Drei Pfarreien in Wetterau-West
Die Dekanatsversammlung (Link zum Bericht) hat entschieden. Die künftigen drei Pfarreien des heutigen Dekanats Wetterau-West sollen gemäß „Modell 3“ eingeteilt werden. So lautet der einstimmige Beschluss der Delegierten, die damit dem Votum des Dekanatsprojektteams folgten.
Die Dekanatsversammlung (Link zum Bericht) hat entschieden. Die künftigen drei Pfarreien des heutigen Dekanats Wetterau-West sollen gemäß „Modell 3“ eingeteilt werden. So lautet der einstimmige Beschluss der Delegierten, die damit dem Votum des Dekanatsprojektteams folgten.
Dieses Denkmodell hat das Dekanatsprojektteam neu entwickelt – basierend auf den eingegangenen Ergebnissen und Rückmeldungen aus der Meinungsumfrage im letzten Quartal 2019. „Danke an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Befragung. Ohne Sie und Ihre wertvollen Beiträge wäre das Dekanat nicht auf einem so guten Weg“, fasste Dekan Wanske die Stimmung im Dekanatsprojektteam zusammen. „Durch diesen von der Basis her gewachsenen Prozess sind wir überzeugt, dass die bestmögliche Lösung für uns alle hier im Dekanat Wetterau-West Wirklichkeit werden wird“, so der Vorsitzende der Dekanatsversammlung Peter Jakob.
Die Einteilung im Einzelnen (von Nord nach Süd)
Pfarrei Nord mit rund 16.000 Katholikinnen und Katholiken:
- Pfarrgruppe Rockenberg (Gambach, Münzenberg, Oppershofen, Rockenberg)
- Pfarrei Butzbach
- Pfarrgruppe Mörlen (Ober-Mörlen, Bad Nauheim-Nieder-Mörlen)
- Pfarrei Bad Nauheim
Pfarrei Mitte mit rund 18.500 Katholikinnen und Katholiken:
- Pfarrgruppe Ockstadt (Rosbach, Ockstadt)
- Pfarreienverbund Friedberg (Friedberg, Rodheim, Ober-Wöllstadt, Nieder-Wöllstadt)
- Pfarrei Heldenbergen
- Pfarrei Ilbenstadt
- Pfarrgruppe Karben (Karben, Kloppenheim, Pettterweil)
Pfarrei Süd mit rund 15.500 Katholikinnen und Katholiken:
- Pfarreienverbund Erlenbach-Eschbach (Burgholzhausen, Ober-Erlenbach, Nieder-Erlenbach, Ober-Eschbach, Nieder-Eschbach, Harheim)
- Pfarrgruppe Bad Vilbel (Bad Vilbel, Bad Vilbel-Heilsberg)
Rückblick – Der Weg zu Modell 3
„Pragmatische, individuelle Charaktere“ – so hat jemand die Wetterauer beschrieben. Im Dialekt tritt das, was damit gemeint ist, deutlicher zu Tage: „einmalische Sturköpp, die schaffe wolle un zupacke könne“. Genau so gingen und gehen die Katholikinnen und Katholiken im Dekanat Wetterau IHREN Weg im Rahmen des Bistumsprozesses „Pastoraler Weg“.
Zuerst über pastorale Inhalte reden, danach – ausgerichtet an den gewonnenen Erkenntnissen – die neuen Strukturen entwerfen. So sieht es der Zeitplan des Bistums vor. Das war mit den Wetterauern nicht zu machen. Energisch forderten die Teilnehmer des Workshops am 24. August 2019, sich zunächst um die Strukturen der künftigen Pfarreien zu kümmern.
Nach Rücksprache in Mainz gab es „Grünes Licht“ für das geänderte Vorgehen. Es folgte vom 16. September bis 18. Oktober 2019 eine kleine Sozialraumerkundung mit anschließender Auswertung durch Gemeindereferentin Juliane Glaum und Pastoralassistenten Patrick Strosche. Die Ergebnisse diskutierte das Dekanatsprojektteam (DePoT) am 30. Oktober 2019. Es ergaben sich zwei Modelle um aus den heute über 20 Pfarreien künftig 3 große Verwaltungseinheiten zu entwickeln.
Größtmögliche Transparenz und so viel Mitsprache wie möglich durch die Katholikinnen und Katholiken im gesamten Dekanat bei den anstehenden tiefgreifenden Veränderungen. Das war der Wunsch des Dekanatsprojektteams. Daher bat das Gremium im Rahmen einer Umfrage um die Meinung der Betroffenen.
Bei Befragungsschluss am 10. Dezember 2019 lagen 404 Rückmeldungen vor mit einem Votum von ca. 50 % für Modell 1 (kleine Nordpfarrei, zwei große Pfarreien Mitte/Süd und ca. 40 %für Modell 2 (gleichmäßige Drei-Teilung). Ca. 10 % sprachen sich für ein völlig anderes Modell / Modellvarianten aus oder waren gegen jede Veränderung.
Erfreulich war, dass nur die wenigsten Teilnehmer der Umfrage sich darauf beschränkten lediglich die bevorzugte Modell-Nummer durchzugeben. Es kamen viele unterschiedliche – zum Teil sehr ausführliche – Rückmeldungen. Darunter ein Hinweis auf Probleme, die durch die beiden vorgeschlagenen Modelle im PV Erlenbach/Eschbach entstehen würden und ein Vorschlag aus Heldenbergen, unterstützt von Mitgliedern der PG Ockstadt/Rosbach. Dieser erschien den Mitgliedern des Dekanatsprojektteams eine gute Diskussionsgrundlage.
Nach intensiven Gesprächen entschloss sich das Dekanatsprojektteam in seiner Dezembersitzung den Alternativvorschlag und die Sorgen aus dem PV Erlenbach/Eschbach (keine Pfarrei mit über 22.000 Katholiken) ernst zu nehmen. Man war sich einig, dass die Zahlen nicht für das gesamte Dekanat repräsentativ seien. Ergebnis: Vertagung im DePoT auf die Januarsitzung 2020. In der Zwischenzeit vertiefte Auseinandersetzung mit den Rückmeldungen, Vorschlägen und Bedenken.
Visionäre, Planer und Macher werden gebraucht, um das Dekanat mit seinen unterschiedlichen Gemeinden gut auf dem Pastoralen Weg voran zu bringen. „Unser Ziel war und ist es, gemeindetaugliche und alltagstaugliche Lösungen zu finden – sowohl für jedes Gemeindemitglied persönlich als auch für die Kirchengemeinden als Ganzes“, bracte es Dekan Stefan Wanske auf den Punkt.
Und genau diese Visionäre und Mit-Denker haben es geschafft, die Lösung gemeinsam über Gemeindegrenzen hinweg entstehen zu lassen. Die Vorteile des neu entwickelten Modells Nummer 3 überwiegen bei weitem die Nachteile, die auch diese Einteilung unweigerlich mit sich bringt.
Vor- und Nachteile im Überblick
Modell 1 Vorteile:
- Entspricht dem Ergebnis der Sozialraumerkundung, z.B. Wege
- Zum Teil gewachsene Strukturen (alter Pfarrverband)
Modell 1 Nachteile:
- Häufung von kategorialen Diensten in „Mitte“
- Sehr hohe Katholikenzahl in „Süd“
- Sehr kleine Katholikenzahl in „Nord“
- Daraus würden sehr ungleiche Verteilung bei den Hauptamtlichen folgen
Modell 2 Vorteile:
- Angemessene Größe für „Nord“
- Vergleichsweise kurze Wege für pastorale Teams
Modell 2 Nachteile:
- Sehr hohe Katholikenzahl in „Süd“
- Vergleichsweise geringe Katholikenzahl in „Mitte“
Modell 3Vorteile:
- Ausgeglichene Katholikenzahl und Verteilung der kategorialen Dienste
- Berücksichtigung der Stadt-Land-Strukturen.
- Charakter der Städte und Gemeinden
- Die Ortschaften der Pfarrei „Süd“ sind durch die Nähe der Städte Frankfurt und Bad Homburg geprägt.
- Die neue Pfarrei „Mitte“ enthält viele Gemeinden mit eher ländlichem Charakter, die deswegen eher zusammenpassen.
- Mehr Anlehnung an Bewegungsmuster der Sozialraum-Analyse:
- In Pfarrei Mitte analog der Nord-Süd Bewegungen
- In Pfarrei Süd mehr Anlehnung an die Städte im Umkreis
- Relativ klare mögliche Zentren für die drei zukünftigen Pfarreien: Bad Vilbel für „Süd“, Friedberg für „Mitte“ , Butzbach und/oder Bad Nauheim für „Nord“
- Vergleichsweise gute Verkehrsverbindungen
- Relativ klare Zentren
- Die bisherigen kategorialen Dienste sind besser auf Nord und Mitte verteilt.
- „Süd“ richtet sich dabei laut Sozialraumanalyse für solche Angebote eher auf die Städte in der Nähe (Bad Homburg und Frankfurt.)
- Die relativ große Fläche der Pfarrei Mitte kann durch die sehr gute Verkehrsanbindung (Umgehungsstrecke B3 und die S6) kompensiert werden.
Modell 3 Nachteile:
- Künstliche Trennung von Bad Nauheim und Friedberg
- Vergleichsweise große Fläche in Mitte
Hintergründe zum Thema „Neue Pfarrei“
Zunächst sind die neuen Pfarreien Verwaltungseinheiten unter der Leitung eines Pfarrers mit einem Pfarrgemeinderat und einem Verwaltungsrat. Dies ist auch die Einheit, in der das Seelsorgeteam bestehend aus Geistlichen, Diakonen und Pastoral- oder Gemeindereferent*Innen tätig sein wird. Zu deren wichtigsten Aufgaben wird die Unterstützung der ehrenamtlich engagierten Laien in unterschiedlichsten Funktionen und Ämtern in ihrer Gemeinde vor Ort gehören. Kurzum - die neue, größere Pfarrei ist eine Gemeinschaft von mehreren Gemeinschaften. Sie versteht sich als Netzwerk unterschiedlicher Gemeinden und Kirchorte.
Die neue Pfarrei ist eine Einheit, in der das Pastoralteam und die Verwaltung professionell und effektiv zusammen arbeiten. Sie ist als Kirchengemeinde auch eine Wirklichkeit des Staatskirchenrechtes, eine „Körperschaft des öffentlichen Rechtes.“
Das heißt klar und eindeutig: Als eine Gemeinschaft von mehreren Gemeinschaften und als Netzwerk unterschiedlicher Gemeinden und Kirchorte, wird eben nicht alles zusammengelegt, sondern es besteht für die einzelnen heutigen Gemeinden die Chance auf größere Eigenständigkeit. Sofern die Aktiven vor Ort diese wollen und nutzen. Auch wichtig: Als Netzwerk, muss nicht jede Gemeinde alles machen, sondern man darf Schwerpunkte bilden.
Nächste Schritte
Dekan Stefan Wanske unterrichtet die Bistumsleitung vom Votum der Dekanatsversammlung - inklusive Vorgeschichte und Begründung. Er bittet die Bistumsleitung um Zustimmung, damit der Pastorale Weg im Dekanat auf Basis dieses Modells weitergehen kann.
Am 29. Mai 2020 findet im Rahmen der nächsten Dekanatsversammlung das „Halbzeitgespräch“ zum Pastoralen Weg im Dekanat Wetterau-West mit der Bistumsleitung statt. Bei dieser Versammlung steht auch der intensive Austausch über die bis dahin erfolgten Beratungen und Umsetzungen auf der Agenda. So kann die Dekanatsversammlung ggf. Teilprojektteams, Aufträge, verbindliche Vereinbarungen und ähnliches für die nächsten Monate beschließen.
Was haben wir bis 2021 zu tun? – Stichpunkte zum Pastoralkonzept
Das Dekanatsprojektteam macht einen Zeit- und Kommunikationsplan um die weiteren Aufgaben bis 2021 sinnvoll zu bearbeiten.
- Einführung zur Wahrnehmung des Sozialraums bzw. der Sozialräume im Dekanat
- Beobachtungen zur Bestandsaufnahme der Pastoral
- Aussagen zu den zukünftigen Schwerpunkten und Aufgaben
- Vorschläge zu folgenden Themen:
Zuschnitt der künftigen Pfarreien mit kurzer Begründung
Verortung des pastoralen Angebots im Netzwerk der verschiedenen Kirchorte
Personalverteilung für die Gemeindeseelsorge , notwendige Qualifikationen,
Vernetzung mit den Mitarbeiter(inne)n der Kategorialseelsorge
Bewältigung des Verwaltungsaufwandes und Verortung der zugehörigen Aufgaben
Substrukturen für Pfarrei- und Kirchenverwaltungs-Räte, Modelle für die
Leitung von Gemeinden und Kirchorte, zugehörige Unterstützungsmaßnahmen