Schwierige Entscheidungen und schwierige Kommunikation:Das Haus St. Gottfried und der Pastorale Weg
Seit Januar diesen Jahres ist das Haus St. Gottfried in Ilbenstadt geschlossen. Ein Bericht über den Brief des Dekans, die Antwort des Weihbischofs und die Schwierigkeiten der Kommunikation.
Schwierige Entscheidungen und schwierige Kommunikation
Seit Januar diesen Jahres ist das Haus St. Gottfried in Ilbenstadt geschlossen. Ein Bericht über den Brief des Dekans, die Antwort des Weihbischofs und die Schwierigkeiten der Kommunikation.
„Dieser Weg wird kein leichter sein.“ - diese Worte aus Xavier Naidoos Lied „Der Weg“ aus dem Jahr 2005 mögen abgedroschen klingen, treffen aber Wort für Wort auf das Bistums-Projekt „Pastoraler Weg“ zu. Insbesondere gilt das für die zweite Zeile des Refrains: „Dieser Weg wird steinig und schwer.“ Die Aussichten auf Groß-Pfarreien in den Dekanaten mit weniger Personal und gekürzten Budgets sind trübe, erfordern enorme Einschnitte von allen. Geistlich-spirituell wie organisatorisch-finanziell. Ja, das ist klar. Ja – auch in unseren Dekanat Wetterau-West. Und ja, wenn wir als Kirche im Bistum Mainz eine Überlebenschance haben wollen, sind Veränderungen – seien sie auch noch so schmerzhaft – unumgänglich.
Doch wenn ein solcher Schnitt dann im eigenen direkten Umfeld tatsächlich kommt, tut es weh. Verdammt weh. Wie sich so ein Schmerz anfühlt, dass haben alle Menschen erfahren müssen, die in und für das Haus Bildungsstätte St. Gottfried im Kloster Ilbenstadt aktiv sind und Verantwortung tragen. Genauer: WAREN und TRUGEN. Im September 2020 erreichte die Verantwortlichen aus heiterem Himmel völlig überraschend die Entscheidung des Bistums, die weit über das Dekanat hinaus bekannte und beliebte Bildungs- und Tagungsstätte bereits Ende Dezember 2020 zu schließen. Dieses Schicksal teilt Haus St. Gottfried mit zwei weiteren Tagungshäusern im Bistum. Angesichts der angespannten finanziellen Lage im Bistum, angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen gepaart mit weiterhin hohen Ausgaben eine logische, betriebswirtschaftliche konsequente nachvollziehbare Entscheidung.
ABER: „Den eigenen Ansprüchen der „geteilten Verantwortung“ und der „geteilten Ressourcen“ ist die Bistumsleitung im konkreten Vorgehen nicht gerecht geworden,“ so Dekan Stefan Wanske im Namen des Dekanats in einem Schreiben an die Bistumsleitung. Den Weg, den das Bistum im Fall „Haus St. Gottfried“ gegangen ist, hat nach Ansicht Vieler im Dekanat Wetterau-West nichts zu tun mit der immer wieder von Mainz verteilten „Wanderkarte“ des Pastoralen Wegs hin zu einer Kirche, die teilt. Im Gegenteil, die im Vorfeld unterlassene Kommunikation zu diesem Thema entspricht einem dicken Felsbrocken auf dem ohnehin steinigen Pastoralen Weg im Dekanat. Dekan Wanske sorgt sich nun um die Auswirkungen, die der Steinschlag haben könnte. Er befürchtet, dass sich dies auf die Wahrnehmung des Pastoralen Wegs insgesamt auswirken könnte, der von manchen nun endgültig „als reiner Restrukturierungs- und Sparprozess und nicht als ermutigende Erneuerung kirchlichen Lebens verstanden wird“.
Weihbischof Udo Markus Bentz, der auch für wirtschaftliche Angelegenheiten des Bistums zuständig ist, nimmt die Sorgen aus dem Dekanat ernst. Rückblickend stimmt er Dekan Wanske zu, dass man mit Blick auf Haus St. Gottfried einen anderen Weg der Kommunikation und Einbindung hätte gehen können und müssen. „Das ist ganz klar ein Versäumnis, das mir leidtut“, so Bentz in einem Schreiben an das Dekanatsteam.
Ein Problem für den Pastoralen Weg als Folge der über Haus St. Gottfried getroffenen Entscheidung des Bistums sieht Weihbischof Bentz allerdings nicht. Er betont, die Bistumsleitung wolle einen partizipativen Entscheidungsprozess auf dem Pastoralen Weg. Um vor Ort in den Gemeinden zu guten Entscheidungen zu kommen brauche es aber Zeit. Daher habe man angesichts unaufschiebbarer notwendiger finanzieller Entscheidungen mit Blick auf die Haushaltslage ausschließlich Bistumseinrichtungen und keine Gemeindeeinrichtungen in den Blick genommen.
„Den Pastoralen Weg nimmt die Bistumsleitung weiterhin sehr ernst“, betont Weihbischof Bentz. Gerade deshalb sei der Schritt der Abgabe von Häusern und Schulträgerschaften notwendig gewesen, damit die finanzielle Situation bei den Gemeinden im Bistum insgesamt nicht ganz so angespannt sei. „Die Einschnitte im Bereich der Bistumseinrichtungen verschaffen den Gemeinden etwas mehr Zeit und Luft, zielstrebig aber bedacht Einsparungen auf der Ebene der Pfarreien zu bewerten und anzugehen“, erläutert Dr. Udo Bentz. Denn: Bis 2030 müssen ca. 50 Prozent der Kosten für kirchliche Gebäuden eingespart und der Personalschlüssel von einer hauptamtlichen Stelle pro 3.000 Katholiken umgesetzt werden.
Bentz weiter: „Ich hoffe, der schonungslose und ehrliche Blick auf die Gesamtsituation macht deutlich, dass die Motive der Bistumsleitung in diesen Entscheidungen nicht die sind, Beteiligung nicht ernst nehmen zu wollen, sondern tatsächlich Beteiligung vor Ort mit etwas weniger Druck gerade ermöglichen zu wollen“.
Fürwahr: „Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer. “ Was bleibt: Zusammenhalten und gemeinsam weitergehen. Eine Alternative gibt es nicht.