Mainz/Berlin. Die Corona-Pandemie verschärft bundesweit und auch im Bistum Mainz Verschuldungsprobleme privater Haushalte. Das geht unter anderem aus einer aktuellen Umfrage des Deutschen Caritasverbandes unter 90 Beratungsstellen hervor. Demnach berichtet mehr als jede dritte beteiligte Beratungsstelle (37 Prozent) von einem höheren Zulauf als im Herbst vergangenen Jahres. Die Caritas unterstreicht vor diesem Hintergrund ihre Forderung nach einem Recht auf Schuldnerberatung.
„Auch in unseren sieben Beratungsstellen in Hessen und Rheinland-Pfalz beobachten wir einen erhöhten Andrang und neue Gruppen von Ratsuchenden“, sagt Georg Wörsdörfer, Referent im Fachbereich Sozialpolitik und soziale Sicherung beim Caritasverband für die Diözese Mainz. Auch Klein- und Soloselbständige sowie Beschäftigte in Kurzarbeit gerieten in finanzielle Schwierigkeiten. „Wir gehen davon aus, dass sich die Situation 2021 noch verschärft“, so Wörsdörfer. Dabei sei die Schuldnerberatung bereits vor der Pandemie an Kapazitätsgrenzen gestoßen. Etwa sieben Millionen Haushalte in Deutschland waren schon vor Corona überschuldet. Nur etwa ein Fünftel von ihnen konnte beraten werden.
„Es muss sichergestellt sein, dass verschuldete Menschen zeitnah Zugang zu einer Beratungsstelle erhalten und nicht in die Schuldenfalle geraten“, sagt Diözesancaritasdirektorin Regina Freisberg. „Gemeinsam mit dem Deutschen Caritasverband fordern wir ein im Sozialrecht verankertes Recht auf Schuldnerberatung für alle. Auch ein Ausbau der Angebote auf Grundlage eines Bedarfsschlüssels ist unabdingbar.“
In den kommenden Wochen wird die Caritas im Rahmen ihrer „Armutswochen“ an vielen Orten auf das Thema Armut generell und die Problematik der Verschuldung im Besonderen aufmerksam machen. Die Armutswochen reichen vom UN-Tag zur Beseitigung der Armut am 17. Oktober bis zum von Papst Franziskus ausgerufenen Welttag der Armen, der dieses Jahr auf den 15. November fällt.