Seit dem 24. April ist Schwester Franziska Katharina Spang (60) Äbtissin des Klosters der Ewigen Anbetung in Mainz. (c) Kirchenzeitung/A.Weiffen

Den Himmel offen halten

Seit dem 24. April ist Schwester Franziska Katharina Spang (60) Äbtissin des Klosters der Ewigen Anbetung in Mainz.
Datum:
Do. 11. Mai 2023
Von:
Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

Leitungswechsel nach 24 Jahren: Die Klarissen-Kapuzinerinnen in der Mainzer Innenstadt haben eine neue Äbtissin gewählt. Ein Treffen im Kloster der Ewigen Anbetung mit Schwester Franziska Katharina Spang. 

Der Name Schwester Franziska Katharina Spang dürfte treuen Leserinnen und Lesern von  „Glaube und Leben“ ein Begriff sein. Regelmäßig berichtete die  Kirchenzeitung in den vergangenen Jahren, wie Schwester Franziska Erstkommunionkindern aus dem Bistum in der Hostienbäckerei im Kloster der Ewigen Anbetung die Herstellung des heiligen Brotes erklärte. Seit drei Wochen nun ist Schwester Franziska Katharina Spang Äbtissin. An einem sonnigen Frühlingsmorgen zwischen Eucharistiefeier und Mittagsgebet nimmt sich Schwester Franziska Katharina Zeit für ein Treffen. Das Sprechzimmer liegt außerhalb der Klausur. Doch für ein Foto im Garten darf ausnahmsweise kurz die Klausur betreten werden. „Ich lasse Sie auch wieder heraus“, sagt Schwester Franziska mit einem Augenzwinkern.Die Klarissen-Kapuzinerinnen sind ein kontemplativer Orden. Der Tagesablauf der acht Schwestern in Mainz ist ganz auf Gebet und Liturgie ausgerichtet. Die strenge Klausur spielt zusammen mit einem einfachen Leben seit der Gründung der Klarissen im Mittelalter durch den heiligen Franziskus von Assisi und die heilige Klara eine wichtige Rolle. Die Nonnen verlassen die Klausur fast nie, außer etwa für Arztbesuche, und nur wenige haben Zutritt zur Klausur, in Mainz zum Beispiel eine Gärtnerin, die die Schwestern bei der Pflege des Gartens unterstützt.

Verantwortung für das Charisma dieses Hauses

Im Gegensatz zur Klausur ist die Kapelle für jede und jeden den ganzen Tag geöffnet, zum Beten und auch für die Feier der Eucharistie gemeinsam mit den Schwestern. An diesem Morgen gehen dort Menschen ein und aus. Schwester Franziska Katharina freut sich über den Zulauf. Diesen Ort des Gebets inmitten der Stadt zu pflegen und die Anliegen der Kirche, des Bistums und der Menschen Gott ans Herz zu legen, umschreiben die Mainzer Klarissen-Kapuzinerinnen mit der Wendung „den Himmel offen halten“. Schwester Franziska verbindet dies auch mit der Architektur der Kapelle. Ein Fenster in der Decke lässt Tageslicht in den Raum fallen, wodurch das blaue Kreuz am Altar zu leuchten scheint. „Es sieht aus wie ein Fließen zwischen oben und unten.“ Die Kapelle bedeutet ihr viel. Kirchen faszinierten sie schon immer, erzählt die 60-Jährige. Sie wuchs in einem Winzerdorf an der Mosel auf, ihre Familie zog mehrfach um, 1982 nach Mainz. Ihr Traumberuf war Lehrerin. „Religions- und Musiklehrerin, das wollte ich unbedingt erreichen und das habe ich auch. Aber das war nicht mein geistliches Ziel.“ Der weltliche und geistliche Weg liefen parallel, erklärt sie, „aber diese Wege kamen nicht zusammen“. Als Studentin Ute Spang suchte sie nach einem Ort für ihren Glauben. Als sie zum ersten Mal die Kapelle der Ewigen Anbetung in Mainz betrat, „wirkte die Monstranz auf dem Altar auf mich wie ein Magnet. Ich habe mich dort verliebt und mich geliebt gefühlt“. Im Studium während ihrer täglichen Arbeit, „die ich gerne machte, dachte ich dennoch ständig: Wann kann ich wieder in die Kapelle gehen?“, erinnert sie sich. Obwohl das Klosterleben für sie früher nie eine Option war, spürte Ute Spang den Ruf dorthin, entschied sich nach kurzem inneren Ringen für ein Noviziat und trat mit 33 Jahren in den Orden der Klarissen-Kapuzinerinnen in Mainz ein. Fünf Jahre später legte sie als Schwester Franziska Katharina ihre Ewige Profess ab. Die vergangenen 15 Jahre hatte sie das Amt der Vikarin inne, war damit stellvertretende Leiterin des Klosters. 
Äbtissin zu werden, sei für sie nie ein Thema gewesen, aber angesichts ihrer bisherigen Position und der Altersstruktur der Gemeinschaft musste sie bei der im April anstehenden Wahl damit rechnen. Die Möglichkeit „empfand ich wie ein Damokles-Schwert über mir“, sagt sie. Auch wenn für sie vieles im Alltag, der von den Gebetszeiten geprägt ist, gleich bleibt: „Mit dem Amt ist die Verantwortung für das Charisma dieses Hauses verbunden, die richtigen Entscheidungen für die Gemeinschaft zu treffen und jeder  Schwester in ihrer Persönlichkeit gerecht zu werden“, sagt die Äbtissin. Sie erinnert sich an den Augenblick, als nach der Wahl jede ihrer Mitschwestern ihr einzeln Gehorsam und Ehrfurcht gelobten. „Das war so herzlich. Da kam so ein Friede über mich. Das ist für meine neue Aufgabe eine gute Basis. Ich habe gespürt: Auch in dieser Situation ist der Himmel offen.“

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