

Auch an der Wallfahrt am 21. August 1864, zum 50-jährigen Jubiläum zur Wiederherstellung der Rochuskapelle und zum 50-jährigen Gedächtnistag der Übertragung der Reliquien des hl. Rupertus, der hl. Bertha und des hl. Wigbert, nahm der Bischof von Ketteler teil. In seiner Predigt erzählte er die Geschichte der Kapelle und der Übertragung der Reliquien. Hierbei nannte er auch die Namen der Binger, die dabei mitgewirkt hatten, von denen einige bei der Predigt zugegen waren. Wiederum waren zu dieser Wallfahrt viele Pilger angereist.

Bischof Ketteler 1811-1877

Bischof Ketteler-1811-1877 (c) Johannes Ibach

 

 

 

 

Rochusfest 1887 - Bericht aus den USA

Die amerikanische Zeitung  in Baltmore "Der Deutsche Correspondent" berichtete am 21. September 1887 über das Binger Rochusfest:
Aus Bingen wird geschrieben: Die alljährliche Feier des Rochusfestes gewann diesmal einen besonderen Reiz dadurch, daß Bischof Dr. Haffner die Festpredigt auf dem Rochusberg hielt. Der Besuch war daher fast ebenso stark, wie am Hauptfesttage. Bei der Schußprozession trug der Bischof das Sanctissimum.  (Schaub)

1866 - 200 Jahre Rochuskapelle

Aber noch zahlreicher war die Anzahl der Wallfahrer am 19. August 1866, zum 200-jährigen Jubiläum der Erbauung der Kapelle. Wiederum hielt der Bischof die Festpredigt, in der er noch ausführlicher auf die Verehrung des hl. Rochus als Schutzpatron wider die Pest einging.

Zu dieser Zeit Zeit zog am frühen Morgen die Prozession von der Pfarrkirche zur Rochuskapelle, wo schon ein reges Leben herrschte. Von allen Seiten kamen Wallfahrtsgruppen hinzu. Man feierte das Hochamt mit der Festpredigt und empfing die heiligen Sakramente. Doch dann war es Zeit die traditionelle Bratwurst im Traubenblatt, einen Binger Schoppen und einen Wasserweck als Labsal zu sich zu nehmen. Denn schon hieß es mit der Prozession wieder zurück zur Pfarrkirche herunterzusteigen.

Am Sonntag darauf wurde die Oktav des Rochusfestes gefeiert. Sie wurde auch Frauenrochus genannt, weil da auch die Frauen ungestört teilnehmen konnten, während sie am Hauptfest vielfach durch zahlreiche Familienbesuche davon abgehalten wurden. So berichtet der Maler Ludwig Foltz über seine Kindheit in der Binger Salzstraße in den 1820er Jahren, dass am Rochusfest die Verwandten aus Mainz mit Chaisen anreisten und die vornehm gekleideten Damen von den Bingern bewundert wurden,

Das Rochusfest fand seinen Abschluss mit einer Vesper und einer Prozession durch die Straßen der Stadt.

1879 - 700-jähriges Jubiläum der hl. Hildegard

Auch die Wallfahrt anlässlich des 700-jährigen Jubiläums der hl. Hildegard am 21. September 1879 zog eine ungewöhnlich große Volksmenge mit Pilgern aus Nah und Fern an, mit etlichen Prozessionen zum Rochusberg, wo die Festpredigt der Oberhirte des Mainzer Bistums und damaliger Domherr Dr. Haffner hielt. Es wird berichtet, dass als die aus 8000 Personen bestehende Prozession die Rochuskirche ereicht hatte, das Ende der Prozession noch bei der Pfarrkirche stand.

1895 - Einweihung der wieder errichteten Rochuskapelle

Doch die gewaltigste Rochuswallfahrt, die Bingen je gesehen hat, sollte die Rochuswallfahrt im Jahr 1895 werden, nachdem die im Jahr 1889 abgebrannte Kapelle durch eine neu wiederaufgebaute Rochuskapelle eingeweiht worden war (siehe Rochuswallfahrt 1895).

1899 - Sonderzüge nach Bingen

Die rochuswallfahrt am 20. August war wieder gut besucht. die anzahl der Teilnehmer wurde auf 15.000 Beucher geschätzt. Das Hochamt zelebrierte Domkapitular Raich (Mainz). Die Festpredigt hielt der bekannte Kanzelreder Pater Benno Auracher, Provinzial der Bayerischen Kapuzinerprovinz. Die Rückkehr der Prozession erfolgte um 14:30 Uhr, was zu einem regen Gedränge in den Straßen bis in die Abendstunden führte. Denn die Eisenbahnverwaltung hatte mit Rücksicht auf das Rochusfest, die Kirchweihfeste in Gaulsheim, Gau-Algesheim, Niederheimbach und den Kreuznach Jahrmarkt eine größere Anzahl an Sonderzügen eingesetzt. So war der Zugang aus dem rheingau, dem Hunsrück, dem Nahetal und aus dem talwärts gelegenen Rheintal besonders stark. Und viele kamen dann noch mit den Dampfern der Köln-Düsseldorfer Gesllschaft und der Niederländischen Reedererei. Und so lichtete sich das Gedränge in Bingen gegen die Abenstunden, als dann noch etliche Abendboote in Bingen ablegten. So  war die rochuswallfahrt für die Hoteliers am Rhein ebenfalls ein einträgliches Geschäft (AZ 20./21. August 1949)

1900 bis zum 1. Weltkrieg

Die Rochuskapelle ist weiterhin ein Anziehungsmagnet für Pilger und Liebhaber der Rochuskapelle. So wird am 26. April 1900 in der Zeitung „Der Deutsche Correspondent“ berichtet, dass der Prinz Max von Sachsen, Kurratpriester an der St. Elisabeth-Kirche in Nürnberg, für mehrere Monate die Villa Sachsen unterhalb der Rochuskapelle beziehen will und häufig Gottesdienst in der Rochuskapelle halten werde.

Auch in den nachfolgenden Jahren fanden die Rochuswallfahrten regelmäßig statt. Über sie wird wenig berichtet. In den Kirchenkalendern der Pfarrei Bingen erfahren wir, dass die Hauptprozession um 7:30 Uhr von der Basilika startet und das Pontifkalamt in der Rochuskapelle oder am Außenchor jeweils um 9:30 Uhr stattfindet. Aus einem Schullesebuch um 1900 erfahren wir, dass fast zeitgleich eine Prozession von Kempten aus zur Rochuskapelle startete. Zu dieser Prozession gesellten sich noch die Rüdesheimer, die rechtzeitig mit ihren Nachen und Segelbooten nach Kempten überstzten (siehe nebenstehend).

In der Oktavwoche finden nach altem Brauch Wallfahrten aus den einzelnen Ortschaften statt. So sind die Wallfahrtstage für die meisten Ortschaften des Umlands von Bingen seit alters her fest vorgegeben. Die Rochuswallfahrten wurden immer als gut besucht bezeichnet mit etwa 12.000 bis 15.000 Pilgern.

Im Jahr 1901 übernahmen die in Bingen in der Krankepflege tätigen Franziskaner, die ab 1919 im sogeannten "Brüderhaus" in der Basilikastraße 1 (damals Kirchstraße 1) wohnten, für ein Jahr lang auch den Sakristanendienst in der Rochuskapelle, um den regelmäßigen Gottesdienst dort zu ermöglichen.

Rochuskapelle um 1880

1880-Rochuskapelle (c) Historische Gesellschaft

Lithografie von Büchel & Catoir
Ansicht der Rochuskapelle vom Hotel Hartmann  (Hotel Rochusberg)

1923-Rochusfest-Schaub (c) Dieter Schaub

Das Fotos - etwa um 1910 - wurden von dem französischern Historiker Trutat aus Toulouse aufgenommen, als er zur Zeit des Rochusfestes mit seiner Familie in Bingen weilte; im Vordergrund zwei Rochusje, die üblicherweise die Rochuswallfahrt begleiten.

1911-Rochuswallfahrt-Salzstraße-STA (c) Slg STA Bingen

1911 Rochuswallfahrt - Rochusstraße

1911-Rochuswallfahrt-2-STA (c) Slg STA Bingen

1911 Rochuswallfahrt - an der Stelle der heutigen Josefskapelle, die es 1911 da noch nicht gab.

1925-Rochuswallfahrt (c) Historische Gesellschaft

Jahr 1920 - das 25-jährige Bestehen der neuen Rochuskapelle

Das Jahr 1920 ist für die Geschichte des Rochusberges ein beonderes Jahr. In diesem Jahr kann das 25jährige Jubiläum der neu errichtete Rochuskapelle gefeiert werden. Es ist aber auch das Gründungsjahr zweier Ordensgemeinschaften auf dem Rochusberg.

Die Schwestern vom heiligen Kreuz aus Straßburg, die schon im Blindenheim in der Mainzerstraße blinde Kinder betreuten, kauften im Jahr 1920 das Rochusberghotel und errichteten dort ihr Mutterhaus in Deutschland unter dem Namen "St. Hildegardhaus, Provinzhaus der Schwestern vom heiligen Kreuz".

Die Ordenspriester der Oblaten hielten ihren Einzug in das frühere 1907 errichtete  Priesterhaus, das St. Rupertuskloster,  unterhalb der Rochuskapelle. Ihnen wurde die Seelsorge der Wallfahrtskirche aber auch der Dienst bei den Kreuzschwestern im Hildegardishaus übertragen.

In Verbindung mit der Rochuswallfahrt am 22. August 1920 wurde das Oblatenkloster St. Rupertus eröffnet. An die 15.000 Pilgern von nah und fern, aus dem Rheingau, von der Nahe, vom Hunsrück, von Mainz und den umliegenden Dörfern nahmen an der Wallfahrt teil. Das Pontifikalamt im Freien zelebrierte der Weihbischof Dr. Münch aus Trier, die Festpredigt hielt der Bischof Dr. Augustinus Kilian von Limburg.

Aus diesem Anlass erschien zur Rochusoktav vom 22. bis 29. August 1920 eine Sonderausgabe der Mittelrheinischen Volkszeitung unter dem Titel: "Nach 25 Jahren! Die Rochuskapelle im Silberglanze. Drei Gnadenquellen auf dem heiligen Berge".

Nebenstehndes Bild zeigt die Rochuswallfahrt im Jahr 1925 in der Kapuzinerstraße.

Zu dieser Zeit war J. B. Ankermüller Brudermeister der St. Rochussbruderschaft.

Jahr 1929 - Hildegardis-Wallfahrt

Doch eine Wallfahrt nicht zu Ehren des hl. Rochus sondern zum 750. Todestag der hl. Hildegard von Bingen am 15. September 1929 war ein historisches Ereignis. Hierzu fand eine Kundgebung mit 25.000 Teilnehmern auf dem Rochusberg statt, bei der der ehemalige österreichische Bundeskanzler Prälat Ingaz Seipel (gest. 1932) die Festrede hielt. Danach bewegte sich eine Prozession mit dem Hildegardisschrein vom Hildegardisaltar und der Rupertusschrein des Rupertusaltars zum Rhein, um dort die auf dem Salonschiff Vater Rhein von Eibingen herübergeführten Gebeine Hildegards im Hildegardisschrein zu empfangen. In der anschließenden Reliquienprozession mit etwa 40.000 Teilnehmer wurden dies zur binger Pfarrkirche getragen. Nach einer kurzen Andacht wurden die Gembeine der hl. Hildegard und des hl. Rupertus indie Pfarrkirche nach Bingerbrück gebracht, wo der Bischof von Trier in einer Andacht die Predigt hielt. Es war schon dunkel als sich die Prozession mit den Reliquien auf den Weg nach Bingen in Bewegung setzte, um dann wieder nach Rüdesheim überzusetzen. Ein mächtiges Lichterkreuz strahlte dazu auf dem Rupertsberg und an die fünfzigtausend Illuminationsbecher leuchteten überall auf. Die ergriffenen Menschen am Rheinufer stimmten vieltausenfach das Tedeum  an. Es war ein Ereignis von dem noch jahrelang gesprochen wurde (eine ausführliche Beschreibung gibt der katholische Kirchenkalender der Pfarrei Bingen von 1930).

Hildegard-750Jubilaeum-1929 (c) Foto: Historische Gesellschaft

Reliquien-Wallfahrt zum 750. Todestag von Hildegard von Bingen

1930-Rochusfest-Bratwurststand Beitsch-Jung Bingen (c) Wagner-Hammer-vonEyss

Rochusfest im Jahr 1930; im Vordergrund der Bratwurststand der Metzgerei Beitsch-Jung (Vorstadt 30).

1929-09-28-Reliquienprozession-Hildegardjahr- (c) Rochusbruderschaft

Nonnen bei der Reliquienprozession zum 750.-Todesjahr der hl. Hildegard von Bingen

Rochuswallfahrt im Jahr 1932 - Prozession passiert den Speisemarkt (c) Reinhold Trebbien

1932 Rochuswallfahrt - Speisemarkt

1932-Rochuswallfahrt-STA Bingen (c) Slg STA Bingen

1932 Rochuswallfahrt - kurz vor der Rochuskapelle

Jahr 1933, keine Rochuswallfahrt

Im Jahr 1933 als der Binger Pfarrer Monsignore Eich als Saparatist verleumdet wurde und Bingen verlassen musste, ordnete der Mainzer Bischof Hugo an, dass eine Rochusprozession nicht stattfinden darf. Es bestand die Befürchtung, dass Pfarrer Eich zurückkommen könnte und die Rochusprozession zu einer politischen Manifestation und einem Triumpfzug werden könnte, wie es bei der Fronleichnamsprozession geschehen war, als Prälat Eich nach Bingen kam und die Prozession anführte (Brigit Bernard, Die Zeit des Nationalismus und ihre Vorgeschichte, Bingen 1930-1945).

In den darauf folgenden Jahren fand die Rochuswallfahrt in altgewohnter Weise statt. Am zweiten Oktavsonntag erfolgte nach dem Hochamt in der Rochuskapelle der Rückzug der Prozession wieder zur Basilika. Viele Binger begaben sich nachmittags nochmals zum Rochusberg, um das Rochusfest in einem der Zelte bei enem oder mehreren Schoppen Wein ausklingen zu lassen.

Jahr 1939 - Der Zweite Weltkrieg

Von der kurz vor dem 2. Welkrieg am 20.08.1939 stattgefundene Rochuswallfahrt wird berichtet, dass sie einen erhebenden, wenn auch recht ernst gestimmten Verlauf nahm und sehr gut besucht war Der Mainzer Bischof Dr. Albert Stohr hielt die Predigt und Apost. Protovotar May zelebrierte das Pontivikalamt. In der Zeit des 2. Weltkriegs durfte die versprochene Prozession von Bingen zum Rochusberg nicht stattfinden und alle Gottesdienste mussten in der Kapelle gefeiert werden. Auch das weltliche Rochusfest war untersagt. Am 13. August 1942 wurden die Ost- und Südfenster wie auch die Eingangstür der Rochuskapelle durch die Druckwellen der in der Nähe erfolgten Bombenexplosion schwer beschädigt. Die Rochuswallfahrt wurde zunächst polizeilich verboten, eine Feier beschränkt auf die Rochuskapelle ohne deren Überfüllung durfte dann doch noch stattfinden.

1937-Rochuswallfahrt mit Bischof Dr. Albert Stohr (c) Slg STA Bingen

1937 Rochuwallfahrt mit Bischof Dr. Albert Stohr