„Haben eine soziale Verantwortung“
Wie können wir uns vor Wetterextremen schützen? Der diesjährige Umweltpreis des Bistums Mainz nimmt erstmals die Folgen der Erderwärmung in den Blick. Gesucht werden kirchliche Projekte zur „Klimafolgenanpassung“. Bis 30. November können sich im Bistum Pfarreien und katholische Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Klöster mit ihren Beiträgen bewerben.
Wie können wir uns vor Wetterextremen schützen? Der diesjährige Umweltpreis des Bistums Mainz nimmt erstmals die Folgen der Erderwärmung in den Blick. Gesucht werden kirchliche Projekte zur „Klimafolgenanpassung“. Bis 30. November können sich im Bistum Pfarreien und katholische Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Klöster mit ihren Beiträgen bewerben.
Haben Sie sich in der letzten Zeit in Baumärkten nach Sandsäcken umgeschaut? Prüfen Sie gerade Ihre Versicherungen fürs Haus? Oder reden Sie älteren Angehörigen regelmäßig ins Gewissen, bei Hitze mehr zu trinken? Dann sind Sie schon mitten drin in eigenen Anpassungsmaßnahmen gegen die Erderwärmung.
Drei Jahre nach der großen Flutkatastrophe im Ahrtal, nach den Dürrejahren 2018 bis 2022 und den diesjährigen Starkregenereignissen dämmert vielen, dass die wohl unausweichliche Klimakatastrophe – nicht nur in anderen Teilen der Welt, sondern auch hierzulande – Fahrt aufnimmt. Wissenschaftler betonen: CO2-Reduktion als Antwort auf die menschengemachte Erderwärmung reicht nicht mehr. Parallel dazu müssen Anpassungsmaßnahmen laufen.
Neues Gesetz gerade in Kraft getreten
Von vielen medial vielleicht wenig wahrgenommen, ist am 1. Juli das Bundes-Klimaanpassungsgesetz in Kraft getreten. Bund, Länder und Gemeinden müssen gezielt Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vornehmen. Das Gesetz gibt dafür den Rahmen. Aber nicht nur der Staat ist gefordert. Die Gesellschaft insgesamt wird sich den neuen Herausforderungen stellen müssen. Auch die Kirchen. Der aktuelle Umweltpreis des Bistums Mainz thematisiert erstmals die Klimafolgenanpassung. Bis 30. November können sich im Bistum Pfarreien und katholische Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Klöster mit ihren Beiträgen bewerben.
„Bei der letzten Versammlung der Umweltpreis-Jury schlug Oliver Foltin von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft F.E.S.T. in Heidelberg, mit der wir in Sachen Klimaschutz zusammenarbeiten, das diesjährige Thema Klimafolgenanpassung vor“, erinnert sich Marcus Grünewald, Umweltbeauftragter im Bistum Mainz. Der Begriff sei zwar sperrig, aber noch nicht ausreichend im Bewusstsein, so das Argument. „Ich merke, dass wir damit zur rechten Zeit kommen, denn auch die Medien berichten aktuell mehr darüber“, findet Grünewald. Im Januar hatte das Bistum bereits zu einem entsprechenden Online-Seminar für Interessierte eingeladen. Referent war Oleg Panferov, Professor für Klimawandel und Klimaschutz an der Technischen Hochschule (TH) Bingen.
Dass es diesen Sommer eher nass als heiß ist, sieht Oleg Panferov nicht als Widerspruch zum wissenschaftlich belegten Klimawandel. „Klima und Wetter sind nicht zu verwechseln“, betont er im Gespräch. Der Wissenschaftler verweist auf die neuesten Temperaturrekorde in Deutschland. „Der Februar und der März 2024 sind laut Daten des Deutschen Wetterdienstes die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.“ Es zeichne sich zudem ab, dass die Mitteltemperaturen in Deutschland schneller steigen als im globalen Durchschnitt.
Der Binger Klimatologe hat vor allem auch die regionalen Klima-Veränderungen im Blick. „Für das Jahr 2020 zum Beispiel kürte der Deutsche Wetterdienst Bingen-Gaulsheim zum trockensten Ort Deutschlands“, zitiert er die DWD-Daten. Der Wissenschaftler weiß auch: Rheinland-Pfalz, auf dessen Gebiet sich ein Teil des Bistums Mainz befindet, gehört zu den Bundesländern, die in Deutschland mit am stärksten von der Erderwärmung betroffen sind.
„Manchmal sind es einfache Maßnahmen“
Anpassen – aber wie? Für Professor Oleg Panferov liegt der erste Schritt darin, über die neuen Gefahren aufzuklären. Kommunen und Bundesländer müssten die Wissensbasis schaffen, damit Menschen sich über die spezifischen regionalen und lokalen Risiken informieren können. Damit sie – im zweiten Schritt –, je nach dem jeweiligen größten Risiko entsprechend handeln. „Manchmal sind es einfache Maßnahmen wie eben Sandsäcke vorhalten, die in von Hochwasser gefährdeten Gebieten im Notfall den Unterschied machen.“ An Orten, die künftig mehr mit Hitzetagen und Tropennächten zu kämpfen haben, ist dagegen eine bessere Trinkwasserversorgung vonnöten.
Den diesjährigen Umweltpreis betrachtet Marcus Grünewald als Teil der Aufklärung über die Klimaanpassung. „Wir sensibilisieren dadurch die Menschen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“ Noch halte sich die Zahl der Bewerbungen für den Preis in Grenzen, sagt der Umweltbeauftragte und hofft auf einen Ideen-Wettbewerb im Herbst.
Zusammenarbeit mit Kommunen
Grünewald sieht die Kirche in mehrfacher Hinsicht in der Pflicht, sowohl zum Klimaschutz als auch zu Anpassungsmaßnahmen: „Als Besitzer von Gebäuden geht es um Eigensicherung. Zugleich um einen solidarischen Beitrag zum gesellschaftlichen Ziel.“ Wichtig sei dabei die Zusammenarbeit mit den Kommunen, etwa mitzuhelfen, Flächen zu entsiegeln, um sogenannte Schwammstädte mitzugestalten. Ein dritter Aspekt sei der soziale: „Unsere Einrichtungen könnten Menschen während Wetterextremen unterstützen“, schlägt er vor. „Bei Hitzewellen zum Beispiel können Gemeindezentren als kühle Orte dienen, Sonnensegel auf Kirchengelände Schatten spenden oder Pfarreien und Einrichtungen mithilfe von Trinkbrunnen kostenlos Wasser zur Verfügung stellen.“ Der Umweltbeauftragte betont: „Als Kirche haben wir hier besonders eine soziale Verantwortung.“
Ein Beispiel für solche Ideen findet sich in der Pfarrgruppe Bodenheim-Nackenheim. Dort ist Lucia Hofer ehrenamtlich im Redaktionsteam für den Pfarrbrief aktiv. Sie möchte besonders auf den Hitzeschutz aufmerksam machen. Die Homepage der Pfarrgruppe bietet bereits „Tipps für heiße Tage“ mit Hinweisen vom Deutschen Wetterdienst, Links, Empfehlungen. „Aufrüttelnd war für mich ein Hitzepaten-Projekt zum Schutz gefährdeter Personen, das in Baden-Württemberg gestartet ist“, sagt sie. Um mehr Menschen zu erreichen, bringt sie sich beim Generationen-Netzwerk im Bodenheimer Seniorenbüro ein und wird dort eine „Fokusgruppe“ mitaufbauen. Die Ergebnisse sollen in die künftige Ortsentwicklung einfließen.
Bei Hitzewellen ist eine gute Versorgung mit Trinkwasser besonders wichtig.
Zur Sache
Beim Umweltpreis 2024 des Bistums Mainz geht es um Klimafolgenanpassung. Preiswürdig sind umgesetzte Projekte sowie Projektideen und -konzepte. Bewerben können sich alle kirchlichen Einrichtungen, Kindergärten, Schulen, Pfarreien und Klöster im Bistum Mainz. Das Preisgeld beläuft sich insgesamt auf 5000 Euro. Bewerbungsschluss ist Samstag, 30. November.
Infos: https://bistummainz.de/gesellschaft/umwelt/projekte/umweltpreis
Diesen Artikel und noch viel mehr lesen Sie in der neuesten Ausgabe von Glaube und Leben vom 4. August 2024. Gibt's was Neues bei Ihnen, lassen Sie es uns wissen! Anruf – 06131 253-451 oder E-Mail: RedaktionFML@bistumspresse.de