Intonateure der Orgelbaufirma Goll arbeiten am perfekten Klang der neuen Mainzer Domorgel
Klopfen, schneiden, anblasen und hören, das ist im Moment der Arbeitsalltag von Thomas Murray-Robertson und Christian Kubli. Sie sind Intonateure der Orgelfirma Goll aus Luzern und arbeiten an dem ersten Teilwerk der neuen Mainzer Domorgel. Noch in den nächsten Tagen und Wochen passen sie die neuen Pfeifen vom Klang und Lautstärke auf die Akustik im Mainzer Dom an. Denn die ist in dem dreischiffigen Gotteshaus nicht gerade einfach. Weil die alte Domorgel einen ungünstigen Standort hat, passt der Klang nicht zur Akustik im Mittelschiff an. Außerdem war das Material aus den sechziger Jahren marode: Pfeifen, die mit Klebeband repariert werden mussten, Staubsaugerschläuche dienten als Windversorgung und die Stromverbindungen waren komplett veraltet. Unkontrollierbare Heuler waren die Folge. Domdekan Heckwolf kennt das jahrelange Ringen um eine neue Domorgel und den perfekten Standort. In vielen Symposien und Beratungen, auch mit dem Landesdenkmalamt, hat man sich auf das neue Konzept geeinigt: Aller guten Dinge sind drei. Es sollen drei Teilwerke realisiert werden. Die Orgel im Mittelschiff, in der Marienkapelle, ist vor allem für den Gemeindegesang konzipiert. Die geplante Orgel im Ostchor ist von der Stilistik her ein französisch-kathedrales Orgelwerk.
In naher Zukunft soll das erhaltenswerte Material der Orgel aus den zwanziger Jahren restauriert werden. Dieses Teilwerk hat dann eine deutsch-romantische Charakteristik.
Das erste neue Teilwerk ist kurz vor der Fertigstellung. „Eigentlich wollten wir schon im letzten Jahr fertig sein“, sagt Domdekan Heckwolf, „jetzt wird sie passend zum Jahr der Orgel erklingen.“ Und Domorganist Daniel Beckmann freut sich auf den perfekten Klang, einen modernen Spieltisch mit vielen neuen klanglichen Möglichkeiten und hofft, dass er die Gemeinde bald mit dem neuen Instrument zum Gesang begleiten kann.
Bis dahin haben die Intonateure noch einiges zu tun. Rund 4000 Pfeifen hat die neue Orgel. Die größte Holzpfeife war sogar so groß, dass der Orgelbauer seine Werkstatt erweitern musste. Die größte Metallpfeife wiegt ca. 157 kg. Und die kleinste Pfeife ist nur für diejenigen zu hören, die ein wirklich gutes Gehör haben; sie hat eine Frequenz von 12600 Hertz.
Wer in den nächsten Tagen den Mainzer Dom besucht, kann vielleicht ein Klopfen und Pfeifen hören. Ein einmaliges Erlebnis, denn hier entsteht durch filigranes Handwerk große Kunst und ein wunderbarer Klang.