Interviewprojekt im Dekanat Wetterau-West:Wie lebst Du? Was glaubst Du?
Fast 40 Freiwillige haben im 2 Halbjahr 2020 mit über 170 Personen Interviews über Lebens- und Glaubensfragen geführt.
Interviewprojekt im Dekanat Wetterau-West
Fast 40 Freiwillige haben im 2 Halbjahr 2020 mit über 170 Personen Interviews über Lebens- und Glaubensfragen geführt.
Einladung zum Dialog
Die Idee war schon seit dem Workshoptag (Link) im August 2019 präsent, denn da wurde ein ähnliches Projekt aus Ober-Ursel (Bistums Limburg) vorgestellt, was einiges an Interesse ausgelöst hat. Nur stand dekanatsweit dann zunächst die Frage nach den künftigen Pfarreistrukturen im Mittelpunkt, dann wurden viele Ideen von Corona gestoppt. Aber die Arbeitsgruppe Interviews hat nicht locker gelassen und im Sommer 2020 zu zwei vorbereitenden Workshops eingeladen. Zur großen Freude der Organisatoren kamen insgesamt fast 40 Ehren- und Hauptamtliche, die bereit waren, sich auf ihre Tätigkeit als Interviewer/innen vorzubereiten. Peter Hähn (Friedberg) berichtet von den Hoffnungen, die er in das Interview-Projekt gesetzt hat, „… weil ich hier eine gute Chance auf einen Dialog mit den Menschen innerhalb und außerhalb der kirchengemeindlichen Bevölkerung sah, auch um zu zeigen, dass sich gemäß den bischöflichen Fragen (Bekommen die Menschen was sie brauchen? Brauchen sie was sie bekommen?) Kirche ändert.“ Allerdings sieht er auch, dass die Pandemie nur eine teilweise Umsetzung zuließ.
Gespräche über Lebens- und Glaubensfragen
Natürlich ging es dabei nicht um eine repräsentative Umfrage und die Interviewer/innen haben auch keine wildfremden Menschen auf der Straße angesprochen, sondern sich in der Nachbarschaft oder Bekanntenkreis umgehört. Es wurden Interviews mit 110 Frauen und 64 Männern in allen Altersschichten geführt. Diese dauerten oft 30-60 Minuten und hätten auch ohne jede Auswertung ihren Wert gehabt. Denn wann nimmt man sich schon mal die Zeit, über Lebens- und Glaubensfragen zu sprechen. Dabei kamen wertvolle Stimmungsbilder heraus über das, was die Menschen im Glauben und im Leben bewegt.
Gespräche mit Jugendlichen
Ein eigener Aspekt war die Befragung von Jugendlichen. Daniela Munteschiniger (KJZ Wetterau): „Als Jugendreferentin war es mir wichtig, dass die Interview-Fragen für Erwachsene auch in jugendgerechter Sprache und Aufmachung erstellt wurden. Durch die Pandemie kam es jedoch nicht dazu, dass die Jugend-Fassung an die Jugendgruppen und Verbände verteilt wurde.“ Stattdessen führte sie Telefoninterviews und konnte zwischen der ersten und zweiten Corona-Welle auch in Präsenz Gespräche führen: „Ich setzte mich einfach in einen separaten Raum und lud diejenigen ein, die gerne mit mir sprechen würden. Dabei kamen sowohl kirchennahe, wie auch recht kritische Jugendliche/jungen Erwachsene zu Wort. Gerne hätte ich öfter die Gelegenheit zu solch einem Gesprächsangebot gehabt."
Inspiration für den Pastoralen Weg
Bei allem berechtigten Bedauern über die Corona-Einschränkungen sind die Ergebnisse außerordentlich interessant und sehr lesenswert aufbereitet. Es lohnt sich die Zusammenfassungen (unten im Downloadbereich) auf sich wirken zu lassen. Ein paar Schlaglichter:
- Gemeinschaft kann nicht erzwungen werden, bietet aber große Chancen.
- Glaube ist ein Schatz für viele Menschen. Diesen können wir selbstbewusst anbieten, ohne eingeschnappt zu sein, wenn unsere Angebote ausgeschlagen werden.
- In allen Generationen werden vor allem folgende Dinge (im Bezug auf Kirche vor Ort) betont: Toleranz, keine Vorurteile, niemanden ausschließen.
Michael Langer (Schulseelsorge St.-Lioba-Schule) betont die Zukunftsperspektive, die sich aus den Interviews ergibt: "Ich bin sehr dankbar, dass sich aus vielen Gemeinden des Dekanats Menschen gefunden haben, um die Leute zu befragen. Wir haben vielfältige Antworten bekommen, die in meinen Augen eine gute Inspiration für neue Wege in den neuen Strukturen sein können."
Dieses Engagement, diese Haltung der Offenheit gegenüber den Menschen, diese vielfältigen Antworten sind Inspiration, die den Pastoralen Weg weiter tragen wird.