Die Glockengeschichte der Einhardbasilika St. Marcellinus und Petrus in Seligenstadt:
Die Basilika bekam 1050 zwei Glockentürme und 1250 den sogenannten „Engelsturm“ über der Vierung, sowie den spätromanischen Hochchor. Der Engelsturm nahm zur Einweihung 1296 die von Meister Albraht zu Ehren der Märtyrer gegossene Hauptglocke auf. 1909 wurde ein neues Geläute angeschafft – dies hat den 1. Weltkrieg nicht überlebt.
Geschichte des jetzigen Geläutes:
Die vier größten Glocken wurden im Jahre 1925 von der Gießerei Ferdinand Otto in Bremen - Hemelingen als Ersatz für das im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen Geläute gegossen. 1942 mussten diese Glocken zu Kriegs-Zwecken abgeliefert werden. Sie haben aber den Weltkrieg unbeschadet auf dem sogenannten Hamburger „Glockenfriedhof“ überstanden und kehrten 1947 wieder nach Seligenstadt zurück. 1950 wurde von Otto noch eine fünfte Glocke dazu gegossen. Die größte Glocke hängt allein im Südturm in einem Holzglockenstuhl aus dem Jahre 1909; die anderen vier Glocken sind in einem Stahlstuhl im Nordturm untergebracht. 1999 kam eine sechste Glocke durch den „ Arbeitskreises Glocke 1599“ hinzu. Es ist der Nachguss einer Renaissance – Glocke aus dem Jahr 1599, die Hieronymus Hack aus Aschaffenburg für das Rathaus in Seligenstadt lieferte. Sie wurde aber nach dem letzten Weltkrieg so stark beschädigt, so das eine Schweißung nicht mehr möglich war. Heute steht die Glocke von 1599 im Landschaftsmuseum Seligenstadt. Der Nachguss dieser Glocke wurde von der Gießerei Rincker / Sinn hergestellt und hängt zur Zeit alleine im Engelsturm in einem Holzglockenstuhl aus dem Jahr 1296, der bis 1909 sechs Glocken trug.
Daten zu den Glocken der Basilika Seligenstadt
Name der Glocke: | Ton: | Gewicht: | Durchmesser: | Giesser: | Gussjahr: |
St. Marcellinus & Petrus | b´ 0 | 3300´kg | 174 cm | Otto | 1925 |
St. Maria | des´ | 2100 kg | 144 cm | Otto | 1925 |
St. Johannes | es´ | 1600 kg | 127 cm | Otto | 1925 |
St. Bartholomäus | f ´ | 1300 kg | 110 cm | Otto | 1925 |
St. Laurentius | as´ | 650 kg | 98 cm | Otto | 1950 |
St. Benedikt | b´ | 410 kg | 86 cm | Rincker | 1999 |
Die Geschichte der Glockenfreunde begann mit dem Zunft- und Handwerkermarkt im Mai 1997.
Drei ehemalige und geschichtsinteressierte Messdiener der Pfarrei St. Marcellinus & Petrus entdeckten dabei die von Hieronymus Hack 1599 gegossene Glocke in der Klosterscheune, die dort im Hintergrund lagerte. Sofort war klar, dass man so eine schön verzierte Glocke nicht einfach in der Scheune belassen kann. Wegen der starken Beschädigung war ein Aufhängen der Glocke nicht möglich. Zunächst wurde daher die Idee verfolgt, die Glocke auf der Klosterwiese auszustellen. Die zufällige Begegnung mit dem Glockensachverständigen der Diözese Mainz änderte den Plan. Dieser bestärkte den Arbeitskreis, die Glocke durch einen Spezialbetrieb in Nördlingen restaurieren zu lassen und wieder aufzuhängen. Das neue Ziel lautete daraufhin: Sanierung und läutbare Aufhängung der Glocke bis zum 400-jährigen Jubiläum im Jahr 1999.
Dank des starken Interesses und der Spendenfreudigkeit der Seligenstädter wurde die hohe Kostenhürde relativ schnell überwunden. Das Projekt konnte nach dem Guss einer Replik (wegen Materialfehlern im Original) pünktlich zum Jubiläumsjahr abgeschlossen werden. Zu diesem Ereignis gab der Arbeitskreis unter Mithilfe des damaligen Stadtarchivars erstmals ein Infoheft über die Geschichte der Glocken Seligenstadts heraus. Die Nachfrage aus der Bevölkerung war so groß, dass die Auflage innerhalb weniger Tage ausverkauft war und ein Nachdruck beauftragt werden musste. Ferner wurde unter Mitwirkung des Glockensachverständigen mit der Pfarrei erstmals die noch heute gültige Läuteordnung für die Basilika entwickelt.
Der Arbeitskreis realisierte noch zwei weitere Glockenprojekte in Seligenstadt:
Der Neuguss der Wendelinus- und Josefsglocke und deren Aufhängung. Diese beiden Glocken wurden am 1. September 2006 im Kloster Seligenstadt durch Bruder Michael gegossen und in den Folgejahren nach der Weihe in der Wendelinuskapelle beziehungsweise im St. Josefshaus aufgehängt. Aus den beiden Dachreitern wird seitdem das tägliche Angelusläuten von der Basilika verstärkt. Zu diesem Anlass wurde erstmals die Tradition des Glockenbeierns durch die Glockenfreunde in Seligenstadt eingeführt und seither jährlich zum Erzengelfest (29. September) an der Basilika wiederholt. Zum jährlichen Orgel- und Glockenkonzert erweitern sechs bis acht Musiker den Kreis der Glockenfreunde. Gerne dürfen sich Interessenten jederzeit den Glockenfreunden anschließen.
Weitere Informationen sowie Kontaktdaten erhalten Sie unter www.glockenfreunde.de
Thomas Knapp
Spendenkonto:
Pfarrei St. Marcellinus und Petrus
IBAN: DE66 5065 2124 0001 0023 02
Sparkasse Langen-Seligenstadt
Verwendungszweck: "Glockenfreunde"