Weihnachten am Tag - Pfr. Stefan Schäfer

Datum:
So. 25. Dez. 2016
Von:
Pfr. Schäfer

Weihnachten am Tag - Pfr. Stefan Schäfer

Liebe Schwestern und Brüder ,
in der Nacht von Bethlehem öffnet sich der Himmel und der Glanz aus der Höhe umstrahlt die Menschen, die um die Krippe versammelt sind. Ein Stern geht auf. Ein Licht leuchtet in der Finsternis.
Alle Jahre wieder wird uns an Weihnachten eine wunderbare und unwahrscheinliche Geschichte erzählt:
Die Engel verkünden den Hirten und allen, die da draußen stehen und die Nacht absuchen nach einem Zeichen der Hoffnung, den Frieden auf Erden.
In diesem Jahr, Weihnachten 2016, mag das manchem vielleicht wirklich nur noch wie ein Märchen erscheinen aus fernen, uralten Zeiten, in denen das Wünschen noch geholfen hat.

In Libyen, im Jemen, in Syrien herrscht Krieg. Hunderttausende sind gestorben. Millionen sind auf der Flucht. Männer, Frauen und Kinder. Die Bilder der traumatisiert aus Trümmern geborgenen Kinder aus Aleppo haben uns aus der Ferne erreicht und erschüttert. Und der Terror, der wahllos tötet, hat in diesem Advent auch unser Land erreicht. Die Christmetten gestern in Mainz haben stattgefunden, während draußen vor der den Kirchen die Polizei „Präsenz gezeigt" hat.
Die weihnachtliche Friedensvision der Propheten hat sich allem Augenschein nach bis in unsere Tage nicht erfüllt. Wir leben auch Weihnachten 2016 in einer Welt, in der kein Ende der Kriege absehbar ist, in der die Gewalt, der Hass und die Unversöhnlichkeit mächtig sind und in der immer wieder die Falschen siegen.

Aber auch das gehört ja von Anfang an zur Botschaft von Weihnachten:
„Das Licht leuchtet in der Finsternis. Und die Finsternis hat es nicht erfasst."
Der Prolog des Johannesevangeliums beschreibt das Drama einer Welt, die, in sich verstockt, sich dem Wort, das einen neuen Anfang verheißt und neue Möglichkeiten, nicht öffnet.
Als Gott zur Welt kommt, so erzählt es ja auch der Evangelist Lukas in seiner Weihnachtsgeschichte, zeigt diese Welt ein feindseliges und kaltes Gesicht:
„Er kam in sein Eigentum, aber die seinen nahmen ihn nicht auf."
Es ist kein Platz in der herberge für eine hochschwangere Frau kurz vor der Niederkunft in einer Welt, die ihre Türen vor den Fremden verschließt. Draußen wird Jesus geboren.
Dort aber, draußen, bei denen am Rand, über dem Stall und der Krippe, der letzten Zuflucht der Armen und über den verachteten Hirten strahlt die Herrlichkeit Gottes auf, der diese Welt nicht aufgibt, der vielmehr darangeht, sie zu retten.

Das erst ist die ganze Botschaft von Weihnachten:
Das Licht leuchtet mitten im Dunkel dieser Welt. Es geht nicht an den Dunkelheiten vorbei oder über sie hinweg, als würde irgendwo im Himmel ein Lichtschalter umgelegt. Es geht durch das Dunkel hindurch. Das Licht ringt mit der Finsternis.
(Auch in uns selbst: der Glaube mit unseren Zweifeln, der Wunsch noch einmal von vorn beginnen zu dürfen, zu hoffen und zu lieben mit unserer Resignation und schlechten Erfahrung.)
Und doch leuchtet es im Dunkel, wo immer Menschen es fertigbringen, das Visier ihrer Ängste und Vorurteile hochzuklappen, um einander offen zu begegnen, dem andern Raum zu geben und die Schwachen zu schützen. Es leuchtet auf, wo die Würde des Menschen und seine Rechte verteidigt werden. Es triumphiert über die Finsternis, wo der Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt unterbrochen wird und Rache der Vergebung weicht.
Auch das hat es in diesem Jahr ja gegeben und ist mit dem Friedensnobelpreis für den Präsidenten Kolumbiens geehrt worden: dass Gegner den Weg zueinander gesucht und Feinde einander die Hände gereicht haben.

Wenn wir es aufnehmen, dieses Licht und uns von ihm die Spur unseres Lebens legen lassen, wird es unsere höchsten Kräfte beanspruchen:
Die Kraft , zu hoffen, manchmal in einer Hoffnung gegen alle Hoffnung und gegen den Augenschein.
Und die Kraft, zu glauben.

Auch 2016, am Ende eines Jahres, das geprägt war von Krieg und Terror, von Flüchtlingsströmen und weltweitem Elend, führt uns die Weihnachtsbotschaft zur Krippe:
In der Ohnmacht und Angewiesenheit eines Kindes begegnet uns, so wird uns verkündet, die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, der Abglanz seiner Herrlichkeit, das Abbild seines Wesens, das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet.
Und vielleicht berührt es uns wieder und wir fassen doch noch einmal Vertrauen und finden den Mut „an seinen Namen" zu glauben:
Gleich wie mächtig die Gewalt, das Böse und Sinnwidrige auch sein mögen – die Güte reicht tiefer. Sie ist in der Welt. Die Milde kann die Macht überwinden. Die Menschenfreundlichkeit ist stärker als alle Bosheit. Das Licht der Hoffnung, das uns in diesem Kind geschenkt ist, siegt über die Finsternis.
Denn:
„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Und wir haben seine Herrlichkeit gesehen. Die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater."

Amen