3. Sonntag der Osterzeit - Diakon Frank Blumers

Datum:
So. 14. Apr. 2013
Von:
Diakon Frank Blumers

3. Sonntag der Osterzeit - Diakon Frank Blumers

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
Sie kennen sicherlich dieses Gefühl: Da hat man etwas fest zugesagt und versprochen - wie man das halt gerne macht. Und dann: Man kriegt es dann doch nicht hin. Mir geht das öfter so. Oft Kleinigkeiten, aber auch mal größere Kleinigkeiten. Da hat man zugesagt, einen Text zu übersetzen, dort wollte ich jemanden noch anrufen, aber dann gab es doch tatsächlich immer Sachen, die noch wichtiger waren.

Das schlechte Gewissen meldet sich. Man denkt immer wieder an das gegebene Versprechen - und das Gefühl ist da, versagt zu haben. Noch schlimmer, wenn man einen Menschen so richtig versetzt hat, verletzt.

Wenn man dann diesem Menschen gegenübersteht, ist das oft so richtig unangenehm. Peinlich. Man könnte im Boden versinken.

Das ist Menschen schon zu allen Zeiten so gegangen. Auch in der Bibel:
„Und wenn alle an dir Anstoß nehmen, ich nicht. Und wenn ich mit dir sterben müsste, ich würde dich nie verleugnen." (Mt 14,30)
Sie haben den Petrus erkannt - vor der Verleumdung.

Jetzt heute im Evangelium steht er dem Mann gegenüber, den er in der entscheidenden Stunde verleugnet, im Stich gelassen hat: Jesus. Das war wohl schmerzhafteste Moment im Leben des Petrus - wohl schlimmer als der Märtyrertod.

Die Erzählung beginnt zunächst recht unverfänglich. Die Jünger kehren nach den Geschehnissen in Jerusalem wieder in ihren Alltag zurück, zu dem, was sie gewohnt sind zu tun. Sie sind Fischer. Sie gehen fischen.

Doch erfolglos. Die ganze Nacht nichts gefangen. Dann steht da ein Mann am Ufer, der ihnen sagt, sie sollen es einmal auf der anderen Seite des Bootes probieren - und das Netz ist voll. Der Lieblingsjünger, Johannes, erkennt: Es ist Jesus.
Und Petrus springt sogleich ins Wasser, zu Jesus. Es folgt das gemeinsame Mahl und anschließend die dreimalige Frage Jesu an Petrus: Liebst du mich.

Drei Dinge in diesem Evangelium weisen auf den Zusammenhang mit der Verleumdung des Petrus hin.
- Zunächst: Petrus ist „nackt", so heißt es im Text - Er muss sich erst das Obergewand anlegen. Nacktheit und Scham. Wie Adam, der im Paradies vom verbotenen Baum gegessen hat, erkennt Petrus seine Scham und Schuld.
- Dann: Am Ufer brennt ein Kohlenfeuer. So wie im Hof des Hohepriesters, wo Petrus Jesus verraten. Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?
- Und dann - und das ist wohl das Schmerzhafteste: Die dreimalige Frage Jesu: Liebst du mich? Dreimal hatte Petrus ihn verleugnet.

Es schmerzt den Petrus. Ihn, den großen Anführer der Jünger. Der vorher große Töne gespuckt hatte: Niemals werde ich dich verraten, ich doch nicht.
Nun: Bloßgestellt. Als Versager abgestempelt. Als Maulheld und Phrasendrescher enttarnt. Tiefpunkt.

Wie geht Jesus nun damit um?
Er stellt ihm dreimal die Frage: Liebst du mich? Beim dritten mal, da wird Petrus so richtig traurig und es kommt ein Bekenntnis, das aus der Tiefe seines Herzens kommt:
„Ja Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich lieb habe."
Ein reumütiges Bekenntnis.

Wie geht Jesus damit um?
Eigentlich ist es Paradox: Ausgerechnet Petrus, diesem Draufgänger, Hitzkopf vertraut Jesus nun seine Herde an; die Sorge für die Gemeinde, also die ganze Kirche: „Weide meine Schafe". Petrus steht für das Papstamt, für die Kirche.
Hätte Jesus nicht einen besseren nehmen können, einen Heiligeren?
Johannes etwa oder ein anderer unbescholtener Jünger?

Nein, es ist Petrus mit all seinen Fehlern und Schwächen. Er wird der Fels, ihm vertraut Jesus seine Kirche an.
Gott baut auf Menschen. Bis heute. Petrus, der Fels, der manchmal Unbequeme.

Diese Menschlichkeit macht Kirche auch ein Stück weit aus, schauen sie auf Papst Franziskus und seine herzliche Art. Ein Heiliger, aber auch er ist Mensch, macht Fehler. Kirche ist eine Gemeinschaft von Heiligen - und von Sündern - so Kardinal Lehmann. Ratzinger spricht von der heiligen sündigen Kirche. Heilig wird die Kirche durch Gott, sie wird durch ihn geheiligt - aber sie muss sich immer wieder neu zu Christus bekennen.

Dasselbe gilt für uns:
Christsein heißt: Immer wieder neu beginnen. In Christus. Das „neue Leben" als Christ hat in der Taufe angefangen. Es beginnt täglich neu mit meiner Entscheidung. Liebst du mich?

Als Menschen dürfen wir versagen, dürfen wir hinfallen - und werden das auch immer wieder tun. Aber wir müssen wieder aufstehen und dürfen mit ihm neu beginnen. Mit Christus, wie Petrus im Evangelium. Dafür steht auch der Hahn auf vielen Kirchtürmen. Er will uns an Christus erinnern und das wir ihm treu sind.

Das mit dem Neubeginn, das ist für mich der Zauber in der Beichte: „Ich spreche dich los von all deinen Sünden." Wer kann das einem zusagen? Ein Mensch kann das nicht. Nur Gott in seiner Liebe und Barmherzigkeit.

„Liebst du mich?" Das ist die Frage, die entscheidet. Wichtiger, als unsere Schuld! Sie hat über das Schicksal des Petrus entschieden und sie entscheidet auch darüber, ob unser Christsein gelingt oder nicht. Es geht um mein Ja zu Christus. Denn wer aus Christus und aus seiner Liebe lebt, gibt diese Liebe weiter und macht die Welt heller, erlöster. Kirche soll der Welt Christus, den Erlöser bringen. So dient sie Christus und dient der Welt. Das hat viel mit dem Diakonischen zu tun. Der Welt und den Menschen dienen. Eine Aufgabe der ganzen Kirche. Denn Kirche, die Christus nicht dient, dient zu nichts. Sie wird zu einer NGO, wie Papst Franziskus sagt. Die Liebe zu Christus, das Bekenntnis entscheidet. Christentum und Christsein ist eine Frage der Liebe.