Schmuckband Kreuzgang

Wissenswertes über und um die Walldürn-Wallfahrt

erstellt von Gerhard Sattler 

 

Geschichte Kloster Engelberg

geografischer Name des Berges „Reulesberg“, abgeleitet von Rulesberg - Gerichtsberg

Anlage um 1300; in der Nähe existierte eine heidnische Kultstätte

Marienkapelle „das wundertätige Gnadenbild der freudenreichen Mutter Gottes“ aus dem 14. Jahrhundert; die Marienstatue wurde 1310 geschenkt

1406 erste päpstliche Ablassverleihung an Wallfahrer

1459 Bau der ersten Steinkirche

1618 bis 1648 (dreißigjähriger Krieg) Bau des Klosters durch Kapuziner

1639 Kirche von Anselm Kasimir von Wambold, Kurfürst und Erzbischof von Mainz, zu Ehren der heiligen Jungfrau und des heiligen Michael gestiftet

1697 Bau der Gnaden- (Marien-) sowie der Antoniuskapelle, architektonisch von außen Stil der Mendikantenkirche mit einfachem Dachreiter

seit 1728 auch Begräbnisstätte des fürstlichen Hauses Löwenstein-Rosenberg

1828 Übergabe an die Franziskanerpatres auf Anordnung König Ludwigs I.

1845 Bau der Fürstengruft im Nachbarraum; beherbergt die sterblichen Überreste der Mitglieder der Fürstlich-Löwenstein’schen Familie des Schlosses Kleinheubach; Ruhestätte des ersten Präsidenten der deutschen Katholikentage, Fürst Karl zu Löwenstein.

1899 erhält der Engelberg nach Umbau der sakralen Gebäude mit Geld der Fürstenfamilie sein heutiges Gesicht  

Altäre: Säulenhochaltar von 1909; Relief stammt von Josef Stärk aus Nürnberg; Seitenfiguren am Hochaltar: Abt Wendelin, Schutzherr des Landvolks und der heilige Sebastian, Patron gegen Pest und allerlei anderen Seuchen; Hauptgemälde zeigt den Engelskampf; Kreuzaltar stammt aus dem 18. Jahrhundert

1916 Klosterschänke zur Betreuung der Wallfahrer aus einem kleinen Verpflegungsstand vor der Klosterpforte entstanden

Wallfahrt "zum Heiligen Blut Christi" in Walldürn

Anlass (Blutmirakel) und Geschichte

um 1330   verschüttete der Priester Heinrich Ott versehentlich den Kelch. Auf dem Tuch bildete sich die Gestalt des Gekreuzigten und 11mal das Antlitz des Herrn ab. Er versteckte das Tuch im Altar; auf dem Sterbebett gab er das Geheimnis preis.

1408       wurde das Vorkommnis vom Bischof von Würzburg, Gerhard von Schwarzenberg überprüft und das Wallfahrten erlaubt 

1445       weitere Untersuchungen; Bulle vom 31. März 1445 von Papst Eugen IV. in St. Peter, Rom, mit besonderer Verehrung und Aufforderung zu Spenden; als Belohnung Ablass der Sündenstrafen von 3 Jahren und 3 Quadragenen für Oktav nach Fronleichnam erteilt

1920       wurde ein weißes Tuch aus Leinen hinter dem Korporale befestigt

1949 bis 1950     Untersuchung des Korporales durch den Frankfurter Restaurator und Konservator Adolf Weber-Scheld

am 23. März 1950    wurden das am 01. März mittels Quarzlampenbestrahlung photographisch festgehaltene sichtbare Bild des gekreuzigten Heilands sowie die 11 Veronika-Bilder als Vergilbung und das Vorkommnis als historisches Fundament bestätigt


Historie der Wallfahrt

1330       1. Wallfahrt

ab 1400  Verehrung des Blutkorporales in der Wallfahrtskirche

ab 1450  wurden Gebetserhörungen und Opferleistungen in einem Mirakelbuch dokumentiert

ab 1456  sind die großen Wallfahrten bezeugt

um 1500 1. Wallfahrtsblüte

1521 und 1530  Pest in der Umgebung von Walldürn

1523 bis 1526  Unterbrechung durch Bauernkrieg, Reformation des mittelalterlichen Gesellschafts- und Glaubensgefüges

1525       plündert ein Bauernheer unter Götz von Berlichingen u. a. die Amtkellerei in Wlldürn und verbrannte alle Akten

17.01.1571 Beglaubigung einer Abschrift der Bulle von 1445 durch Amorbacher Notar Wunibald Dechelmann

1571       Wiederbelebung der Wallfahrten durch Pfarrer Leonhard Krafft trotz seines „ungeistlichen Lebenswandels“

1596       9.000 bis 10.000 Pilger

ab 1600  Wallfahrten auch aus weiterer Entfernung bis zu 3 Tage (1607 aus Würzburg und Neckarsulm, 1618 aus Aschaffenburg)

1620       20.000 bis 30.000 Pilger

1624       eigener Ablass aus Rosen; Würzburger Wallfahrt mit 1.500 Personen

ab ca. 1630 Kapuziner als Wallfahrtsseelsorger

1690       40.000 bis 50.000 Wallfahrer

1728       bis 7.000 Messen und 116.000 Kommunionen

außerordentliche Entwicklung der Wallfahrten wurde von Papst Urban VIII. mit einem vollkommenen Ablass gewürdigt;
Gebet der Pilger sollte vor allem der Einigkeit der christlichen Völker und der Beseitigung des Unglaubens dienen.

Hauptwallfahrtszeit war ab Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit - ab 1674 zwei Wochen, ab 1864 drei Wochen, 1930 auf vier Wochen ausgeweitet  

1680 bis 1780 Höhepunkte an Wallfahrtsbeteiligungen – um 1690 40-50.000 Pilger

1772       Verbot der Wallfahrt durch Fulda

1788       Verbot der Wallfahrt durch Mainz - Gründe: größere Gefahr der Unschuld durch längerem Umgang und Beisammensein ohne Aufsicht unter Unbekannten, Minderung der Schamhaftigkeit und Ehrbarkeit

um 1795 ca. 130.000 Teilnehmer

18. Jahrhundert     Heilige Römische Reich bis 1806 wie ein Flickenteppich; in Abhängigkeit des Herrschaftsgebietes durften Pilger auf fremden Gebieten nicht laut beten und singen; auch musste die Pilgerfahne eingerollt werden.

Kleidung der Pilger um 1806: Wanderstab, ein Sack mit Lebensmitteln, einen großen Strohhut für die Frauen

1807 und 1808: Wallfahrten wurden auf Drängen des Großherzoglichen Innenministeriums in Darmstadt unter Androhung strenger Strafen eingestellt (Grund: Not durch die Napoleonischen Kriege)

17.12.1857: Anweisung des Bischof Ketteler von Mainz, dass kein Zug ohne Begleitung eines Geistlichen geht; außerdem war zu melden, wo und wann sich die Wallfahrer sammeln

12.06.1873: Teilnahme des Mainzer Erzbischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler an der Wallfahrt

1901       Gewährung eines vollkommenen ewigen Ablasses durch Papst Leo XIII.

1913 und 1914 jeweils 28.000 – 30.000 Pilger

1919       25.671 Kommunionen (davon 19.360 Frauen)

1923       ca. 26.000 Kommunionen

seit 1967 wird die jährliche Wallfahrt unter ein der Heiligen Schrift entnommenes Gesamtthema gestellt

1970       Neuaufschwung des Wallens mit teilweiser Verdoppelung der Teilnehmerzahlen

Geschichte Walldürns

13.10.794       Gründung des Ortes „Dürn“, auch „Durne“ bezeichnet

ab 1294          weltliche Gewalt durch Erzbischof von Mainz; kirchlich zu Würzburg gehörend

1423              Ortsname „Waltdürn“

1712              1.133 Einwohner

1787              1.481 Einwohner

ab 18. Jahrh.  Wallfahrtsmarkt um die Kirche

1827              Eingliederung in das Erzbistum Freiburg

1887              Walldürn wurde Bahnstation

Wallfahrtskirche St. Georg in Walldürn

1335       1. gotische Kirche „Georgskirche“ mit 3 Altären (Hauptaltar, Marienaltar von 1335, „Corporis Christi“ = Wallfahrts-/Blutaltar)

1497       Konsekration der umgebauten und erweiterten Kirche mit 5 neuen Nebenaltären

1619 bis 1626 Bau eines neuen Blutaltars unter Pfarrer Jacobus Hoffius aus Alabaster durch den Walldürner Bildhauer Zacharias Juncker aus Walldürn; die Alabasterreliefs der Retabel und die Bilder der Schreinflügel wurden 1622 bis 1626 geschaffen

1615 bis 1625 Bau wurde aufgrund des großen Andrangs ein 2. Blutaltar vor der Kirche aufgeschlagen

1626       Erweiterung der Wallfahrtskirche und Anbau einer neuen Blutkapelle durch den Würzburger Baumeister Hans Heß

1631 bis 1634  Plünderungen und Kontributionen durch Schweden

1633       „weimarische Plünderungen“

1643       Plünderungen durch „hessisches Quartier“

1651       Restaurierung des Blutaltars durch Zacharias Juncker und Sohn

1654       Weihe von 3 Altären, die im Krieg entehrt worden waren

1658       Grundsteinlegung für ein Kloster der Kapuziner, das nach 1830 zum Großteil abgerissen wurde

1698 bis 1728 Umbau der gotischen Kirche; Auftraggeber und Förderer war der Kurfürst und Erzbischof Lothar Franz von Schönborn aus Mainz; für die Planung und Bauleitung waren Lorenz Gaßner von Amorbach, Veit Schneider, Johann Weydt, Peter Walser und Nikolaus Nussbaum verantwortlich; als Gutachter war Johann Leonhard Dientzenhofer tätig. Die Deckenausmalung wurde von Giovanni Francesco Marchini, der Stuck von Georg F. Hennicke nach Vorlagen von Jean Berain gefertigt. Der Entwurf des Hochaltares stammt von Christian Mayer und wurde von Melchior und Johann Georg Paulus ausgeführt; im Einweihungsjahr 116.000 Kommunikanten.

1719       Schenkung einer metergroßen silbernen Monstranz durch Erzbischof Lothar Franz von Schönborn

1722 bis 1730 Bau der Kanzel sowie der Orgel

1728       Konsekration der jetzigen Kirche durch Weihbischof von Mainz und Weihe von 8 Altären

1883 bis 1889 erstmalige Renovierung der Wallfahrtskirche

ab 13.05.1938 Betreuung der Gnadenstätte und der Pfarrei durch Augustiner (Pater Josef Eckstein),
seit 01.08.2007 durch die Franziskaner.

1960       Renovierung

1962       Wallfahrtskirche von Papst Johannes XXIII. zur Basilika minor erhoben.

Quellenverzeichnis u. a.:

  • „650 Jahre Wallfahrt Walldürn“ – Prof. Dr. Peter Assion – Badenia Verlag Karlsruhe 1980
  • „Ortschronik für die Stadt Seligenstadt I. und II. Band“ – Franz Hell (Kirchenvorstandmitglied, Mitglied des „Historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen“ und Betreiber einer Drogerie)
  • „Wallfahrt nach Walldürn – Pilger aus Ober-Roden auf dem Weg zum Heiligen Blut“ - Johann Feith