Betritt man die Vorhalle unserer Basilika, fällt ein prächtig verziertes Wappen über dem Mittelportal besonders ins Auge. In unregelmäßigen Abständen wird es sogar ausgetauscht.
Was hat dies zu bedeuten?
Das Emblem ist das Wappen des Papstes und es will uns nicht die Hoffnung machen, dass eine Papstreise einmal nach Seligenstadt gehen wird, sondern das Wappen setzt die Besucherinnen und Besucher über die Besonderheit unserer Basilika in Kenntnis.
Die Einhard-Basilika ist eine Basilica minor, eine päpstliche Basilika. Das Erkennungsmerkmal einer Basilica minor ist das Wappen des amtierenden Papstes oder auch des verleihenden Papstes über einem Portal.
Am 22. August 1925 wurde die Einhard- Basilika in Seligenstadt durch Papst Pius XI. in den besonderen Stand einer „Basilica minor” („kleinere Basilika“) erhoben - im Gegensatz zu den vier „großen“ Basiliken („Basilica major“) dem Petersdom, der Lateranbasilika, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern. Seit dem 18. Jahrhundert ist Basilica minor ein Ehrentitel, den der Papst einem bedeutenden Kirchengebäude verleihen kann. Die Verleihung des Titels „Basilica minor“ bezweckt die Stärkung der Bindung der einzelnen Kirchen an den römischen Bischof und soll die Bedeutung dieser Kirche für das Umland in besonderer Weise hervorheben. Bauliche Voraussetzungen gibt es für eine Basilica minor nicht. Dies können Basiliken im architektonischen Sinn sein, aber auch Zentral bauten. Mit Verleihung des Titels dürfen die Gebäude und die Fahnen der Kirche die gekreuzten Schlüssel tragen, wie sie auf dem Papstwappen zu finden sind. In unserer Diözese sind noch der Dom St. Peter und Paul (1925) in Worms, St. Maria, Petrus und Paulus (1929) in Niddatal-Ilbenstadt und St. Martin (1930) in Bingen eine Basilica minor. In Deutschland sind es insgesamt nur 79 Kirchen, die sich mit dem Wappen des Papstes schmücken dürfen.
Am 14. Mai 2025 veröffentlichte der Vatikan das neue Papstwappen. Das Wappen von Leo XIV. ist nahezu identisch mit seinem Wappen als Kardinal, jetzt ergänzt mit den Insignien der Papstwürde: der silbernen Mitra mit drei goldenen Bändern für die drei Gewalten des Heiligen Vaters: das Weiheamt, die Jurisdiktion und das Lehramt (Papst Benedikt XVI. war es, der die Tiara, die Papst-Krone, in eine Mitra änderte), die gekreuzten Schlüssel Petri: der goldene Schlüssel für das Himmelreich, der silberne für das irdische Reich und sein Wahlspruch „In illo uno unum“ - „In dem Einen sind wir eins“. Diese Worte stammen aus der Auslegung des heiligen Augustinus zu Psalm 127, worin er erklärt: „Obwohl wir Christen viele sind, sind wir in dem einen Christus eins.“
Das Wappenschild besteht aus zwei Teilen: Neben der silbernen Lilie auf blauem Grund, die an die Gottesmutter Maria erinnert, findet sich weiterhin ein rotes flammendes Herz, das von einem Pfeil durchbohrt wird, auf einem Buch. Das Buch ist ein Sinnbild für die Heilige Schrift und die Lehre, die Augustinus der Kirche hinterließ. Dieses Motiv ist schon seit dem 16. Jahrhundert im Ordenswappen der Augusti ner zu finden. Papst Leo XIV., selbst Augustiner, knüpft damit bewusst an diese Tradition an. Die marianischen und augustinischen Symbole und der Wahlspruch von Leo XIV. spiegeln seine tiefe Marienverehrung, seine Verbundenheit mit dem Augustinerorden und seine Hingabe an die Lehre des Heiligen Augustinus wider.