Keine Änderungen bei Gottesdienst-Regelungen

Kohlgraf: Jeder muss eine eigene, verantwortungsvolle Entscheidung treffen

Bischof Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz
Bischof Peter Kohlgraf
Datum:
Do. 25. März 2021
Von:
Bistum Mainz

Mainz. Bei den anstehenden Gottesdiensten der Kar- und Osterwoche im Bistum Mainz wird es keine weitergehenden Einschränkungen geben. Für die Durchführung von Präsenzgottesdiensten gelten nach wie vor die strengen Regelungen, die sich bereits bei der Feier der Weihnachtsgottesdienste bewährt haben. Darauf weist der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Donnerstag, 25. März, hin.

Vorausgegangen waren Gespräche der Katholischen Büros in Hessen und Rheinland-Pfalz mit den Landesregierungen sowie eine Videokonferenz des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier mit den hessischen Bischöfen und Kirchenpräsidenten, an der auch Bischof Kohlgraf teilgenommen hat.

„Ich bin froh und dankbar, dass wir in diesem Jahr Ostern in Gemeinschaft feiern dürfen - wenn auch mit der seit Monaten stark eingeschränkten Zahl an Gottesdienstbesuchern“, betont Bischof Kohlgraf. „Präsenzgottesdienste sind für viele Menschen Halt und Stütze in diesen Zeiten. Und die Kar- und Ostertage sind der wichtigste Festkreis für uns Christen. Genauso wird es Menschen geben, die es unverantwortlich nennen werden, Präsenzgottesdienste zu feiern. Mir ist es wichtig, an dieser Stelle auf die Realität unserer derzeitigen Gottesdienste hinzuweisen: Wer Bilder von großen, vollen Kirchen im Kopf hat, liegt falsch. Das ist schon seit Monaten nicht die Realität. Wir feiern in kleinen Gruppen, in großen Räumen, ohne Gemeindegesang, mit Masken, großem Abstand und Desinfektion.“

Und weiter: „Ich bitte um Toleranz für alle Beteiligten in der Frage von Präsenzgottesdiensten: für die Menschen, denen der Gottesdienst in Präsenz ein wirkliches Lebenselixier ist, wie auch für die, die eine andere Form, meist digital wählen. Vor allem scheint mir in dieser Debatte häufig eine Mäßigung und Abrüstung im Tonfall notwendig. Es gibt eben für beide Positionen Argumente. Am Ende muss jeder Einzelne eine eigene, verantwortungsvolle Entscheidung treffen. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass es je nach Entwicklung der Inzidenzwerte in einzelnen Landkreisen unterschiedliche Regelung geben kann. Hier müssen sich die Pfarreien mit den örtlichen Behörden abstimmen und dann eben gegebenenfalls ganz auf Präsenzgottesdienste verzichten.“

„Von Seiten des Bistums wird es vielfältige, auch digitale Angebote geben - auch in den einzelnen Pfarreien - so dass Ostern auf verschiedene Art gefeiert werden kann. Um allen Menschen ein Angebot zu machen, die Kar- und Ostertage im Bistum Mainz mitzufeiern, werden wir in diesem Jahr die Gottesdienste an Gründonnerstag, Karfreitag, die Osternacht sowie den Gottesdienst am Ostersonntag aus dem Mainzer Dom live auf unserer Internetseite streamen.“

Weiter betont Bischof Kohlgraf: „In den Gesprächen dieser Tage ist deutlich zum Ausdruck gekommen, dass die Politik sehr wohl den sensiblen und verantwortungsvollen Umgang der Kirchen mit der Situation würdigt. Unsere Dienstanweisungen und Hygieneregelungen für Präsenzgottesdienste haben sich bewährt. Die Feier von öffentlichen Gottesdiensten bedarf weiterhin unserer besonderen Sorgfalt. Auch als Kirche müssen wir die Gesundheit aller Gottesdienstteilnehmerinnen und - teilnehmer in besonderer Weise schützen. Deshalb bin ich den Verantwortlichen in unseren Gemeinden dankbar, dass die notwendigen Schutzmaßnahmen und Vorgaben über die vergangenen Monate so konsequent umgesetzt werden.“

Abschließend sagt Kohlgraf: „Als Bischof trage ich einen Teil Verantwortung für den Erhalt der körperlichen Gesundheit. Ich erinnere aber an eine Zeitungsseite der letzten Tage. Da war zunächst von den steigenden Infektionszahlen die Rede. Die nehme ich sehr ernst, weise allerdings darauf hin, dass unsere Gottesdienste nicht die Treiber sind. Auf derselben Seite war ein Bericht über wachsende, seelische Probleme, psychische Erkrankungen und Verzweiflung. Ich bin froh, dass ich nicht die politische Verantwortung tragen muss, diese Seite darf ich aber als Bischof auch nicht ignorieren. Für manchen wird der Präsenzgottesdienst an Ostern eine Medizin der Seele sein. Das ist nun einmal auch unser kirchliches ‚Kernangebot‘, das in diesen Zeiten nicht unterschätzt werden sollte.“

Hinweise: 

 

Brief des Bischofs Kohlgraf an alle Gläubigen im Bistum Mainz:

Bischofswappen (c) Bistum Mainz
Bischofswappen

 

 

Liebe Mitbrüder, liebe Seelsorgerinnen und Seelsorger,
liebe Gläubige im Bistum Mainz,

in den vergangenen Tagen hat es erhebliche Verwirrung und Diskussion um die Präsenzgottesdienste an den Kar- und Ostertagen gegeben. Die Aussagen der staatlichen Stellen kamen für uns sehr überraschend, mittlerweile konnte die Situation geklärt werden: Die Feier von Präsenzgottesdiensten ist unter strikter Einhaltung der bestehenden Hygienevorschriften grundsätzlich möglich.

Bereits vor Weihnachten haben wir angesichts steigender Inzidenzzahlen eine ähnliche Diskussion geführt. Seit Dienstag haben mich viele Äußerungen erreicht. Ich will von meiner Seite Folgendes hervorheben:

Ich sehe, dass hier zwei Positionen im Grunde unvereinbar nebeneinander stehen: Während die einen es für unverantwortlich halten, angesichts steigender Infektionszahlen Präsenzgottesdienste zu feiern, betonen andere, wie wichtig für sie die Begegnung mit Christus im Sakrament und die Erfahrung der Gemeinschaft sind.

In dieser Situation eine Entscheidung zu treffen, ist für mich und alle Verantwortlichen nicht leicht. Die Kar- und Ostertage sind die höchsten christlichen Feste, der Verzicht auf gemeinsame Gottesdienste im vergangenen Jahr war sehr schmerzlich.

Ich bitte Sie heute um Verständnis und Toleranz für alle: für diejenigen, denen der Gottesdienst in Präsenz ein wirkliches Lebenselixier ist, aber genauso für alle, die eine andere Form für sich wählen. Beide Positionen lassen sich mit guten Argumenten vertreten. Letztlich muss jeder und jede für sich eine Entscheidung treffen, und ich bitte alle, dies gut und verantwortungsvoll zu tun.

Ich bin mir bewusst, dass es je nach Entwicklung der Inzidenzwerte in einzelnen Landkreisen unterschiedliche Regelungen geben kann. Hier müssen sich die Pfarreien mit den örtlichen Behörden abstimmen und dann eben gegebenenfalls doch auf Präsenzgottesdienste verzichten. Es steht außer Frage, dass die Vorschriften und Auflagen für die Gottesdienste mit allergrößter Sorgfalt einzuhalten sind. Die Situation ist angesichts steigender Infektionszahlen sehr ernst. Hier darf es keine Nachlässigkeit geben. Wer zu einer Risikogruppe gehört, wählt besser die Form eines häuslichen Gottesdienstes. Von Seiten des Bistums gibt es viele Angebote, auf verschiedene Art Gottesdienst zu feiern; ebenso gibt es zahlreiche Angebote in Rundfunk, Fernsehen und Internet. Ein (Selbst-)Test kann eine sinnvolle Maßnahme für diejenigen sein, die einen Präsenzgottesdienst besuchen wollen.

Als Bischof trage ich gewiss einen Teil Verantwortung für die körperliche Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. Ich nehme dies sehr ernst, weise allerdings darauf hin, dass sich unsere Hygienekonzepte bewährt haben und von unseren Gottesdiensten bislang kein großes Infektionsrisiko ausgegangen ist. Ich erinnere auch daran, dass immer mehr Menschen in der Pandemie unter Einsamkeit und Verzweiflung leiden und ihre seelische Gesundheit gefährdet ist. Diese Seite will ich nicht ignorieren. Für manche wird der Präsenzgottesdienst an Ostern eine Medizin für die Seele sein. Was Gottesdienste Menschen geben können, dürfen wir gerade in dieser schwierigen Zeit nicht unterschätzen.

Allen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich sehr herzlich für Ihre Arbeit. Besonders danke ich allen, die es mit ihrem Engagement ermöglichen, dass wir auch unter diesen Bedingungen Gottesdienste feiern können. Ich weiß, wie viel Arbeit dies vor Ort oft bedeutet.

Ich wünsche uns allen, dass uns aus der Feier der Kar- und Ostertage Zuversicht und Hoffnung erwächst.

Ich grüße Sie herzlich!

+ Peter Kohlgraf

Bischof von Mainz