Alljährlich wird die größte Rochuswallfahrt Europas eine Woche lang auf dem Binger Rochusberg gefeiert. Bingen löst damit ein Versprechen aus dem 17. Jahrhundert ein.
Für Katholiken ist die Rochuskapelle der Wallfahrtsort und für Touristen ein beliebtes Postkartenmotiv.
Im Jahr 2016 feiert Bingen zum 350. Mal das Rochusfest. Dem Pestheiligen versprach die Stadt Bingen im Jahr 1666 drei umfängliche Taten, wenn die Pest-Epidemie vorüber ist:
Und Letzteres war für die Binger ein Gelübde, dass sie sehr ernst nahmen.
Die Prozession beginnt am Sonntag nach Maria Himmelfahrt (16. August).
Und so pilgerten auch in diesem Jahr während der gesamten Oktav geschätzte 15000 Pilger zur Rochuskapelle. An die 20 Rochusje begleiteten die Prozession zum Rochusberg. Dort fand am Eröffnungstag am Außenaltar das Pontifikalamt bei etwas stürmischen Wind statt, so dass eine Böe die Fahne der Rochusbruderschaft davontrug. Zeremoniert wurde das Pontifikalamt vom Mainzer Weihbischof Dr. Udo Bentz, der vor einem Jahr zum Bischof geweiht wurde.
Die Oktavpredigten übernahm der gebürtige Binger Dompräbendat Prof. Dr. Franz-Rudolf Weinert mit dem diesjährigen Wallfahrtsthema „Gott und die Welt.“
Die Prediger der Binger Rochuswallfahrt werden von den Pilgern als sehr gut bezeichnet, das muss man live erleben.
Beschlossenn wurde die Rochus-Oktav durch den Abt em. Anselm Zeller OSB, der seit 1978 Prior auf dem Jakobsberg bei Ockenheim und Religionslehrer bis 1991 am Stefan-George Gymnasium in Bingen war. Auch am Vorabend versammelten sich viele Pilger, um an der großen Lichterprozession mit Kerzen teilzunehmen.
Für die 72-köpfige Binger St. Rochusbruderschaft war die Mitgestaltung der Wallfahrt und die repräsentative Herrichtung der Rochuskapelle wieder eine Herausforderung. Schon Jahre zuvor galt es Grundsanierungen durchzuführen, dazu gehörten: Neuer Außenanstrich, neues Schieferdach, Sanierung von Turm und Geläuteaufhängung wie auch neue Außenbänke. Dafür sammelte die Rochusbruderschaft über Benefiz-Konzerten, Geburtstagsspenden, Rochuswein-Verkauf, Kuchenspenden und vielen Spendenaurufe einen Teil der beachtlichen Geldsummen, die vom Bistum und der Kirchengemeinde St. Martin aufzubringen waren.
Ein Rochusfest ohne „Weck, Wurst und Wein“ ist für die Binger kein Fest. Und so waren die diesbezüglichen Stände und Zelte wieder gut besucht, so wie es Geheimrat Wolfgang von Goethe als Rochusbesucher schon im Jahr 1814 erlebt hatte.
(entnommen dem AZ-Artikel vom 18.08.2016: Großes Herz für Menschen in Not)
Anlässlich dieses Jubiläumsjahres fand in der Vorhalle des Heilig-Geist Hospitals in Bingen eine große Sonderausstellung mit alten Bildern und Texten von der Rochuswallfahrt und zum Rochusfest statt, zusammengetragen von Horst-Dieter Kossmann vom Binger Stadtarchiv. Etliche dieser Bilder finden sich auf einigen Seiten dieser Homepage wieder.