Moritz Gerlach (29) an seiner Laufstrecke am Rhein. Der Priesteramtskandidat hält sich mit Joggen fit. (c) Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

Es braucht mein tägliches Ja

Moritz Gerlach (29) an seiner Laufstrecke am Rhein. Der Priesteramtskandidat hält sich mit Joggen fit.
Datum:
Do. 7. Juli 2022
Von:
Anja Weiffen/ Kirchenzeitung

Am 16. Juli weiht Bischof Peter Kohlgraf Moritz Gerlach zum Priester. Im Gespräch mit der Kirchenzeitung erzählt der Weihekandidat von seinem Glauben und sagt, warum für ihn Freunde so wichtig sind.

„Sakramente sind Orte der Begegnung mit Gott“

Er mag den Blick auf den Rhein. „Das Wasser fließen zu sehen, entspannt“, sagt Moritz Gerlach.Mit grauem Hemd und Priester-kragen sieht er schon fast aus wie ein Kaplan. Der Priesteramtskandidat geht gerne joggen und das Gespräch mit der Kirchenzeitung führt er lieber beim Gehen am Rheinufer als an einem Tisch. „Man sitzt sowieso viel zu viel“, findet der 29-Jährige. Eine Zeit lang teilte Moritz Gerlach sein Hobby mit Cornelius Agbo. Gemeinsam wurden sie zu Diakonen geweiht. Cornelius Agbo ist bereits Priester und empfing im Advent in seiner Heimat Enugu in Nigeria die Weihe. Moritz Gerlach steht dieser besondere Tag noch bevor.
Am 16. Juli wird ihn Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom zum Priester weihen. Die Einladungen sind verschickt. Auf den Karten steht ein Satz, der Moritz Gerlach sehr wichtig ist, sein Primizspruch: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Die Passage aus dem Johannesevangelium erzählt vom Zweifel der Jünger Jesu. Jesus fragt: „Wollt auch ihr weggehen?“ Simon Petrus antwortet mit den genannten Sätzen. „Die Antwort von Petrus ist immer mehr zu meiner Antwort geworden“, sagt der junge Mann aus Bensheim. Auch die Jünger Jesu hatten Zweifel, „die hat jeder mal. Daher gibt mir die Figur des Petrus Trost und Kraft. Jesus hat ihn trotz seiner Fehler nicht losgelassen“, sagt der Weihekandidat. Sein eigener Berufungsweg habe Höhen und Tiefen gehabt. „Ich habe mich wirklich gefragt: Wohin soll ich gehen? Was gibt mir Sinn?“ Mit der Entscheidung, Priester zu werden, hat er für sich eine Antwort gefunden.
Diese Berufung in heutigen Zeiten zu leben, braucht Kraft. Quelle dafür sind ihm nicht nur Gottvertrauen und Gebet. „Freundschaften zu pflegen, das ist für mich das A und O. Das tut mir gut“, sagt Moritz Gerlach. „Offen zu reden mit Menschen, die mich auch vor der Weihe kannten. Dafür will ich mir bewusst Zeit nehmen“, sagt er und erzählt von einer Gebetsgemeinschaft, „zu der nicht nur Priester gehören“. Ihm sei bewusst, dass Einsamkeit vor allem für Priester eine Herausforderung ist. „Später möchte ich nicht einsam in einem riesigen Pfarrhaus sitzen.“ Für diese Herausforderungen sieht er sich gerüstet. Er findet es gut, dass im Priesterseminar die Ausbildung schon seit Jahren gemeinsam mit allen Berufsgruppen stattfindet. „Die Zeiten als Einzelkämpfer sind vorbei. Teamarbeit und Kollegialität schätze ich sehr.“
In der aktuellen Kirchenkrise sieht Moritz Gerlach vor allem auch eine tiefe Glaubenskrise. Auf die Frage, wie Menschen heute in einer säkular geprägten Gesellschaft zum Glauben finden können, antwortet er: „Ich kann nur Erfahrungen mit Gott machen, wenn ich mich mit ihm beschäftige.“ Das sei im Gebet möglich. „Im Prinzip sind die Sakramente die Orte der Begegnung mit Gott. Aber auch das Antlitz Gottes im anderen Menschen zu sehen, kann ein Zugang sein.“ Um den Glauben in sich zu spüren und zu entdecken, müsse man selbst etwas tun, sich immer wieder danach ausrichten. Seine Aufgabe als Priester sei es, Angebote für solche Erfahrungen zu schaffen. „Gott wirkt. Seine Gnade ist ein Geschenk. Aber es braucht dafür mein tägliches Ja.“


Weiheliturgie am 16. Juli um 9.30 Uhr im Mainzer Dom. Livestream-Übertragung
auf: bistummainz.de/Priesterweihe-Juli-2022

Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 10.Juli 2022. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf - 06131/28755-0 - oder E-Mail: info@kirchenzeitung.de

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