Teilstück erfolgreich bewältigt:Basislager auf der Expedition Pastoraler Weg erreicht
Der „Pastorale Weg“ bedeutet für die rund 48.000 Katholikinnen und Katholiken im jetzigen Dekanat Wetterau-West den Aufbruch in pastorale Räume, die noch nie zuvor ein Katholik betreten hat. Viele haupt- und ehrenamtliche katholische Gläubige engagieren sich in „Expeditions-Teams“ als „Vorhut“ um den gangbarsten Weg in die unbekannte Zukunft ihrer Kirchengemeinden vor Ort ausfindig zu machen.
Teilstück erfolgreich bewältigt
Der „Pastorale Weg“ bedeutet für die rund 48.000 Katholikinnen und Katholiken im jetzigen Dekanat Wetterau-West den Aufbruch in pastorale Räume, die noch nie zuvor ein Katholik betreten hat. Viele haupt- und ehrenamtliche katholische Gläubige engagieren sich in „Expeditions-Teams“ als „Vorhut“ um den gangbarsten Weg in die unbekannte Zukunft ihrer Kirchengemeinden vor Ort ausfindig zu machen.
Teams aus Ehren- und Hauptamtlichen
Diese „Expeditionsteams“ sind im Dekanat Wetterau-West schon seit Januar 2020 unterwegs. Sie starteten, sobald die Zugehörigkeiten der bisherigen Gemeinden zu den künftig drei Pfarreien feststanden. Dann kam der "Wettereinbruch mit Lawinengefahr" in Form von Corona. Im Sommer und Herbst 2020 hat man nach ersten Erfahrungen die "Expeditionsausrüstung" angepasst und im gesamten Dekanat insgesamt 9 Teilprojektteams (TPT) gebildet – je drei in jeder Zukunfts-Pfarrei. Die Teams erstellten eine Bestandsaufnahme und entwickelten Empfehlungen für künftige pastorale Schwerpunkte. Die inhaltliche Arbeit ist jetzt mit einer Ergebnisdokumentation vorerst abgeschlossen, die nach den Sommerferien die Pfarrgemeinderäte in allen 29 Pfarrgemeinderäten bzw. Ortsausschüssen des Dekanats diskutieren werden.
Das Ziel ist noch lange nicht erreicht und das „unbekannte Gelände“ Kirche der Zukunft noch lange nicht vermessen, aber es wurden „Basislager“ eingerichtet, die für die kommenden "Vorstöße" eine solide Ausgangslage geschaffen haben. Für die drei künftigen Pfarreien aus den bisherigen 14 Pfarrgruppen, haben sich fast ca. 120 Personen in den Teilprojektteams Diakonie (Nächstendienst), Liturgie (Gottesdienst) und Verkündigung engagiert.
Die Gespräche mit Projektleitern und Teilprojektleitern zeigten eine gemischte Stimmungslage. Da wechseln sich Hoffnung und Sorge ab, man ist zugleich hoch motiviert, manchmal aber auch erschrocken vor der Größe der Aufgabe, man spürt sowohl die Verantwortung als auch die Lust und die Neugierde auf die Anderen und das Neue
Künftige Pfarrei Süd - Verantwortungsbereitschaft und Neugierde
Die Motivation war für die meisten eine Mischung aus Verantwortungsbereitschaft und Neugierde. Nathalie Rathei (St. Stephanus Nieder-Eschbach) drückt das so aus: „Ich finde die Idee faszinierend, die Zukunft meiner Kirche vor Ort ein Stück weit mitgestalten zu können.“ Zur Leitungsaufgabe hat sich keiner aufgedrängt, aber „ich wollte die Sache nicht länger hinauszögern und war bereit, im Falle meiner Wahl diesen Dienst zu tun.“ bemerkt Petra Bastian (Gemeindereferentin St. Nikolaus Bad Vilbel). Beide erlebten dann während der Zusammenarbeit im TPT Verkündigung zunächst Schwierigkeiten und Ängste, nicht zuletzt, weil man nur per Videokonferenzen arbeiten konnte. Aber spätestens nach einem gemeinsamen Gottesdienst wandelte sich die Stimmung in gegenseitiges Wohlwollen und Interesse.
Überhaupt war das Interesse an der Nachbargemeinde ein tragendes Element, wie Jürgen Werner (St. Nikolaus Bad Vilbel) für sich persönlich und seine Teammitglieder feststellt: „Fast alle haben den Fokus auf die gesamte künftige Großpfarrei und nicht nur auf die eigene Kirche gelegt.“ Und Monika Burkard (Gemeindereferentin St. Nikolaus Bad Vilbel), neben Jürgen Werner die zweite Projektleiterin des TPT Liturgie ergänzt: „Alle sind sehr bereit, dass wir uns vernetzen, uns gegenseitig inspirieren und miteinander die Herausforderungen für die Zukunft angehen.“ Für die Umsetzung der Inspirationen wird es darauf ankommen junge Ehrenamtliche zu gewinnen, zu qualifizieren und ihnen Raum zur Entfaltung zu geben. Jürgen Werner, selbst Rentner, sagt: „Die Alten dürfen nicht sagen, wo es langgeht.“
Das Thema Ehrenamt ist bei Thema Diakonie schon immer zentral. „Wir hatten es in gewissen Sinn leicht“ erläutert Diakon Diethard Fries (Ober-Erlenbach und Burgholzhausen) „da die diakonischen Angebote auch bisher weitgehend von Ehrenamtlichen getragen werden und wir daher nicht so sehr von der geringeren Anzahl an Priestern betroffen sind.“ Im TPT Diakonie ist man sich einig, dass Nachfolge Jesu heißt, die Nöte der Menschen zu erkennen und sie zu unterstützen. Das wird nun durch die Zusammenarbeit verstärkt. Annette Goy (Ober-Erlenbach, TPT Diakonie): „Die neue Großpfarrei sehe ich als Chance. Wir können gut laufende Projekte und Initiativen in unseren Kirchorten fortsetzen aber auch neue Inspirationen aus den anderen Kirchorten aufnehmen. Synergien können entstehen und wir unterstützen unsere Aktivitäten gegenseitig.“
Für die ehrenamtliche Projektleiterin Barbara Löhr (Verklärung Christi Bad Vilbel-Heilsberg) hat sich die Erkenntnis verstärkt, „dass wir Ehrenamtlichen immer mehr mit eingebunden werden und zum Teil neue Aufgaben bekommen. Das bleibt spannend und interessant.“ Auf diesem spannenden Weg ist bei den Verantwortlichen viel Wertschätzung und Neugierde zu spüren. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für eine Expedition.
Künftige Pfarrei Mitte – Motivation, Vision und der Alltag
„Es geht nicht darum eine numerische Zusammenarbeit zu organisieren, sondern wir müssen eigentlich Kirche ‚neu erfinden‘“ ist Joachim Michalik (Polizeiseelsorge, TPT Diakonie) überzeugt. Eine hohe Motivation der Beteiligten führt natürlich auch zu kontroversen Diskussionen – anders als bei emotionsloser Gleichgültigkeit. „Wir hatten alles dabei,“ erzählt Juliane Weitzel (Gemeindereferentin in Friedberg und Wöllstadt) vom TPT Liturgie. „Von denen, die alles erhalten wollen bis zu denen die sagten ‚Jetzt geht alles!‘“. Aber die Diskussionen blieben konstruktiv, jeder und jede hat sich eingebracht und wichtige Teile zum Ergebnis beigetragen. Erfreulich: „Es ist für die Liturgie ein Konzept entstanden, das Optionen bietet. Die Gemeinden können sich einbringen in ihren Traditionen und insbesondere mit Ideen über Inhalte und neue Formen in der Liturgie.“ betont Raymund Hofmann Ockstadt, TPT Liturgie. Ähnliches gilt für die anderen TPTs.
Das scheint ein guter Weg für die Zukunft zu sein. Alle ziehen an einem Strang und man findet Wege, mit denen das Vertraute und das Neue ihren Platz haben. Interessant war auch das Zusammenspiel vom Klein-Klein bei der Zusammenstellung der Informationen und der großen Idee einer Vision. „Es ist gut an den Beginn der gemeinsamen Arbeit eine Vision zu stellen. Dann kann man sich bei den einzelnen Schritten immer wieder fragen: Sind die Schritte geeignet die Vision Wirklichkeit werden zu lassen?“ ist Pfr. Norbert Braun (Wöllstadt und Rodheim), als einer der beiden Projektleiter überzeugt. Aber eine Vision darf natürlich nichts Abgehobenes sein. Daher stand am Beginn der Arbeit eine Bestandsaufnahme des jetzigen (= Vor-Corona) kirchlichen Angebots, bei der rund 150 Seiten Dokumentation zusammenkamen. „Ich finde es bewundernswert, wie viele Aktivitäten in den einzelnen Ortgemeinden stattfinden“ freut sich Peter Hähn (Friedberg), der ehrenamtliche Projektleiter. Und er ist dankbar mit welcher Professionalität und Wertschätzung die Teams gearbeitet haben.
Allen gemeinsam ist der Wille zur Gestaltung ihrer Kirche und die Perspektive, dass Glaubensfreude ansteckend sein soll. „Expeditionsteams“ und Gläubigen gleichermaßen steht noch ein langer Weg bevor. Aber was bis jetzt getan werden konnte, ist erledigt.
Künftige Pfarrei Nord: Hoffnungen und Sorgen
„Ich fühle mich tendenziell überfordert“ gestand Pfr. Tobias Roßbach (St. Gottfried Butzbach), einer der beiden Projektleiter, „denn der Pastorale Weg kommt ja noch zu den sowieso schon anspruchsvollen Aufgaben eines Gemeindepfarrers hinzu“. Caspar Ehlers (Maria Himmelfahrt Nieder-Mörlen), der ehrenamtliche Projektleiter, ergänzt, dass dies gleichermaßen für die Ehrenamtlichen gelte, die ja in der Regel mitten im Beruf stünden. „Aber dafür ist es im Großen und Ganzen gut gelaufen und wir sind auf der Zielgeraden,“ ist Ehlers zufrieden. Die Agenda der Teams war lang und es sind nach wie vor viele inhaltliche Punkte offen. „Über die schwierigen Fragen haben wir engagiert und motiviert diskutiert, aber konkrete Entscheidungen fielen wegen der möglichen Tragweite und der doch weiterhin bestehenden Unklarheit über die zukünftige Entwicklung schwer,“ so Norbert Nagel (St. Laurentius Oppershofen) vom TPT Liturgie. Die Schwierigkeiten wurden aber von dem Gefühl getragen an einem Strang zu ziehen: „Ein neues WIR entwickelt sich – Corona zum Trotz. Das stimmt hoffnungsvoll“ – so hat es Heike Mühlenbruch (Mariä Himmelfahrt Gambach) vom TPT Verkündigung erlebt.
Auf die Frage, was sie motiviert, antworten die Teilprojektleiter unterschiedlich. Vom lapidaren „Ich bin angesprochen worden“ über die Erkenntnis, dass gute Ideen auch eine organisierende Hand brauchen bis zu dem Motiv, dass man dafür sorgen will, dass die eigene kleinere Gemeinde inmitten der größeren genügend Beachtung findet. „Gemeinsam ist allen, dass man offen ist für Neues.“ hat aus dem TPT Diakonie Elisabeth Polag (St. Gottfried Butzbach) festgestellt.
Fazit: Es bleiben Hoffnungen und Sorgen, aber was bis jetzt getan werden konnte, ist erledigt. Und die Expedition „Pastoraler Weg“ ist ihrem Ziel ein Stück nähergekommen. „Die Kirche Gottes ist nicht nur vielfältig und bunt in ihrer inneren Arbeit, sondern hat zunehmend spürbarer einen besonderen Auftrag für alle Menschen zur Orientierung in dieser Welt.“ fasst Diakon Dieter Mackrodt (St. Bonifatius, Bad Nauheim) vom TPT Diakonie die vergangenen Monate zusammen.