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Erst beten, dann klettern

Foto Glauben teilen Kletterhalle

Es ist ein ungewöhnlicher Ort, an dem sich die Firmbewerber*innen der Pfarrgruppe „Bieberer Berg“ versammelt haben, um Christi Himmelfahrt zu feiern. Der Gottesdienst für die Jugendlichen findet in der Offenbacher „KletterBar“ statt, einer Kletterhalle, die seit 2015 in Betrieb ist.

Die steil aufragenden Wände, an denen verschiedenfarbige Klettergriffe und Sicherungselemente eingeschraubt sind, wirken Respekt einflößend. Die Höhe der Wände passt genauso zum Thema des Gottesdienstes wie die Hilfsmittel, mit denen sich die Kletterer vor einem Absturz bewahren.

Beten in der Kletterhalle

Ein Kletterseil und ein Karabinerhaken liegen auf dem Boden. Beide sind für den Aufstieg an der Wand unerlässlich – zusätzlich zum Helm und einer Person, die mit dem Seil den Kletterer sichert. Trotzdem erfordert es Kraft und vor allem Mut, die Wand zu „bezwingen“.

Zunächst hören die Jugendlichen die Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 1,1-11). Sie berichtet, wie Jesus seinen Jüngern, bevor er in den Himmel aufgenommen wird, den Heiligen Geist verspricht, der sie ermutigen soll, die Frohe Botschaft allen Menschen zu verkünden.

Beten in der Kletterhalle

Mut ist aber nicht das einzige Thema des Gottesdienstes. Es geht vor allem darum, dass sich, wer hoch hinaus möchte, absichern muss, um nicht abzustürzen und sich zu verletzen. Der Kletterer setze dabei, so hören die Jugendlichen im Impuls zur Lesung, auf Seil, Karabinerhaken und auf jemanden, der am Fuß der Wand steht und ihn hält, sollte er abrutschen und fallen.

Das alles spüre der Kletterer bei seinem Aufstieg nicht wirklich und doch ist es da. Wie eine Lebensversicherung. „So etwas brauchen wir nicht nur beim Klettern, sondern auch im Alltag. Menschen, die uns auffangen, wenn es turbulent wird“, sagt Sven Herget, einer der Katecheten und ausgebildeter Wort-Gottes-Feier-Leiter. „Auch der Glaube ist genau so etwas, das uns Halt im Leben gibt.“

Niemand klettere los, ohne sich vorher zu vergewissern, dass das Seil in Ordnung ist und die Karabinerhaken nicht verrostet sind, betont er. „Ebenso ist es beim Glauben. Der benötigt regelmäßig so einen Check, damit er dann, wenn er in einer Notsituation tragen soll, auch tragen kann. Das geht zum Beispiel durch Beten oder den Besuch von Gottesdiensten.“

Beten in der Kletterhalle

Wer sein Rüstzeug so in Schuss halte, könne darauf bauen, dass der Glaube trage, wenn es schwierig werde. Kein Kletterer begutachte sein Seil erst, wenn er schon am Berg unterwegs sei, sondern vorher, in Zeiten, in denen es noch nicht gebraucht werde, so Sven Herget. „Auch unser Glaube braucht die regelmäßige Pflege und Wartung vorher, immer wieder, nicht erst in einer schwierigen Situation.“

Als Erinnerung daran, die Absicherung des Glaubens regelmäßig aufzufrischen, bekommen die Jugendlichen einen kleinen Karabinerhaken, den sie an ihren Schlüsselbund hängen können.

Nach dem Gottesdienst ist dann der Mut der Jugendlichen und der Katecheten gefragt. Nach einer kurzen Einweisung in Kleingruppen machen die Jungs und Mädchen ihre ersten Kletterversuche an der steilen Wand. Erst vorsichtig, dann mit viel Spaß und Begeisterung. Und immer gut abgesichert – dank der entsprechenden Ausrüstung.


Sven Herget, PGR-Vorsitzender in Offenbach Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit